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Der Pfaffenhofener Liefer-Service für Weihnachts-Geschenke ist ein Erfolgsmodell. Wir waren hautnah dabei.

(ty) In den Wochen vor dem Christfest sind der Pfaffenhofener Wichtel und seine Helfer im Stress. 2000 Säckchen waren heuer auszuliefern – von Jetzendorf bis Manching, von Hohenwart bis Wolnzach. Als die Aktion im Jahr 2008 anlief, waren es nur halb so viele Präsente, die es an die Adressaten zu bringen galt. Beschenkt werden längst nicht mehr nur Familienmitglieder, Freunde und Kollegen, sondern zunehmend auch gezielt Bedürftige. Wichteln boomt jedenfalls und die Logistik, die dahinter steckt, wird mutmaßlich unterschätzt. Wir wollten es genau wissen und haben den Wichtel eine Nacht lang begleitet.

 

Genauer gesagt: Tobias Zell, der Chefredakteur von pfaffenhofen-today, hat den Weihnachts-Wichtel von 20 bis 6 Uhr zum Geschenke-Ausliefern durch den Landkreis Pfaffenhofen chauffiert, um die Aktion einmal hautnah zu erleben. Und während man so durch die Hallertau kurvt, erfährt man freilich im Gespräch so manch spannendes Detail sowie die eine oder andere Episode. Heuer war zum Beispiel das größte Geschenk, das der Wichtel zuzustellen hatte, ein Kinder-Fahrrad.

Die schwerste Lieferung waren diesmal Gewichte fürs Fitness-Training, das ungewöhnlichste Präsent möglicherweise ein Staubsauger oder eine Skulptur. Was sich in den unzähligen Säckchen befindet, weiß der Wichtel freilich nicht. Nur manchmal wird es ihm von den Absendern gesagt, damit er zum Beispiel ganz besonders aufpasst, wenn der Inhalt recht zerbrechlich oder wertvoll ist. Oder wenn sich das Präsent nicht über Nacht im Freien befinden darf, weil es durch die Kälte Schaden nehmen könnte.

 

Weihnachts-Wichtel vor seinem Häuschen am Hauptplatz.

Manchmal hängt der Wichtel nämlich ein Säckchen an die Haustür und macht sich dann still und heimlich wieder aus dem Staub – die Überraschung ist dann am nächsten Morgen beim Empfänger vermutlich besonders groß. In der Regel werden die Lieferungen aber vom Wichtel persönlich übergeben. Das sorgt oft für ein großes Hallo, gerade wenn Kinder die Beschenkten sind. Da werden dann noch Erinnerungsfotos gemacht und Geschichten erzählt. Für den Wichtel kann das mitunter bedeuten, dass eine Tour ein paar Stunden länger dauert als geplant. 

Das Konzept hinter der Aktion des Vereins „Lebendige Innenstadt“ ist so einfach wie beliebt: Der Pfaffenhofener Weihnachts-Wichtel zieht traditionell am ersten Tag des Christkindlmarkts in seine Hütte am Hauptplatz ein. Unter dem Motto „Heimlich teilen, heimlich schenken, ohne an sich selbst zu denken“ kann man Personen oder Einrichtungen Präsente zukommen lassen. Unterstützt wird das Ganze von einigen Geschäften in der Innenstadt. Geschenke, die in diesen Läden oder direkt auf dem Christkindlmarkt erstanden werden, bringt der Wichtel im Umkreis von 20 Kilometern gratis ans Ziel. Ansonsten kostet die Auslieferung 2,50 Euro.

 

Der Service wird mehr und mehr genutzt. Im Jahr 2008 mit rund 1000 auszuliefernden Säckchen gestartet, waren es heuer ziemlich genau 2000. Doch es gibt noch weitere bemerkenswerte Entwicklungen, wie uns die Wichtel-Helfer berichten. Demnach kamen heuer rund 100 Geschenke, die es zuzustellen galt, direkt aus dem Bastelzelt neben der Wichtel-Hütte. Weil Buben und Mädchen dort etwas ganz Persönliches gemalt oder kreiert hatten und das eben jemandem wichteln wollten, den sie gern haben. Rund ein Drittel der nun ausgelieferten Geschenke haben einen sozialen Hintergrund. Sei es, dass eine entsprechende Einrichtung der Adressat war, oder dass mit dem Präsent direkt der Wunsch eines Bedürftigen erfüllt wurde. 

Zum dritten Mal war heuer der Wünsche-Baum des Vereins „Lebendige Innenstadt“ und der Caritas im Wichtel-Haus zu finden – um auch denjenigen eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten, die nicht so gut gestellt sind. Der Caritas-Verband hatte die sozialen Träger aus Stadt und Landkreis angeschrieben: Sie waren gebeten worden, die kleinen Wünsche (bis etwa 20 Euro) ihrer Schützlinge mitzuteilen. Diese wurden dann auf Zettel geschrieben und im Wichtel-Haus gesammelt. Möglichst alle sollten erfüllt werden, so das hehre Ziel. Die Träger der sozialen Dienste wissen wohl mit am besten, wer bedürftig ist, sie kennen das Umfeld und wissen genau, was fehlt – ob bei Kindern oder Erwachsenen, ob bei Flüchtlingen oder armen Rentnern. So sollte sichergestellt werden, dass die kleine Weihnachtsfreude auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird oder das kleine Geschenk etwas ganz Besonderes ist.

 

Christkindlmarkt-Chef Philipp Schleef überreichte eine Spende der Stand-Betreiber an den Wichtel für Geschenke an Bedürftige.

Als die Wünsche-Baum-Aktion heuer anlief, gab es 263 Zettel. Nach und nach kamen weitere Wünsche hinzu, am Ende waren es fast 420. Als unsere Zeitung zwei Tage vor Heiligabend über den Zwischenstand berichtete, waren bereits zirka 340 Wünsche erfüllt, zugleich aber noch an die 70 offen. Schon zu diesem Zeitpunkt zeigte sich Theresa Stumpf, die Projekt-Koordinatorin bei der Caritas, begeistert von der Hilfsbereitschaft der Menschen. „Es wäre jedoch ein kleines Weihnachtwunder, wenn wir auch die noch offenen Wünsche bis Heiligabend erfüllen können“, sagte sie und hoffte: „Zu Weihnachten sind Wunder ja möglich.“

Unsere Zeitung konnten inzwischen vermelden: Das kleine Wunder wurde tatsächlich wahr. Die Hilfsbereitschaft der Pfaffenhofener riss nämlich nicht ab und in den letzten drei Tagen bis Weihnachten hatte noch einmal eine regelrechte Welle der Großherzigkeit eingesetzt. Die Wichtel-Hütte hatte auch an Heiligabend noch einmal von 10 bis 15 Uhr geöffnet – und praktisch bis zur letzten Minute wurden Geschenke für Bedürftige abgegeben. Auch die Stand-Betreiber vom Christkindlmarkt beteiligten sich und sammelten unter sich gut 260 Euro, die Markt-Organisator Philipp Schleef zur Erfüllung von Wünschen an den Wichtel übergab.

 

Regelmäßig bewichtelt wird übrigens zum Beispiel „Regens Wagner“ in Hohenwart, wo jede Gruppe der Einrichtung ein Geschenk erhält. Die Koordination dafür übernimmt seit jeher das Spielwaren-Geschäft Daubmeier, in dem man sich – das darf man auch einmal sagen – sehr engagiert, ohne großes Aufhebens darum zu machen. Auch an bedürftige Kinder, die der Verein „Familien in Not“ betreut, wird alljährlich viel gewichtelt. Das ist angeblich vor allem einem anonymen Spender zu verdanken, der den Buben und Mädchen regelmäßig Spielsachen beschert. Das vermittelt ebenfalls Maria Daubmeier. 

So ist es wiederum kein Wunder, dass dem Wichtel und seinen Helfern vor Weihnachten die Arbeit nicht ausgeht. Mit rund 2000 Säckchen hatte heuer wohl auch niemand gerechnet – die letzten Lieferungen wurden heute, am zweiten Weihnachts-Feiertag, zugestellt. Einige Tage vor dem Christfest chauffierte Tobias Zell, der Chefredakteur von pfaffenhofen-today, den Wichtel. Und weil er einen intensiven Eindruck bekommen wollte, wurde gezielt eine Tour geplant, die quer durch den Landkreis führte.

 

Wichtel-Bescherung bei "Regens Wagner" in Hohenwart.

Los ging es gegen 20 Uhr in Pfaffenhofen, wo erst einmal der Kofferraum mit den Säckchen beladen wurde. Die Tour führte unter anderem nach Hettenshausen, Ilmmünster, Reichertshausen, Jetzendorf, Gerolsbach, Hohenwart, Pörnbach, Manching, Vohburg, Baar-Ebenhausen, ja sogar nach Karlskron. Weitere Lieferungen gingen nach Reichertshofen, Wolnzach und Rohrbach. Auch zwei prominente Adressaten in der Gemeinde Geisenfeld standen auf der Liste: Die hiesige Polizeiinspektion, wo mitten in der Nacht Hauptkommissar Heinz Jäschke das Säckchen in Empfang nahm. Und der Dritte Landrat Josef Finkenzeller, bei dem der Wichtel angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit auf das Klingeln verzichtete und das Präsent vor der Tür drapierte.

Die Tour dauerte bis 6 Uhr früh, dann waren gerade einmal um die 50 Säckchen ausgeliefert, aber gut 220 Kilometer zurückgelegt – und man beschloss, nun Feierabend zu machen. Was wiederum bedeutete, dass die Zustellung von etwa einem Dutzend Präsenten, die eigentlich noch nach Schweitenkirchen sollten, erst mit der nächsten Tour erfolgte. Von den 2000 Säckchen, die heuer gewichtelt wurden, gingen übrigens zirka 1200 nach Pfaffenhofen und seine Ortsteile; die meistens übrigen Adressaten fanden sich quer über den Landkreis verteilt. Zudem wurde auch die eine oder andere Lieferung über die Kreis-Grenze hinaus getätigt – zum Beispiel, wie genannt, nach Karlskron oder in die Gemeinde Petershausen sowie nach Kranzberg.

 

Die jeweiligen Empfänger ausfindig zu machen, ist oft gar nicht so einfach – selbst mit Navi, wie sich gezeigt hat. Manchmal sind Straßen in neuen Wohngebieten noch gar nicht verzeichnet. Manchmal folgen die Hausnummern keiner Logik oder sie sind einfach in der Dunkelheit nicht zu sehen. Das stimmt bedenklich. Hier ging es ja nur um das Ausliefern von Geschenken, die Zeit drängt da nicht. Aber man kann sehr gut verstehen, warum von Seiten der Rettungskräfte immer wieder darauf hingewiesen wird, dass man seine Hausnummer gut sichtbar und am besten beleuchtet anbringen soll. Denn wenn es um Leben und Tod geht, dann zählt eben jede Sekunde.

In der besagten Nacht konnten tatsächlich einige Säckchen nicht ausgeliefert werden, weil die Adresse des Empfängers trotz aller Bemühungen nicht zu finden war oder vielleicht auch nicht (ganz) stimmte. Was passiert aber in solchen Fällen? Der Wichtel  wendet sich normalerweise erst einmal an die Nachbarn oder – wenn alles nichts hilft – an das jeweilige Rathaus. Von der Gemeinde-Verwaltung wiederum wird der Adressat des Geschenks kontaktiert – Stichwort Datenschutz. Bis dato waren alle Empfänger mit der Herausgabe der nötigen Daten einverstanden, sodass im zweiten Anlauf die Zustellung geglückt ist. Man sieht allerdings: Das ist alles gar nicht so einfach.

 

Julia Lob war im Jahr 2008 der erste Pfaffenhofener Weihnachts-Wichtel; hier ein Archivfoto.

Was in den Säckchen und Päckchen steckt, weiß der Wichtel freilich nicht – der Postbote macht ja auch keine Briefe auf. Durch Hinweise der Absender, die – wie oben erwähnt – angesichts des Inhalts zur Vorsicht mahnen oder halt einfach erzählen, was es zuzustellen gilt, bekommen der Wichtel und seine Helfer jedes Jahr ein Gefühl dafür, was gerade angesagt ist. Heuer waren das: Apotheken-Kosmetik und Parfüm, Badezusätze, Uhren, Schmuck und Bücher sowie Weihnachts-Deko, Fitness-Zubehör und Wellness-Artikel, außerdem freilich Spielsachen für Kinder. Im Durchschnitt werden die Geschenke zunehmend teurer, berichtet das Wichtel-Team.

Angesichts dieser Entwicklung sowie vor dem Hintergrund von 2000 Säckchen in diesem Jahr scheint die Wichtel-Aktion durchaus im Sinne der Innenstadt-Geschäfte zu laufen. Wenngleich noch nicht alle mitmachen, sprich: mitbezahlen. Die Läden, die sich beteiligen, übernehmen durch ihren Zuschuss praktisch die Zustell-Gebühr. Für das Ausliefern von Präsenten, die woanders gekauft wurden, verlangt der Wichtel jeweils 2,50 Euro. 

Insgesamt wird das Wichtel-Dorf auf dem Pfaffenhofener Christkindlmarkt, zu dem neben der Wichtel-Hütte ein Glühwein-Stand und das Bastelzelt mit Kinderbetreuung gehören, von rund 20 Leuten am Laufen gehalten. Neue Wichtel werden jedes Jahr gerne im Team aufgenommen. Denn je mehr Helfer, desto einfacher und schneller können die unzähligen Säckchen sortiert und zugestellt werden. Außerdem hofft man, dass ein Autohaus nächstes Jahr für die Wochen vor Weihnachten ein Wichtel-Mobil zur Verfügung stellt, damit die Helfer nicht im Privatwagen durch den Landkreis kurven müssen, um Gutes zu tun.

 

Der Wichtel stapft durch den Schnee: Mit diesem pittoresken Foto wurde die Aktion immer wieder beworben.

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Großherzige Pfaffenhofener sorgen für das kleine Weihnachts-Wunder


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