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Ausschreitungen, Spielunterbrechung, Schüsse aus Frust: Rund um das Relegations-Match zwischen 1860 München und Jahn Regensburg hatte die Polizei gestern alle Hände voll zu tun. Eine Zusammenfassung.

(ty) Am gestrigen Abend fand ab 18 Uhr in der Münchner Allianz-Arena das Fußball-Relegationsspiel zwischen dem hiesigen TSV 1860 und dem SSV Jahn Regensburg vor 62 000 Zuschauern statt. Das Hinspiel endete 1:1, gestern nun siegten die Regensburger mit 2:0. Damit steigen die Löwen in die Dritte Liga ab, während der SSV Jahn den Aufstieg feiern darf. Soweit zum Sportlichen. Abseits des Platzes hatte die Polizei gestern alle Hände voll zu tun, die Begegnung musste sogar vom Schiedsrichter für zwölf Minuten unterbrochen werden. Aus dem Münchner Polizeipräsidium wurde heute eine Zusammenfassung der Ereignisse im und um das Stadion veröffentlicht.

 

Bereits in der Vorspielphase zündete demnach eine bislang unbekannte Person im Bereich der Esplanade einen pyrotechnischen Gegenstand an. Außerdem wurde beobachtet, wie ein 25-jähriger Anhänger des TSV 1860 von einem abgestellten Einsatzfahrzeug der Polizei ein Magnetschild klaute. Der Mann wurde festgenommen.  

Während des Anmarsches von Regensburger Fans mussten am Marienplatz gegen Löwen-Anhänger fünf Platzverweise ausgesprochen werden, weil diese ständig versuchten, die Regensburger zu provozieren. „Insgesamt musste von den Beamten in der Vorspielphase sechs Mal gegen Heimfans und elf Mal gegen Gastfans unmittelbarer Zwang angewendet werden, um gegenseitige Provokationen zu unterbinden“, berichtet die Polizei.

 

In der 70. Spielminute zündeten derzeit noch unbekannte Täter das Ballfangnetz in der Nordkurve an. Das Netz verschmorte dadurch auf einer Fläche von 30 auf 30 Zentimetern. Nur acht Minuten später zündeten mehrere Heimfans in der Nordkurve ihre Schals an, darüber hinaus wurden Fahnenstangen und ein pyrotechnischer Gegenstand auf das Spielfeld geworfen. Aus diesen Gründen musste das Spiel durch den Schiedsrichter für zwölf Minuten unterbrochen werden.  

„Während dieser Unterbrechung rissen Löwen-Fans mehrere Sitzschalen aus ihren Verankerungen und warfen die Schalen auf Polizeibeamte, die zur Unterbindung von weiteren Sicherheitsstörungen im Bereich der Nordkurve eingesetzt waren“, heißt es weiter. Durch diese Würfe seien zehn Beamte leicht verletzt worden. Um zu verhindern, dass weitere Sitzschalen auf die Gesetzeshüter geworfen wurden, mussten Beamte fünf Mal das Reizstoffsprühgerät einsetzen. Zur Ermittlung der Sachbeschädigungen, gefährlichen Körperverletzungen und weiteren Straftaten wurden die entsprechenden Videoaufnahmen für die weitere Auswertung gesichert.

 

Nachdem das Spiel fortgesetzt worden war, kam es noch vereinzelt zu Würfen von Fahnenstangen und Sitzschalen in Richtung Spielfeld, wodurch aber glücklicherweise niemand verletzt wurde. Nach Beendigung des Spiels verblieben die Ultra-Gruppierungen der 1860-Fans noch etwa 15 Minuten im Stadion, das sie schließlich in Kleingruppen verließen. Etwa 150 Personen versuchten anschließend im Bereich der Zufahrt wieder in das Stadion zu gelangen, was durch ein starkes Polizei-Aufgebot verhindert werden konnte. „Hier musste mehrmals der Einsatzstock und einmal ein Reizstoffsprühgerät eingesetzt werden“, teilte die Polizei mit. Die Fans konnten dem Bericht zufolge von den Beamten weggeschoben oder -gedrückt werden, somit konnte ein Eindringen in das Stadion verhindert werden.  

Ein Anhänger des TSV 1860 warf einen Stuhl auf Polizeibeamte und wurde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung festgenommen.  Zudem wurden fünf Heimfans wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs  festgenommen. Eine Gruppe von etwa 50 Anhängern versammelte sich gegen 21 Uhr vor der Geschäftsstelle des TSV 1860 München. Die Anhänger taten verbal ihren Unmut über den Ausgang des Spiels kund. Zu Straftaten kam es hier laut Polizei aber nicht.

 

Insgesamt mussten zehn Personen vorläufig festgenommen werden. Ihnen werden versuchte gefährliche Körperverletzungen, Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch, Beleidigung und Diebstahl vorgeworfen. Um sämtliche Straftaten aufzuklären wurde beim zuständigen Kommissariat der Kripo – mit Unterstützung der Beamten, die sich um die Fan-Szene kümmern – bereits eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich am Abend nach dem Spiel in der Gemeinde Haar. Gegen 21.30 Uhr wurde die Einsatzzentrale darüber informiert, dass in der St.-Konrad-Straße ein alkoholisierter Mann mit einer Schusswaffe drei Mal auf einen Holzstoß geschossen habe.  Es konnte ermittelt werden, dass es sich bei dem Mann um einen 42-Jährigen handelte, der am späten Abend in seiner Wohnung angetroffen und gesichert werden konnte. Er gab laut Polizei an, aus Frust über den Ausgang des Fußball-Spiels mit einer Gaspistole auf den Holzstoß gefeuert zu haben. Ein Alkoholtest ergab annähernd zwei Promille Alkohol im Blut des eingefleischten Löwenfans. Nach den polizeilichen Maßnahmen wurde der Mann wieder entlassen. Die Kriminalpolizei wird entsprechende Ermittlungen gegen ihn einleiten.


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