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"Zuwanderer sind mittlerweile ein wichtiges Fachkräfte-Potenzial." 14,6 Prozent der hiesigen Beschäftigten haben keinen deutschen Pass. 

(ty) Ausländer werden nach Angaben der IHK zu einer immer wichtigeren Stütze für den Arbeitsmarkt im Landkreis Pfaffenhofen. Der Anteil der Beschäftigten ohne deutschen Pass sei in den vergangenen fünf Jahren von 7,8 auf 14,6 Prozent gestiegen. Insgesamt gehen demnach mehr als 5800 Ausländer einer sozialversicherungs-pflichtigen Beschäftigung im Landkreis nach, heißt es unter Berufung auf die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur.

Weil der Fachkräfte-Mangel zulege und die Zahl der offenen Stellen weiter steige, fordert die IHK für München und Oberbayern jetzt eine Reform des Zuwanderungs-Gesetzes. "Das derzeitige Reglement geht an den Bedürfnissen der Wirtschaft vorbei. Trotz Vollbeschäftigung gibt es große Personal-Lücken in den Unternehmen, deswegen sind Zuwanderer mittlerweile ein wichtiges Fachkräfte-Potenzial“, sagt Eduard Kastner, der Vorsitzender des IHK-Regional-Ausschusses Pfaffenhofen.

Kastner betont, dass der Stellenaufbau im Landkreis bereits zu 35 Prozent von ausländischen Fachkräften getragen werde. Bayernweit stammen laut IHK die meisten Neuankömmlinge derzeit aus EU-Ländern – vor allem aus Rumänien, Kroatien, Polen und Ungarn. EU-Angehörige genießen in Deutschland freies Aufenthaltsrecht zur Arbeitsaufnahme. Die IHK kritisiert allerdings, dass die Zuwanderung aus Drittstaaten dagegen kaum eine Rolle spiele, weil sie zu unübersichtlich und realitätsfern geregelt sei. "Ein Beispiel sind die viel zu stark eingeschränkten und damit weitgehend nutzlosen Listen von Engpass-Berufen", so Kastner. "Wie andere Industrieländer brauchen wir eine gesteuerte Zuwanderung, die wirksam auf Engpässe am Arbeitsmarkt reagiert."

Neben generellen Erleichterungen für Zuwanderer mit einem konkreten Jobangebot in Deutschland schlägt die IHK als zweite Schiene ihres neuen Zuwanderungs-Modells ein Punkte-System vor. "Wie etwa in Kanada könnten Einwanderer eine zunächst befristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bekommen, wenn sie anhand von Kriterien wie Alter, Bildungsgrad, Qualifikationen, Sprachkenntnissen und Integrationsfähigkeit eine Mindest-Punktezahl erreichen", wird dazu erklärt. Beide Zuwanderungskanäle, von Fachleuten als "marktorientiert" respektive "potenzialorientiert" bezeichnet, könnten – so die IHK – über jährliche Kontingente fortlaufend an das Bevölkerungs-Wachstum oder Konjunktur-Schwankungen angepasst werden.

Kastner unterstreicht aber auch, dass die Zuwanderung nur eines von mehreren Instrumenten zur Linderung des Fachkräfte-Mangels sei. "Mit der Rente mit 63 hat die Politik der Wirtschaft allerdings einen Bärendienst geleistet und die Anstrengungen der Betriebe zur Beschäftigung Älterer konterkariert", schimpft er. Der Fachkräfte-Mangel habe sich dadurch "noch einmal massiv und zum demografisch ungünstigsten Zeitpunkt verschlimmert".

Die Wirtschaft warte auch weiter auf eine flächendeckende und bedarfsgerechte Kinderbetreuung und Ganztagsschulen, damit Familien Erziehung und Beruf besser unter einen Hut brächten und die Erwerbstätigkeit von Eltern zunehme. "Stattdessen werden laufend neue Rechtsansprüche zur einseitigen Arbeitszeit-Verkürzung durch Arbeitnehmer diskutiert, wodurch ebenfalls wertvolles Fachkräfte-Potenzial verloren geht", moniert Kastner. 

Das Zuwanderungs-Modell wurde im Auftrag der IHK für München und Oberbayern vom ifo-Institut München entwickelt. Die Studie ist unter www.ihk-muenchen.de erhältlich.


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