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Im Rennen um den Ingolstädter OB-Posten bekommt Veronika Peters Unterstützung vom Pfaffenhofener SPD-Kreischef Markus Käser. Das verspricht einen Aufsehen erregenden Wahlkampf. Käser sieht indes eine Chance für die ganze Region.

Audio-Podcast: "Entscheidend für die Region" – Interview mit Markus Käser

Von Tobias Zell

Als der politisch völlig unbeleckte Thomas Herker im Jahr 2008 – er wird heute 35 – scheinbar aus dem Nichts den langjährigen CSU-Amtsinhaber Hans Prechter vom Thron stieß und neuer Bürgermeister von Pfaffenhofen wurde, galt einer als Baumeister dieses Erfolgs: Markus Käser (38), im Hauptberuf Inhaber einer Werbeagentur und gelernter Erzieher, ist bekannt für pfiffige Ideen, die Aufmerksamkeit schaffen und polarisieren. Nebenbei verkörpert Käser die Sozialdemokratie in Landkreis wie kein anderer. Er ist SPD-Kreischef, SPD-Regionalvorsitzender, SPD-Stadtrat und SPD-Fraktionschef in Pfaffenhofen, Wirtschaftsreferent der Stadt und nicht zuletzt Boss des SPD-Ortsvereins. Die Wahlkämpfe, hinter denen Käser steckt, sorgen für Schlagzeilen. Denn sie sind darauf angelegt. Da werden Grabsteine aufgestellt, Wahl-Schlappen verteilt oder Burger gegrillt. Mancher schüttelt den Kopf, aber Aufmerksamkeit ist erst einmal gewiss. In Ingolstadt könnte es bald ähnlich Aufsehen erregend zugehen. Denn Käser unterstützt Veronika Peters, die OB-Kandidatin der SPD, in deren Wahlkampf.

Ist also Käser, der manchmal so gar nicht politisch daherkommt, der Querdenker und doch Obersozi, jetzt der Wahlkampfmanager von Veronika Peters?  Auf diese Frage antwortet er ungewohnt vorsichtig. „Die SPD Ingolstadt hat mich eingeladen mitzuhelfen. Und ich helfe gerne mit. In erster Linie für Veronika Peters. Aber auch für die SPD Ingolstadt“, sagt er. „In zweiter Linie bin ich Kreisvorsitzender des SPD-Kreisverbandes Pfaffenhofen, dessen gesamter Vorstand ebenfalls den Weg der stärkeren Kooperation gehen will.“

Selbstironisch zog Käser in den Landtagswahlkampf und unterlag dem CSU-Kandidaten Karl Straub. Mit seinem Ergebnis ist er dennoch zufrieden.

Käser mag nicht vorpreschen, das merkt man. Dabei ist Zurückhaltung für gewöhnlich seine Sache nicht. Aber die Ingolstädter Genossen haben mit der Nominierung von Veronika Peters ebenso Mut bewiesen, wie mit der Entscheidung, Käser ins Boot zu holen. Deshalb ist es für den Schanzer SPD-Vorstand vermutlich angebracht, den Genossen nun den frischen Wind in homöopathischen Dosen ins Gesicht zu blasen. Und heute Abend findet um 18 Uhr im Gewerkschaftshaus erst einmal die Aufstellungsversammlung statt.

Deshalb bleibt vermutlich auch Käser vorerst bemerkenswert vorsichtig. Natürlich unterstütze man, unterstütze er, aus Pfaffenhofen die Ingolstädter SPD-Kandidatin. Denn die Entwicklung von Ingolstadt sei entscheidend für die gesamte Region, betont Käser. Ingolstadt müsse sich künftig als „Freundin“ der Region, der umliegenden Landkreise sehen. Von der „Initiative Regionalmanagement“ (Irma) halten Käser & Co. in Pfaffenhofen bekanntlich nicht viel – zumindest nicht in der Form, wie sie sich bislang präsentiert hat. Das Irma-Motto „IngolStadtLandPlus“ hat Käser bislang höchstens zu dem Reim „IngolStadtLandPlus – Schluss mit dem Stuss“ inspiriert, keineswegs aber zu Begeisterung verleitet.

Die CSU-Wahlschlappe war eine der Ideen, mit der die Pfaffenhofener Ideen für Aufsehen sorgte.

„Wir wollen ein gemeinsame Regionalmanagement“, stellt Käser klar, „aber eines, welches alle Bürger der Region mit dem Herzen mittragen können“. Egal, ob aus der Hallertau, aus dem Spargelland, aus dem Donaumoos , aus dem Altmühltal, aus dem Jura oder aus der jungen modernen Großstadt Ingolstadt, betont er immer wieder, „wer unsere Region wirklich kennt, liebt, und darin lebt, wer den Charme und Charakter unserer Landschaften, Städte und Dörfer erlebt hat, der kann und wird ein ehrlicher Botschafter unserer Region sein“. Regionale Kooperationen könne man nicht von oben verordnen – genau so wenig wie Olympische Spiele, sagt Käser und beeilt sich zu ergänzen: „Wir stehen ohne Wenn und Aber zur Kooperation der Landkreise in der Region und zur Notwendigkeit von Regionalmanagement. Und wir hoffen nun auf eine neue Chance mit Veronika Peters als OB in Ingolstadt.“

Denn mit einer möglichen Oberbürgermeisterin Veronika Peters für Ingolstadt verspricht sich Käser, dass sich auch für das Umland einiges ändert. Es gebe jedenfalls wichtige Themen anzupacken, die man nur gemeinsam und regional lösen könne: infrastrukturelle Themen im Allgemeinen und  Verkehrs- und Energiethemen im Speziellen nennt er da.

Hinzu kommt die Sympathie, die Käser unverkennbar für die Geschäftsfrau Veronika Peters hegt und die ihm ein Engagement auf der Schanz keinesfalls erschwert. Er lobt die OB-Kandidatin der SPD, die übrigens kein Parteimitglied ist, in den höchsten Tönen. Ihr vielfältiges Interesse, ihre Erfahrungen im erfolgreichen Familienunternehmen, ihr soziales Engagement, ihre kulturelle Beschlagenheit. Es sei für so manchen Mitbewerber schwer, da mithalten zu können, findet Käser. Und wenn man ihn so reden hört, dann wird man den Eindruck nicht los, als sei er schon voll dabei, Wahlkampf für die ehemalige Stadträtin der Freien Wähler zu machen.

Als Käser im Jahr 2008 die Strippen im Wahlkampf von Thomas Herker in Pfaffenhofen zog, sorgte schon der Auftakt für Furore. Mitten auf dem Hauptplatz bauten die Genossen den „Friedhof der Versäumnisse“ auf. „Aufgereihte Gräber sollten symbolisieren, welche guten Ideen und sich bietende Chancen von der zuvor 18 Jahre langen Unentschlossenheit und Uneinigkeit der Mehrheitsfraktionen im Stadtrat beerdigt wurden“, berichtet Käser und spricht heute noch von einer gelungenen Provokation. An die ersten „Blasphemie-Schreie“ erinnere er sich noch gut.

 

Der "Friedhof der Versäumnisse" bildete 2008 den Auftakt des Kommunalwahlkampfs der Pfaffenhofener SPD – am Ende wurde der politische Newcomer Thomas Herker zum Bürgermeister gewählt. Heute wird Herker 35 Jahre alt.

Ein Grabspruch am Eingang des Friedhofs sollte, so hatte sich die SPD das ausgedacht, Hoffnung geben, dass nicht alle Projekte für immer und ewig gestorben sein müssen: „Wir liegen hier im Totengarten und müssen auf bessere Zeiten warten", stand da, während in den umliegenden Gräbern zum Beispiel die Verkehrsplanung, das Hallenbad und die Innenstadt beerdigt lagen. Ein Wahlkampf-Aufreger, der genauso gut von den Werbe-Machern von Media-Markt, Saturn oder Sixt hätte stammen können.

„Vergleicht man Wahlkampf mit Marketing, gibt es viele Parallelen“, sagt Werbefachmann Käser. Wer meine, Marketing sei ausschließlich das Produzieren bunter Bilder, der liege genauso falsch, wie derjenige, der glaube, Wahlkampf bedeute in erster Linie Plakate zu kleben und ein paar Wahlveranstaltungen zu organisieren. „Nein, guter Wahlkampf und authentisches Marketing fangen schon viel früher an“, sagt Käser. „Auch geht es nicht nur um das eine Thema, sondern vielmehr um die feinfühlige Erfassung der Gefühls- und Problemlage vor Ort sowie die pointierte Präsentation der eigenen Ideen.“ Käser & Co. warfen deshalb bereits Monate vor der Kommunalwahl Senftüten in alle Briefkästen der Pfaffenhofener und starteten eine Dialogtour durch die Stadt- und Ortsteile. Denn die Leute sollten ja ihren Senf dazugeben.

„Für Veronika Peters werden wir uns genauso etwas Passendes einfallen lassen“, prophezeit Käser im Gespräch mit unserer Zeitung. Es waren damals aber nicht nur Grabsteine und Senftüten: Auf dem Wochenmarkt wurde die mittlerweile in ganz Bayern bekannte „CSU-Wahlschlappe“ verteilt: Badelatschen mit SPD-Logo.

Kürzlich sorgte eine Käser-Aktion sogar deutschlandweit für Schlagzeilen. Der im Bundes- und Landtagswahlkampf initiierte „Burgerdialog“ wurde in einer ZDF-Reportage behandelt. Nach dem Motto „Ohne Mapf, kein Kampf“ rückten die SPD-Kandidaten Markus Käser (Landtag) und Florian Simbeck (Bundestag) aus, um Burger zu grillen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen – Burgerdialog. Von der TAZ über die SZ  bis hin zum Bayerisches Fernsehen reichte das Medienecho. Und Käser ist stolz darauf, als einziger Landtagskandidat der Bayern-SPD von der BR-Rundschau vorgestellt worden zu sein. Auch die Nachrichtenagentur Reuters hatte den Grill-Einsatz im Rahmen eines Kinderfests der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des TV in Müchsmünster begleitet.

Käser und Simbeck beim medienwirksamen Burgerdialog.

Weder für Simbeck noch für Käser reichte es am Ende zum Gewinn des Direktmandats. Beide gingen an die CSU. Aber Käser verweist auf die beiden SPD-Ergebnisse und ist dennoch zufrieden. Dazu steht er. Alles andere hätte auch seinem eigenen Wahlkampf-Slogan widersprochen, der in selbstironischer Anspielung auf seine Statur lautete: „Kein Hals, aber Rückgrat.“

Zum Jubiläum der deutschen Sozialdemokratie wurden die Genossen in Pfaffenhofen heuer schauspielerisch tätig. Sie schlüpften in verschiedene Rollen und brachten Ereignisse aus 150 Jahren SPD in der Kreisstadt in Erinnerung. Spielorte waren nicht nur die Straßen, sondern auch Örtlichkeiten, die mit der Sozialdemokratie verbunden sind, beispielsweise die alte „Folterzelle“ im Rathaus. Alle Szenen basierten auf wahren Begebenheiten. Die insgesamt über 500 Teilnehmer begegneten dem Bezirksamtmann Ruhwandl, der einst das Tragen der roten Fahne unter Strafe stellte und eine Wirte-Intrige anzettelte, nahmen an einer geheimen „Wühlerversammlung“ im Stegerbräu teil, erlebten die Ausrufung der Republik vom Rathausbalkon, wurden Zeuge einer Sozi-Deportation, sahen die Geburtsstätte der Bayern-SPD, wurden vom US-Ortskommandanten Ldt. Captain Edwin A. Durham entnazifiziert und waren Teilnehmer einer „Stoppt Strauß“-Demonstration oder wandelten durch den oben genannten Friedhof der Versäumnisse aus dem Herker-Wahlkampf.

Was genau die Ingolstädter Sozialdemokraten und Käser für den Wahlkampf von Veronika Peters aushecken, ist noch geheim. Denn weder will man freilich den Kontrahenten die Möglichkeit geben, sich vorzubereiten, noch soll durch frühzeitige Ankündigung der Überraschungseffekt geschmälert werden. Doch eines lässt Käser schon durchblicken. Nicht nur, weil der Wahlkampf auch in die Faschingszeit fällt, dürfe man mit der einen oder anderen ungewöhnlichen Aktion rechnen. Es sei das Wesen von Veronika Peters, die Dinge auf den Punkt zu bringen und klare Kante zu zeigen, so Käser. Und das werde sich auch in den Wahlkampf-Aktionen widerspiegeln.


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