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Zu Lachs-Häppchen und Sekt wurden beim Silvester-Treffen im Pfaffenhofener Rentamt heute aber auch nachdenkliche Worte serviert.

Von Tobias Zell

Zum traditionellen Silvester-Treffen mit den Kaminkehrern hatte der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) heute geladen, gekommen waren auch wieder die führenden politischen Köpfe aus der Region. In einer kurzen Rede blickte Wolf auf das zu Ende gehende Jahr und anstehende Projekte. Im Kampf gegen die Wohnungs-Knappheit werde es „keine einfachen Antworten“ geben, prophezeite er. Klar sei aber, dass man mehr Wohnungen brauche. Außerdem ging er auf die Folgen der Geiselnahme im Jugendamt sowie auf den „rustikaler“ werden Umgang von Bürgern mit Behörden ein.

 

Als weiteres Thema, das zwangsläufig auf der politischen Agenda stehen muss, nannte Wolf die Ilmtalklinik – er hatte kürzlich bereits angekündigt, dazu eine Sondersitzung des Kreistags einberufen zu wollen. Bekanntlich schreibt die Krankenhaus-GmbH mit ihren beiden Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg seit Jahren tiefrote Zahlen. Im Jahr 2015 betrug das Defizit aus dem laufenden Betrieb 5,1 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es 4,8 Millionen Euro und heuer werden es wohl um die 4,7 Millionen Euro seom. Auszugleichen haben dieses Minus alljährlich die beiden Landkreise Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) als Gesellschafter entsprechender ihrer Geschäftsanteile. Die wirtschaftliche Sanierung der beiden Häuser läuft, sie schlägt sich allerdings nicht so rasch beziehungsweise nicht so deutlich in den Geschäftszahlen nieder, wie mancher gehofft hatte.

 

Andächtig: Reinhard Heinrich (von links), Karl Straub, Erich Irlstorfer, Christian Staudter und Josef Finkenzeller während der Rede von Martin Wolf.

Aber nicht bloß aus wirtschaftlicher Sicht dürfte 2018 ein richtungsweisendes Jahr für die Klinik-GmbH werden. Bekanntlich wird derzeit auch – mal wieder – ein neues medizinisches Konzept erarbeitet. Außerdem ist wieder völlig offen, wie es mit der anvisierten Generalsanierung des Pfaffenhofener Krankenhauses weitergeht. Die sollte eigentlich demnächst starten, wurde aber notgedrungen auf Eis gelegt, nachdem die neue Geschäftsführung festgestellt hatte, dass bei den Planungen mehrere Teile des Gebäudes gar nicht berücksichtigt worden sind. Davon wusste man offenbar weder im Aufsichtsrat noch in der Kreispolitik oder im Landratsamt. Die Notbremse wurde gezogen, Kommando zurück. Selbst ein Neubau ist angesichts der neuen Lage nicht mehr ausgeschlossen.

 

Zu der eher lockeren Zusammenkunft  am heutigen Vormittag im Saal des ehemaligen Rentamts begrüßte Wolf heute neben den Bezirkskaminkehrermeistern – die jetzt offiziell „bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger“ heißen – Ralf Maul, Peter Sixt und Siegfried Felser auch Vize-Landrat Anton Westner (CSU) und den weiteren Stellvertreter Josef Finkenzeller (FW) sowie den Bundestags-Abgeordneten Erich Irlstorfer (CSU), den Landtags-Abgeordneten Karl Straub (CSU) und Bezirksrätin Barbara Breher (CSU).

 

Glücksbringer für die Gäste.

Auch führende Vertreter der im Kreistag vertretenen Parteien waren, wie gewohnt, der Einladung zu diesem kleinen Silvester-Empfang gefolgt: Kerstin Schnapp (Grüne), Reinhard Heinrich (CSU), Thomas Stockmaier (FDP), Christian Staudter (AUL) und Reinhard Haiplik (ÖDP). Die Freien Wähler waren durch Finkenzeller vertreten, nur ein Sozialdemokrat fehlte. SPD-Fraktionschef Martin Schmid hatte schon im Vorfeld wissen lassen, dass er verhindert ist, und Markus Käser, der ihn vertreten wollte, musste wegen einer Grippe-Erkrankung absagen.

 

Ihm entgingen Lachs- und Käse-Häppchen sowie Sekt, wahlweise mit O-Saft gemischt. Außerdem gab es von den Kaminkehrern wieder kleine Glücksbringer fürs neue Jahr. Ein besonderes Präsent erhielt Wolf, der ja kürzlich nach seinem schweren Unfall wieder ins Amt zurückkehren konnte. Er bekam von den Schornsteinfegern einen Kalender und einen grünen Text-Marker sowie die entsprechende mündliche Anleitung: Er solle im nächsten Jahr alle guten Tage grün markieren, so Peter Sixt – möge am Ende möglichst alles grün angestrichen sein. Kaminkehrer-Kollege Ralf Maul hatte zuvor bereits seiner Freude darüber Ausdruck verliehen, dass Wolf  nach dem tragischen Unglück wieder da ist. „Ein starker Landkreis braucht einen starken Landrat“, sagte er.

Ein Kalender, ein Text-Marker und ein Auftrag für Landrat Wolf.

Wolf bezeichnete in seiner kurzen Ansprache 2017 in Sachen Hochbau vor allem als Planungsjahr für den Landkreis. Man befasste sich mit den anstehenden Sanierungen des Pfaffenhofener Schyren-Gymnasiums und der Geisenfelder Realschule. Wobei in Geisenfeld, wie berichtet, ein Neubau durchaus wahrscheinlich ist. Als markante Tiefbau-Maßnahmen des zu Ende gehenden Jahres nannte Wolf die Sanierung der Kreisstraße am Schönthaler Berg zwischen Pfaffenhofen und Tegernbach sowie der Ortsdurchfahrt von Schweitenkirchen.

 

Die Generalsanierung des Landratsamts strebt indes dem Abschluss entgegen. Zum Ende des ersten Quartals 2018 sollen die Mitarbeiter ihre neuen Räume beziehen, sagte der Behörden-Chef heute. Von den insgesamt 500 Beschäftigten werden seinen Worten zufolge rund 250 in dem runderneuerten und erweiterten Gebäude-Komplex Platz finden; die übrigen sind in Außenstellen tätig oder müssen – wegen der nach wie vor herrschenden Raumnot – in angemieteten Büros ihren Dienst verrichten.

 

Erich, der Knipser oder: Ein im politischen Sinne Schwarzer fotografiert die in Schwarz gekleideten (Kaminkehrer).

In einem dieser externen Büros – direkt gegenüber dem Landratsamt-Gebäude am Hofberg – war es vor einigen Wochen zu einer Geiselnahme gekommen. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann hatte eine Mitarbeiterin des Jugendamts über fünf Stunden in seiner Gewalt, ehe ihn das SEK überwältigte. Wolf skizzierte die Folgen dieser Bedrohungslage: psychische Betreuung von Mitarbeitern, künftige Sicherheits-Planungen sowie die Frage nach besonders gefährdeten Sachgebieten. Diesen Themen und Diskussionen wolle man „keinesfalls ausweichen“, unterstrich er. Grundsätzlich stellte Wolf fest, dass der Umgang der Bürger mit Behörden „rustikaler“ und „rauer“ werde, die Menschen seien heutzutage weniger obrigkeitshörig.

Und jetzt alle, und zwar von links: Thomas Stockmaier, Reinhard Haiplik, Kerstin Schnapp, Christian Staudter, Barbara Breher, Reinhard Heinrich, Anton Westner, Ralf Maul, Martin Wolf, Peter Sixt, Siegfried Felser, Erich Irlstorfer, Karl Straub, Josef Finkenzeller.


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