Der österreichische Historiker und Osteuropa-Experte Hannes Hofbauer spricht morgen Abend im Pfaffenhofener Hofbergsaal.
(ty) Die ehemalige Moskau-Korrespondentin der ARD, Gabriele Krone-Schmalz, kritisiert, dass, wer Verständnis für das heutige Russland und die Politik seines Präsidenten Putin habe, schnell ausgegrenzt werde. Ein „Feindbild Russland“ in den Köpfen der Politiker und der Leitmedien beklagt auch der österreichische Historiker und Osteuropa-Experte Hannes Hofbauer. Am morgigen Freitag, 19. Mai, spricht Hofbauer um 19.30 im Pfaffenhofener Hofbergsaal.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der deutschen Wiedervereinigung hat sich die Nato mit dem Einschluss der Staaten Osteuropas und des Baltikum weit nach Osten ausgedehnt. Eine weitere Ausdehnung versteht das wiedererstarkte Russland als Bedrohung und will sein Präsident Putin nicht mehr hinnehmen. Dieser Interessen-Gegensatz kann sehr schnell zu militärischen Konfrontation führen, wie James Stavridis, Nato-Oberbefehlshaber in Europa von 2009 bis 2013, im Vorwort zu dem Buch „2017. War with Russia“ geschrieben hat.
„Von allen geopolitischen Gefahren, denen sich die Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert gegenübersehen, ist der Wiederaufstieg Russlands unter Präsident Putin die gefährlichste“, so Stavridis . „Unter Präsident Putin hat Russland einen gefährlichen Kurs eingeschlagen. Sollte es ihm erlaubt werden, damit fortzufahren, wird dies zwangsläufig zu einer Kollision mit der Nato führen. Und das wird einen Krieg bedeuten, der schnell auch atomar geführt werden könnte.“
Bereits im Jahr 2014 warnten 60 namhafte Persönlichkeiten, unter ihnen der frühere Bundespräsident Roman Herzog und der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder, vor einem Krieg in Europa. In einem gemeinsamen Aufruf forderten sie eine neue Entspannungspolitik. Davon scheinen wir derzeit weit entfernt. Zum Konflikt um die Ukraine ist der Krieg um Syrien gekommen, in dem beide Seiten unmittelbar militärisch involviert sind. Eine neue Aufrüstungsspirale und ein Wirtschaftskrieg mit gegenseitigen Sanktionen sind bereits im Gange. Grund genug, sich mit dem neuen und doch so alten „Feindbild Russland“ auseinanderzusetzen.
Hannes Hofbauer wurde 1955 in Wien geboren. Er studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte, arbeitet als Publizist und Verleger. Hofbauer hat zahlreiche Bücher zur sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in den osteuropäischen Ländern veröffentlicht, darunter im vergangenen Jahr „Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung“. Veranstalter des morgigen Vortrags mit Diskussion ist der Pfaffenhofener Verein „Freunde von Valjevo“.