Der FC Ingolstadt muss heute Abend in der dritten Runde des DFB-Pokals beim VfL Wolsburg ran. Die Favoritenrolle ist klar vergeben, doch chancenlos sind die Schanzer beileibe nicht
Von Tobias Zell
Zum ersten Mal steht der FC Ingolstadt in der dritten Runde des DFB-Pokals. Und wer weiß, vielleicht gelingt den Schanzern ja heute Abend beim Erstligisten VfL Wolfsburg (Anpfiff: 19 Uhr) eine kleine Pokal-Sensation – dann wäre nicht nur der Einzug ins Viertelfinale perfekt, sondern es gäbe zusätzliche Einnahmen, viele positive Schlagzeilen und einen nicht zu unterschätzenden Image-Gewinn. „Für uns ist es ein Bonus-Spiel, in dem sich jeder zeigen will. Der Pokal lebt von Überraschungen“, weiß FC-Trainer Ralph Hasenhüttl. In Wolfsburg gibt man sich derweil selbstbewusst: „Wir wollen nicht unnötig tiefstapeln. Wir sind selbstbewusst genug, um sagen zu können, dass wir die bessere Mannschaft haben“, sagt VfL-Sportdirektor Klaus Allofs. Er ist aber lange genug im Geschäft, um zu wissen: Leider bedeutet das nicht automatisch, dass wir das Spiel auch gewinnen.“
Die Wölfe, bei denen VW Hauptsponsor ist, nehmen das Duell gegen den Zweitligisten von der Donau, der von Audi unterstützt wird und dessen Formkurve zuletzt steil nach oben zeigte, jedenfalls nicht auf die leichte Schulter. Am Wochenende, als die Schanzer im eigenen Stadion mit 0:2 gegen Sandhausen verloren, saß ein Beobachter aus Wolfsburg auf der Tribüne – und zwar nicht irgendeiner, sondern Assistenz-Trainer Andries Jonker. Allein das zeigt schon, dass man durchaus Respekt hat vor der Aufgabe heute Abend – und vor dem Gegner aus Oberbayern.
FC-Coach Hasenhüttl verhehlt indes nicht, dass die Chancen der Schanzer auf das Weiterkommen nicht sehr groß seien, betont aber auch, dass man die kleinen Möglichkeiten, die sich bieten, nutzen wolle. „Klar ist, dass wir krasser Außenseiter sind und Wolfsburg eine klasse Truppe hat, die nicht umsonst in der Liga gute Leistungen abruft. Über 90 Minuten werden wir sie nicht komplett aufhalten können“, sagt Hasenhüttl. Viele Schwachstellen habe er bei den Wölfen jedenfalls nicht entdecken können. Doch der Österreicher kennt sein Team und dessen jüngste Entwicklung freilich am besten und weiß auch, dass „wir nicht viele Gelegenheiten brauchen, wie man auswärts zuletzt sehen konnte. Wir sind ein unangenehmer Gegner, das haben wir nun mehrfach gezeigt.“
Was die Aufstellung angeht, deutete Hasenhüttl einige Wechsel an: „Wir haben einen großen Kader und werden von diesem Gebrauch machen, da wir drei Spiele in einer Woche bestreiten müssen“, sagte er in der obligatorischen Pressekonferenz. „Das Team wird aber durch neue Spieler in der Startelf nicht schlechter und ich werde keine komplett neue Truppe auf das Feld schicken, sondern ein Team, das sich zeigen will.“ Alle Spieler seien heiß, betonte er. Almog Cohen, Andreas Buchner, Philipp Hofmann und Tamas Hajnal sind vier der Optionen, die der FCI-Coach im Kopf hat. Auf die Frage, ob er sich auch über den Einsatz von Ersatz-Keeper André Weis Gedanken macht, antwortete er lächelnd: „Ab jetzt schon.“
Den DFB-Pokal bezeichnet Hasenhüttl „als gute Möglichkeit, sich mal ins Rampenlicht zu schießen“. Und für kleinere Vereine sei das Geld ein willkommenes Zubrot. „Gerade, wenn es gegen die größeren Vereine geht, wird der Pokalwettbewerb zu einem Highlight für jeden Fußballer.“ Die Achtelfinal-Partie heute Abend gegen Wolfsburg könnte nach Einschätzung des FC-Trainers ein solches Highlight werden: „Wenn wir als Mannschaft eine Top-Leistung zeigen und unsere Möglichkeiten konsequent nutzen, ist alles möglich.“
Im Sommer 2008 trafen die beiden Teams im Rahmen eines Testspiels im Ingolstädter ESV-Stadion aufeinander, das die Schanzer mit 3:2 für sich entschieden – damals kickte auch noch Marcelinho bei den Wölfen. Und mit VfL-Rechtsverteidiger Patrick Ochs hat Hasenhüttl sogar schon in einem Team gespielt: bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München.
Die Wolfsburger bekommen es in der laufenden Pokalsaison schon zum dritten Mal mit einem Zweitligisten zu tun. Sportdirektor Allofs verweist auf die beiden Erfolge in Karlsruhe (3:1) und gegen den VfR Aalen (2:0). „Das waren keine Spaziergänge“, erinnert er sich. „Wir haben insbesondere gegen Aalen gesehen, dass man das nicht immer so leicht runter spielt, wie im Vorfeld vielleicht der eine oder andere vermutet.“ Man müsse schon „eine ganze Menge richtig machen, um im DFB-Pokal ins Viertelfinale einzuziehen“, weiß er. Dessen sei sich die Mannschaft aber absolut bewusst. „Wir sind total fokussiert auf diese Aufgabe.“
Bis auf Jan Polak (Entzündung im Sprunggelenk) hat der VfL Wolfsburg neben den Langzeitverletzten Vieirinha, Christian Träsch und Ja-Cheol keine weiteren Ausfälle zu beklagen, wie der Verein auf seiner Homepage mitteilt.
Die Schanzer hatten sich in der ersten Pokalrunde mit 4:1 beim Fünftligisten Baumberg durchgesetzt und siegten am dann beim Zweitligisten FSV Frankfurt mit 2:0. Damit zog der FC Ingolstadt zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die dritte Runde des nationalen Pokals ein – neben dem Aufstieg in die zweite Liga ist das der größte Erfolg in der noch jungen Geschichte des im Jahr 2004 gegründeten Klubs. Die Wolfsburger gewannen in der ersten Runde 3:1 beim Karlsruher SC, in der zweiten Runde gab es einen 2:0-Heimsieg gegen den VfR Aalen – bekanntlich der Ex-Klub von FC-Coach Ralph Hasenhüttl.