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An diesem Wochenende kann mit mit einem alten Schienenbus aus den 1960er Jahren zwischen Wolnzach und Rohrbach pendeln.

(ty) Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Rohrbacher Bahnhofs lebt der seit dem Jahr 1969 ruhende Personenzugverkehr zwischen Rohrbach und Wolnzach für ein Wochenende wieder auf: An diesem Samstag und Sonntag, 19. und 20. August, veranstaltet der erst kürzlich aus der Taufe gehobene Hallertauer Lokalbahnverein, der auch noch weitere Pläne hat, wieder Sonderfahrten mit dem "Wolnzach Express". Heuer kommt dabei erstmals ein historischer Schienenbus aus den 1960er Jahren zum Einsatz. 

Der erste Zug in Richtung Wolnzach verlässt den Rohrbacher Bahnhof am morgigen Samstag gegen 10.55 Uhr. Danach verkehren die Sonderzüge zwischen 12.25 und 20.27 Uhr stündlich, am Samstag zusätzlich um 21.25 Uhr. Ab Wolnzach pendeln die roten Schienenbusse zwischen 12 und 21 immer etwa zur vollen Stunde in Richtung Rohrbach, am Sonntagvormittag zusätzlich um 10.30 Uhr. Der vollständige Fahrplan steht unter www.wolnzach-express.de bereit. 

Inzwischen gibt es eine neue Information: Die Unwetterschäden auf den Bahnstrecken in Bayern haben verhindert, dass der Zug für den Wolnzach-Express wie geplant aus Passau überführt werden konnte. Die Bereitstellung verzögert sich nach momentanem Stand der Dinge um etwa zwei Stunden. Die erste Fahrt wird voraussichtlich erst am Samstag gegen 13 Uhr stattfinden. Nach derzeitigem Stand gehen die Veranstalter davon aus, dass der Samstags-Fahrplan ab etwa 14 Uhr regulär eingehalten werden kann. Für den Sonntag sind keine Verzögerungen zu erwarten. Aktuelle Informationen sind abrufbar unter www.facebook.com/hallertauerlokalbahn/

Durch Anschluss an die Regionalzüge der Strecke München – Ingolstadt im Bahnhof Rohrbach ermöglicht der Wolnzach-Express nach Angaben des Lokalbahnvereins am Samstag und Sonntag auch eine sichere An- und Abreise ohne Auto für Besucher des Volksfestes in Wolnzach. Wer noch einen Abstecher in das Deutsche Hopfenmuseum plant: Fahrgästen des Wolnzach-Express erhalten bis Ende der Sommerferien einen Rabatt in Höhe von 50 Prozent auf den Eintrittspreis. 

Fahrkarten können einfach beim Zugbegleiter im Sonderzug gekauft werden. Die einfache Strecke von Rohrbach nach Wolnzach Markt kostet 3,50 Euro. Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren reisen für 1,50 Euro, Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos. Die Mitnahme von Fahrrädern und Kinderwagen ist ohne Aufpreis möglich; jedoch ist der zur Verfügung stehende Platz in den historischen Wagen sehr begrenzt. 

Eingesetzt wird heuer erstmals ein historischer Triebwagen der Baureihe VT 98 aus den frühen 1960er Jahren. Der Schienenbus mit seinen zwei 150 PS starken Büssing-Dieselmotoren wird zusammen mit den Triebwagenführern von den Passauer Eisenbahnfreunden gestellt. Die Führerräume sind wie bei einem Straßen-Omnibus nicht vom Fahrgastraum abgetrennt; Reisende haben so einen freien Blick auf die Strecke. Ein antriebsloser Steuerwagen erhöht die Kapazität des Sonderzugs auf insgesamt etwa 100 Sitzplätze. Die rot lackierten Schienenbusse prägten über Jahrzehnte den Nahverkehr auf zahlreichen Nebenstrecken der damaligen Deutschen Bundesbahn. Fast baugleiche, jedoch mit nur einem Motor ausgerüstete Schienenbusse der Baureihe VT 95 waren zwischen 1953 und 1969 auch im Personenverkehr auf der Hallertauer Lokalbahn eingesetzt.  

Etwa jede zweite Fahrt verkehrt ab Wolnzach weiter, vorbei am Gelände der Firma ARS-Altmann, bis zum heutigen Streckenende am Prellbock im Ortsteil Jebertshausen. Dort ist der Ein- oder Ausstieg aus Sicherheitsgründen jedoch nicht zugelassen. Der Zug fährt direkt im Anschluss wieder zurück nach Wolnzach und Rohrbach. Eine Fahrt zum Streckenende ist im Fahrpreis bereits enthalten.

Im Jahr 1969 hatte der letzte reguläre Personenzug den Bahnhof Wolnzach-Markt auf der 1894 eröffneten Lokalbahn zwischen Rohrbach und Wolnzach verlassen. Ehemals reichte das Streckennetz bis Geisenfeld, Mainburg und Freising. Heute nutzen dieses verbliebene Streckenstück nur noch die Güterzüge des in Wolnzach ansässigen Automobillogistiker ARS-Altmann regelmäßig. Seit dem Jahr 2006 finden jedoch vereinzelt Sonderfahrten mit dem "Wolnzach Express" statt. Dessen Organisatoren haben sich am 26. Mai dieses Jahres zum "Hallertauer Lokalbahnverein e.V." zusammengeschlossen. 

Der junge Rohrbacher Verein, der sich mit der über 150-jährigen Geschichte des Eisenbahnwesens zwischen Ilm und Abens befasst, möchte nach eigenen Angaben in Zukunft auch weitere Projekte realisieren. Dazu zählt neben dem Aufbau einer dauerhaften Sammlung eisenbahnhistorischer Fotos, Dokumente und Gegenstände auch die Restaurierung eines der letzten bayerischen "Bahnbusse". Die ehemalige Deutschen Bundesbahn betrieb bis Ende der 1980er in ländlichen Regionen zahlreiche dieser Straßen-Omnibusse zur Ergänzung ihres Schienennetzes. Nach über dreijähriger Arbeit soll im Herbst dieses Jahres zudem ein Buch zur Geschichte des Rohrbacher Bahnhofs erscheinen, das in Kürze beim Verein vorbestellt werden kann. 

Der Verein arbeitet jedoch nicht nur vergangenheitsorientiert, wie Andreas Zimmermann, Chef des Hallertauer Lokalbahnvereins erläutert: "Die Entwicklung des Ilmtals zur heute modernen und lebenswerten Region ist eng mit dem Bau der Eisenbahn vor 150 Jahren verbunden", sagt er. "Mit unserem Engagement leisten wir einen sicherlich interessanten, technikgeschichtlichen Beitrag zur Heimatkunde." Durch Nostalgiefahrten auf Straße und Schiene wolle sich der neue Verein "ängerfristig auch an der touristischen Entwicklung des Landkreises und der Hallertau beteiligen".

 

Mit einem Blick auf die touristischen Möglichkeiten darf der Verein auch das Kommunalunternehmen für Strukturentwicklung im Landkreis Pfaffenhofen (KUS) zu seinen Unterstützern zählen: "Die Hallertau hat eine enorme kulturelle Bedeutung, die in die ganze Welt strahlt. Wir sind überzeugt, dass es sich für den Landkreis lohnt, die touristischen Potenziale sinnvoll zu erschließen", erläutert KUS-Leiter Johannes Hofner. "Die Erfolge der vergangenen Sonderfahrten mit über 800 Fahrgäste an nur einem Tag zeigen, wie gut so ein Angebot angenommen wird – ein Fahrgast reiste 2014 sogar eigens aus Hamburg an." Dass zudem "ein umweltfreundlicher Beitrag zur Verkehrssicherheit" geleistet werde, "begrüßen wir natürlich ebenfalls", so Hofner. 

Zahlreiche Sponsoren aus der lokalen Wirtschaft zählen zu den Unterstützern, denn die Kosten einer solchen Sonderfahrt seien aufgrund langer Überführungsfahrten und teurer Genehmigungen für den Verein erheblich.

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