Weil er seinerzeit einen so dermaßen teuflischen Durst hatte, erzählt man sich in Pfaffenhofen auch 185 Jahre später noch die Geschichte vom Kaplan Wolf.
(ty) Ein Schlückchen in Ehren kann bekanntlich niemand verwehren. Außerdem spielt Messwein ja selbst im Gottesdienst eine wichtige Rolle. Aber was sich der Kaplan Johannes Baptist Wolf da seinerzeit an jenem 24. April 1832 im katholischen Pfaffenhofen geleistet hat, das schlug dem Fass den Boden aus. Bereits um 13 Uhr hatte der Gottesmann sich beim Speisewirt (heute Johannis-Apotheke am Hauptplatz) einen dermaßen teuflischen Rausch angesoffen, dass er von einem Bauern gestützt werden musste, um nach Hause in die Scheyerer Straße Nummer 6 zu finden. Und das war erst der Anfang.
Der durstige Kirchenmann war damals zur Untermiete beim hiesigen Rotgerber einquartiert, der feste Lederwaren wie Sättel, Schuhsohlen und Stiefel herstellte. Der Rotgerber hatte auch einen stattlichen Bauernhof und deshalb musste Herr Hochwürden „durch den Hofraum des Ökonomiegebäudes, der – mit Verlaub zu sagen – von Dünger und von verschiedenen Tieren angefüllt und mit Viehställen umgeben war“, wie es überliefert ist.
Das Ganze spielte sich zu allem Überfluss unter den Augen der Wochenmarkt-Besucher ab, Gassenjungen begleiteten den Geistlichen angeblich und trieben auch noch ihre Späße mit ihm. Doch damit nicht genug: Der Kaplan zog, nachdem er dann wankend einen Rosenkranz abgehalten hatte, abends noch weiter ins Kratzer’sche Gasthaus (heute Bäckerei Bergmeister am Hauptplatz). Dort berauschte er sich weiter und belästigte obendrein eine Zwölfjährige, die er – der Überlieferung zufolge – „auf die unanständigste Weise anhaltend kitzelte“. Wenig später wurde der fragwürdige Gottesmann dann in die Nähe von Friedberg versetzt.
Diese hochprozentige Geschichte ist übrigens nur eine von vielen ungewöhnlichen Storys aus der Historie Pfaffenhofens, die die Teilnehmer bei der so genannten Kuriositäten-Tour erfahren. Diese besondere Stadtführung findet immer am ersten Samstag im Monat statt – also morgen, am 4. November, wieder. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr vor dem Rathaus. Die Teilnahme an der rund 90-minütigen Tour kostet für Erwachsene gerade mal drei Euro; Kinder und Jugendliche dürfen kostenlos mit.
In teils heiteren, teils gruseligen Episoden erfahren die Teilnehmer viel Spannendes über Pfaffenhofen, seine Geschichte und seine Plätze: vom großen Stadtbrand 1388 über den Aufruhr der Weiber anno 1798 bis zum letzten Ferkelmarkt auf dem Hauptplatz im Jahr 1968. Oder über eine blutige Brotzeit, den Feuerteufel Dobmayr und dessen Hinrichtung – und wie damals das Unvorstellbare geschah und in der Stadt das Bier ausging.
Weitere Infos zu den Stadtführungen sowie zu individuellen Buchungen oder auch über die beliebten Bunkerführungen gibt es unter www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de. Dort findet sich auch die Geschichte vom besoffenen Kaplan, die wir mit freundlicher Genehmigung der städtischen Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) hier wiedergegeben haben.