Auto-Aufbrüche und Teile-Diebstähle: Bundesweit 19 000 Fälle und 200 Millionen Euro Schaden im vergangenen Jahr. Polizei will sich im Kampf gegen die organisierten Banden besser vernetzen.
(ty) Seit geraumer Zeit kommt es in Bayern vermehrt zu Aufbrüchen von Kraftfahrzeugen mit dem Ziel der Erlangung fest eingebauter Navigationsgeräte. Bundesweit liegen nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) bislang aufgrund einer fehlenden automatisierten Recherchemöglichkeit in der polizeilichen Kriminalstatistik allerdings keine Zahlen zur Schadenssumme oder Häufigkeit dieser Diebstähle vor. Eine für die Arbeitstagung erhobene Recherche des bayerischen LKA ergab für das Jahr 2015 bundesweit eine Anzahl von zirka 23 000 Fällen und für das vergangene Jahr von etwa 19 000 Fällen. „Tendenziell gingen die Fallzahlen leicht zurück, jedoch liegen die Schadenssummen immer noch bei zirka 200 Millionen Euro“, teilte das LKA heute mit.
Bayern ist den Angaben zufolge im Bundesvergleich in den vergangenen zwei Jahren mit zirka 470 Fällen (Jahr 2015) und etwa 320 Fällen (Jahr 2016) sowie einer Schadenssumme von 3,7 Millionen beziehungsweise 2,6 Millionen Euro nicht derart betroffen wie andere Bundesländer mit teilweise bis zu annähernd 10 000 Fällen im Jahr.
Mittlerweile sind – so heißt es weiter – aber nicht nur die Navigationsgeräte und Multimedia-Einheiten im Visier der Diebesbanden. Immer häufiger werden geparkte Fahrzeuge auch komplett ausgeschlachtet. Das Diebesgut werde anschließend über Internet-Plattformen sowie auf osteuropäischen Autoteile-Märkten angeboten oder finde sogar in Südkorea und China Verwendung.
„Bei den bislang festgestellten Tatverdächtigen handelt es sich fast durchgehend um Mitglieder osteuropäischer Banden, meist litauische Staatsangehörige im Alter zwischen 17 bis 25 Jahren“, teilte das LKA heute mit. Diese Leute werden demnach in Litauen für die Aufbrüche angeworben und angelernt sowie organisiert nach Deutschland gebracht. Der Gesamtschaden am Pkw beläuft sich im Durchschnitt je Diebstahl – der in etwa nur drei bis vier Minuten dauert – auf fast 8000 Euro.
Um effizienter gegen diese gut organisierten, hochmobilen Banden vorgehen zu können, organisiert das bayerische Landeskriminalamt von heute bis Freitag im „Haus der Kultur“ in Ainring eine internationale Arbeitstagung mit Ermittlern aus elf Bundesländern, der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt (BKA) sowie Ermittlern aus der Schweiz, Luxemburg, Schweden, Norwegen, Belgien, Österreich, Litauen, Frankreich, von Interpol und Europol. Das Fortbildungsinstitut der bayerischen Polizei leistet hierbei logistische Unterstützung.
Insgesamt nehmen laut einer aktuellen Mitteilung über 100 Polizei- und Kriminalbeamte, aber auch Vertreter von externen Firmen – wie BMW, ein Vertreter der größten skandinavischen Versicherungsgesellschaft „if“ und deren Dachorganisation „Larmtjänst – an der Tagung teil. Ziel der Veranstaltung sei der Austausch von Ermittlungserkenntnissen, damit den mobilen Tätergruppen, die europaweit agieren und teilweise mehrere tausend Kilometer in der Woche zurücklegen, durch eine gut vernetzte Polizei Einhalt geboten werden könne.