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Die Generalsanierung des Pfaffenhofener Landratsamts bietet die Möglichkeit, vieles zu verändern. Aber was tun und was lassen? Die Diskussion wird kontrovers geführt und im Gespräch sind verschiedene Varianten – entschieden ist noch gar nichts.

Audio-Podcast: "Mit dem bisherigen Bau nicht warm geworden" – Interview mit Landrat Wolf zur Sanierung

Von Tobias Zell

Für die Generalsanierung des Pfaffenhofener Landratsamts im Herzen der Kreisstadt sind rund 17 Millionen Euro veranschlagt. Fertigstellung: wohl Anfang des Jahres 2018. Während die Arbeiten in dem vom Hauptplatz abgewandten Teil bereits laufen, tobt die Debatte darüber noch, wie denn die optisch so viel gescholtene Vorderseite gestaltet werden soll. Denn zum aktuellen Zustand kann man sagen: Schön ist anders. Außerdem gehen die Meinungen auseinander, ob das Gebäude ein viertes Obergeschoss bekommen soll oder nicht, wie die Fassade künftig aussehen könnte und welche Gestaltungsmöglichkeiten sich überhaupt bieten.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Landrat Martin Wolf (CSU), welche Varianten derzeit hauptsächlich im Gespräch sind, welche Forderungen bei der Generalsanierung auf jeden Fall erfüllt werden müssen, welche Varianten und Optionen es gibt. Außerdem legt er dar, warum man nicht auf der grünen Wiese komplett neu bau, wie der Zeitplan aussieht und was das für die Bürgerbeteiligung bedeutet. 

Status Quo: So sieht das Landratsamt derzeit aus – verbunden durch einen Verbindungsbau mit zwei Torbögen mit dem alten Rentamt.

Eines ist bereits klar: So kontrovers die Debatte über das künftige Erscheinungsbild des Gebäudes geführt wird, so groß sind auch derzeit noch die Chancen, die Planungen konkret zu beeinflussen. „Meines Wissens ist es bei einem größeren Bau in Pfaffenhofen das erste Mal, dass vor der abschließenden Planung eine Bürgerbeteiligung durchgeführt wird – und zwar zu einem Zeitpunkt, wo noch wesentliche Änderungen möglich sind“, betont Wolf. Deswegen könne man hier von einer „echten Bürgerbeteiligung“ sprechen. „Wir haben noch genügend Zeit und genügend Offenheit, was die Optionen betrifft.“

Und genau an diesen Optionen reiben sich die Diskutanten. Soll es ein viertes Oberschoss geben, das auf das bestehende Gebäude aufgesetzt wird? Wen ja, wie soll es aussehen? Oder wird der Bau dann zu mächtig, zu überragend? Wie stark soll und darf man überhaupt in die Optik des Gebäudes eingreifen? Und welche Schranken ergeben sich durch die räumliche Nähe zum benachbarten altehrwürdigen Rentamt, dem freilich nicht die Schau gestohlen werden soll?

Variante ohne Aufstockung, aber mit Glasdach. Sieht ganz nett aus, bietet aber kein viertes Obergeschoss. Problem: Das angeschliffene Glasdach, das die Form des Rentamt-Dachs aufnimmt, könnte eben diesem die Schau stehlen.

„Die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt ist noch sehr kontrovers“, weiß Landrat Wolf. Er hat aber schon zwei Tendenzen ausgemacht. Erstens: „Auf ein viertes Obergeschoss sollte wohl verzichtet werden.“ Und  zweitens: „Ein Teil der Pfaffenhofener Architekten kann sich vorstellen, bei der Sanierung möglichst wenig in die  bestehende Fassade einzugreifen.“ Das sind, wie gesagt, Tendenzen. Denn entschieden ist noch gar nichts. Und während die einen sagen, ein viertes Obergeschoss würde im wahrsten Sinne des Wortes alle anderen Gebäude im Umfeld überragen, finden die anderen gerade deswegen die Idee der Aufstockung eben gar nicht überragend.

In diesem vierten Obergeschoss könnte man zum Beispiel einen „echten Mehrwert“ schaffen, erläutert Wolf. Dort könnte der Sitzungssaal untergebracht werden – der könnte aber in einer Größe von rund 250 Quadratmetern genauso gut im bestehenden dritten Obergeschoss untergebracht werden, ohne das Gebäude zu erhöhen. Auf der anderen Seite bestünde die Chance durch die Aufstockung einen repräsentativen Raum für Empfänge und Bürgerveranstaltungen zu schaffen – vielleicht sogar mit Terrasse. Das wäre freilich ein Highlight für die Kreisstadt. Andererseits würde sich der Landkreis, was die Höhe angeht, dann etwas herausnehmen, was anderen Gebäuden hinsichtlich der Höhe verwehrt blieb. Hier kann also noch trefflich diskutiert und argumentiert werden.

Variante mit aufgesetztem viertem Obergeschoss samt Terrasse. Sieht stylish aus und bietet oben Platz für Sitzungen und Empfänge, könnte aber neben dem altehrwürdigen rentamt zu dominant wirken.

Offen ist auch noch die Gestaltung des Dachs. Soll es ein Flachdach geben? Ein angeschliffenes Glasdach, das in der Sonne glänzt? Oder ist das wieder zu aufdringlich und erdrückt das Rentamt? Es geht hier viel um Ästhetik und Optik, um Gefühl – und zugeich um die historische Chance, das bestehende Landratsamt zu einem Gebäude zu machen, das nicht nur funktional, sondern auch ein bisschen schön ist.

Ebenso viel Spielraum gibt es bei der Frage nach der Fassadengestaltung. Höhere Fenster sind angedacht, werden aber auch kontrovers diskutiert, wie die Frage nach einer möglichen Umgestaltung der Eingangssituation. Der schwebende Charakter des Komplexes sollte erhalten bleiben, finden die einen. Ein schwebender Charakter sei hier ohnehin nicht zu erkennen und man könnte es deshalb einfach moderner und schöner machen, argumentieren die anderen.

Variante ohne zusätzliches Geschoss, dafür mit offenem Treppenhaus. Der Sitzungssaal würde hier im dritten Obergeschoss untergebracht.

So gut wie sicher ist indes, dass das Verbindungsstück zwischen Landratsamt und Rentamt verkleinert wird. Von den aktuell zwei Torbögen würde dann nur einer bleiben. Das Landratsamt soll vergrößert werden, so lässt sich ein zusätzliches Treppenhaus unterbringen, das es wegen der Auflagen (Stichwort: Brandschutz und Fluchtwege) auf jeden Fall braucht. Möglich scheint auch, das Bauteil mit den beiden Torbögen komplett dem Erdboden gleich zu machen. Denn optisch gehört dieses Verbindungsstück ohnehin weder zum Landratsamt noch zum Rentamt. Eine zeitlose Lösung, die eine neutrale Verbindung zwischen den beiden Gebäuden schafft, scheint zum Beispiel durch eine Glaskonstruktion  möglich.

Variante ohne Aufstockung und ohne gläsernes zweites Treppenhaus.

Sicher ist auch, was unbedingt gemacht werden soll. Neben der energetischen und bautechnischen Sanierung soll das Gebäude barrierefrei werden. Die Installationen (Elektro, Heizung, Sanitär) werden erneuert, es wird mehr Besprechungsräume geben und ein Sitzungssaal soll entstehen. Die Zahl der Arbeitsplätze in dem Komplex soll von aktuell 195 auf 235 erhöht werden. Denn derzeit sind 30 Arbeitsplätze ausgelagert – und diese Mitarbeiter sollen ins Mutterhaus geholt werden, berichtet Wolf. Die Kfz-Zulassung und der Veterinärbereich sind von der Konzentration im Haupthaus unberührt, die bleiben, ebenso, wo sie sind, wie das Gesundheitsamt, das bei der Ilmtalklinik angesiedelt ist.

Die 40 neuen Arbeitsplätze (Stellen werden dadurch nicht geschaffen), entstehen überwiegend im Neubau. Das schafft logistischen Spielraum, wenn es mit der Sanierung des Hauptgebäudes losgeht. Denn der Betrieb muss freilich weiterlaufen. Von den 17 Millionen wird übrigens alleine sechs Millionen die Sanierung des Hauptgebäudes verschlingen. Sechs Millionen Gründe also, sich wirklich gut zu überlegen, was man aus dieser historischen Chance macht.

Video von der Stadt Pfaffenhofen über die kürzlich stattgefundene Podiumsdiskussion zur Sanierung des Landratsamts.

 

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