Das zeigt sich auch daran, dass die Flut der Anträge nicht abreißt, die das Landratsamt zu bearbeiten hat. Ein Ende dieser Entwicklung in der Boom-Region zeichnet sich nicht ab.
(ty) Der Bau-Boom im Kreis Pfaffenhofen hält weiter an. Beim Landratsamt waren im ersten Halbjahr insgesamt 1160 Anträge und Voranfragen zu bearbeiten. Das bedeutet eine Steigerung um 149 Vorgänge oder fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so Abteilungsleiterin Karola Mayer. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2010 waren es nur 740 Anträge. Damit ist die Zahl der Vorgänge binnen sieben Jahren um fast 57 Prozent geklettert. Beim Bauamt sieht man sich aber gerüstet für die nicht abreißende Antrags-Flut. Pauschale Kritik am Bauamt weist Vize-Landrat Anton Westner (CSU) als „unsachlich und unfair“ zurück.
Die genannten Zahlen umfassen sämtliche Bauanträge und Verfahren, also zum Beispiel auch Nutzungsänderungen, Voranfragen und Kiesabbau-Anträge. Am häufigsten aber, nämlich 280 Mal, ging es heuer in den ersten sechs Monaten – wie schon in den Vorjahren – um die Errichtung eines Einfamilienhauses. Insgesamt wurden bis zur Jahresmitte 591 Wohnbau-Vorhaben beantragt, im Vorjahreszeitraum waren es 543.
In 131 Fällen ging es um Nebengebäude (Vorjahreszeitraum 132), 63 Mal um landwirtschaftliche Bauten (46), 134 Mal um industrielle und gewerbliche Bauten (140). Außerdem hatte sich das Landratsamt mit 34 öffentliche Bauvorhaben (44) wie etwa Kindertagesstätten oder Sportstätten zu befassen. Die Zahl der sonstigen Baumaßnahmen stieg im Vergleichszeitraum von 469 auf 549. Außerdem wurden 133 Bauvoranfragen gestellt. 125 Anträge liefen im so genannten Freistellungsverfahren.
„Die Statistik und die vielen Baustellen zeigen, dass die Bautätigkeit im Landkreis weiter sehr hoch ist“, sagt Vize-Landrat Anton Westner (CSU). Die Gründe dafür seien vielfältig: Der Landkreis Pfaffenhofen liegt inmitten der Ballungsräume München, Augsburg, Regensburg und Nürnberg sowie in direkter Nachbarschaft zur Großstadt Ingolstadt. Der Landkreis gehört zu den Wachstumsregionen in Bayern mit hoher Wirtschaftskraft.
Auch die Bevölkerung wächst stetig. Vorausberechnungen gehen nach Angaben des Landratsamts davon aus, dass im Jahr 2030 im Kreis Pfaffenhofen rund 138 800 Menschen leben werden – das entspricht einer Zunahme um 14 700 Einwohner in den nächsten 15 Jahren. „Die Entwicklung der letzten Jahre wird sich also voraussichtlich fortsetzen, sofern die Rahmenbedingungen gleich bleiben“, prophezeit Westner.
Allerdings lasse sich nicht jeder Bauwunsch ohne rechtliche Hindernisse verwirklichen, so der amtierende Behördenleiter. Nachverdichtung, die Entwicklung von kleinen Ortsteilen, Ortsrandlagen und die Berücksichtigung von Nachbarbelangen werfen oft komplexe rechtliche Fragen auf. Manches Bauvorhaben müsse etliche auch rechtliche Hürden überwinden, bevor es genehmigt werden könne, heißt es aus dem Landratsamt.
„Die Mitarbeiter des Bauamtes haben wie ich größtes Verständnis dafür, dass jeder Bauwillige seine Pläne schnell umsetzen möchte. Tatsächlich und rechtlich ist das nicht immer einfach“, so Westner. Das Bauamt berate bei Problemen und wende die Rechtsvorschriften „soweit vertretbar im Sinne der Bauwerber an“. Selbstverständlich stehe er für die Anliegen der Bürger auch persönlich zur Verfügung. Termine im Rahmen der Bürgersprechstunden könnten mit seinem Vorzimmer unter der Telefonnummer (0 84 41) 27 – 2 05) jederzeit vereinbart werden. Pauschale Kritik am Bauamt sei „unsachlich und unfair“, betont Westner, „ich weise diese mit aller Deutlichkeit zurück“.
Das Bauamt sei für die Anforderungen durch steigende Fallzahlen und komplexe Sachverhalte gut gerüstet: Ein fünftes „Bauteam“ wurde bekanntlich im vergangenen Herbst eingerichtet, die Zuständigkeiten sind zu Beginn dieses Jahres neu geregelt worden: „Für jede Gemeinde gibt es einen gleichbleibenden Ansprechpartner für rechtliche und bautechnische Fragen.“ Gut bewährt habe sich auch der so genannte Bearbeitungstag: Am Mittwoch bleibt das Bauamt für externe Besucher geschlossen. „Die Mitarbeiter haben so die Gelegenheit, sich ganz auf die Fallbearbeitung zu konzentrieren“, betont Abteilungsleiterin Mayer.
Diesen „Bearbeitungstag“ nutzen die Bauteams, um Vorgänge abzuschließen sowie vor allem, um Genehmigungen fertig zu stellen. 434 Mal wurde heuer im ersten Halbjahr (Vorjahreszeitraum: 361) eine Baugenehmigung beantragt, 636 Baugenehmigungen wurden erteilt (572 Baugenehmigungen). Die Zahl der erteilten Baugenehmigung stieg um gut elf Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016.
Tipps vom Bauamt
Damit die Bearbeitung von Bauanträgen oder anderen Vorhaben zügig erfolgen könne, gibt das Landratsamt einige Hinweise für die bauwilligen Bürger. Antragssteller sollten sich demnach überlegen, wann sie mit dem Bau beginnen möchten, und rechtzeitig mit den Planungen beginnen. Dazu gehöre, sich über notwendige Unterlagen zu informieren. Vor Einreichen des Bauantrags sollten die Unterlagen mit dem Planfertiger auf Vollständigkeit geprüft werden.
„Wenn das Bauamt Unterlagen nachfordern muss, führt das häufig zu Verzögerungen des Genehmigungsverfahrens“, sagt Karola Mayer. Möglicherweise strittige Punkte – wie Außenbereichslage, Lärm- und Geruchsbelästigung, Baumbestand oder Artenschutz – könnten auch vorweg mit der Gemeinde und dem Landratsamt geklärt werden. Hierfür eigne sich häufig das Vorbescheid-Verfahren. Auskunft erhalten Interessenten bei ihrer Gemeinde sowie von den Mitarbeitern des Bauamts im Landratsamt. Weitere Infos und Formulare gibt es im Bayern-Portal unter www.freistaat.bayern/dokumente/lebenslage/799597887877167