Bayerns Innenminister kündigte just heute an, den Einsatz von Distanz-Elektroimpuls-Geräten bei der Polizei auszuweiten. Maßnahmen zum Schutz von Behörden und ihrer Mitarbeiter sollen analysiert werden.
(ty) "Dank des umsichtigen und konsequenten Eingreifens unserer Polizeikräfte konnte die dramatische Geiselnahme im Landratsamt Pfaffenhofen erfolgreich beendet werden. Die Polizeibeamten vor Ort haben die gefährliche Situation gottseidank souverän gemeistert." Mit diesen Worten brachte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) seine Erleichterung über den gelungenen Einsatz sowie seinen Dank an die Einsatzleiter des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord und an die Polizeikräfte zum Ausdruck.
Wie Herrmann mitteilte, konnte der festgenommene 28-Jährige, der heute eine 31-jährige Mitarbeiterin des Jugendamts in einem Büro mit einem Messer bedroht und letztlich über mehrere Stunden in seiner Gewalt gehalten hatte, gegen 13.45 Uhr durch SEK-Beamte und durch den Einsatz eines Distanz-Elektroimpuls-Geräts, auch "Taser" genannt, überwältigt werden.
"Die heutige Geiselnahme hat erneut unter Beweis gestellt, dass der Einsatz von Tasern in bestimmten Situation eine sehr sinnvolle Ergänzung zu den schon jetzt vorhandenen Einsatzmitteln der bayerischen Polizei ist", so der Minister. Herrmann kündigte zugleich an, dass nach dem Einsatz heute in Pfaffenhofen auch genau analysiert werde, inwieweit die bislang getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Behörden und ihrer Mitarbeiter ausreichen.
An dem Einsatz in Pfaffenhofen beteiligt waren heute rund 330 Beamte der bayerischen Polizei, darunter mehr als 100 Kräfte der Spezialeinheiten und ein Team der so genannten Verhandlungsgruppe, die auf Verhandlungen mit Geiselnehmern spezialisiert ist. Herrmanns Fazit: "Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und kühlem Kopf ist die brenzlige Situation zum Glück unblutig beendet worden."
Wie berichtet, hatte das 31-jährige Opfer lediglich leichte körperliche Verletzungen davongetragen. Diese hatte die Frau offenbar bereits am Morgen zu Beginn der Geiselnahme durch das Messer des Beschuldigten erlitten, als sie laut Polizei offenbar einen Fluchtversuch unternommen hat. Die Polizei berichtete am Nachmittag im Rahmen einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Pfaffenhofen von leichten Schnittverletzungen an Hals und Hand, die das Opfer erlitten hatte. Der Geiselnehmer habe oberflächliche Schürfwunden erlitten, hieß es von der Polizei. Zugegriffen hatte das SEK in einem günstigen Moment, nachdem die Frau um ärztliche Hilfe gebeten und der Geiselnehmer diese gewährt hatte.
Minister Herrmann hatte heute bereits bei einem – lange zuvor geplanten – Pressetermin in Nürnberg angekündigt, dass neben den Spezialeinheiten im Rahmen eines einjährigen Pilotversuchs die Unterstützungskommandos bei der Bereitschaftspolizei und bei den Polizeipräsidien München und Mittelfranken mit Tasern ausgestattet werden sollen. Nach den Worten des Innenministers ebenfalls mit eingebunden werden die Einsatzzüge in Aschaffenburg, Kempten, Regensburg und Straubing. Der Pilotversuch soll laut Herrmann Mitte nächsten Jahres starten. Eine Ausrüstung des normalen Wach- und Streifendiensts mit solchen Tasern ist laut Herrmann dagegen nicht vorgesehen. "Der heutige Einsatz hat auf leider sehr dramatische Weise bewiesen, dass wir uns seit längerem zu Recht mit der Ausweitung des Taser-Einsatzes beschäftigen", so Herrmann.
Mit Blick auf mögliche zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Behörden und Behörden-Mitarbeitern sagte Herrmann: "Wir sind dem Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch dem der Bürgerinnen und Bürger, die in unsere Ämter kommen, verpflichtet." Auf der anderen Seite dürfe man nicht vergessen: "Wir wollen uns den Menschen gegenüber offen und zugänglich zeigen. Unsere Behörden dürfen daher nicht zu Festungen werden."
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