"Die junge Frau hat uns Leid getan", erklärt Betriebsleiterin Kerstin Tom.
(zel) "Als ich die Nachricht bekommen habe, konnte ich es erst gar nicht glauben", sagt Nici Prüller aus Schweitenkirchen. Es war unsere Redaktion, die ihr die frohe Kunde übermitteln durfte. Die Pfaffenhofener Autolackiererei Heinzlmeier hat sich bereit erklärt, den Schaden an dem Pkw der 23-Jährigen kostenlos zu reparieren. Einen Schaden in Höhe von geschätzten 2000 Euro, den Ende April ein Unbekannter angerichtet hatte, ehe er Unfallflucht beging – wir berichteten. "Die junge Frau hat uns Leid getan", erklärt Betriebsleiterin Kerstin Tom. Gestern hat Nici Prüller ihren BMW vorbeigebracht, voraussichtlich am Freitag kann sie ihn schon wieder abholen.
Passiert war es am Sonntag, 29. April, irgendwann zwischen 6.30 und 13.30 Uhr. Nici Prüller hatte ihren grauen 3er-BMW an der Joseph-Fraunhofer-Straße in Pfaffenhofen abgestellt – nach eigenen Angaben beim Deichmann-/AWG-Parkplatz. Als sie dann zu ihrem Auto zurückkehrte, stellte sie eine große Delle sowie Kratzer am linken vorderen Stoßstangeneck fest. Sie erstattete Anzeige. Die örtliche Polizeiinspektion bezifferte den Schaden in einer Größenordnung um 2000 Euro. Etwaige Zeugen, die Hinweise geben können, die zur Aufklärung des Falls beitragen, waren gebeten worden, sich unter der Telefonnummer (0 84 41) 80 95 -0 bei der örtlichen Inspektion zu melden.
Die 23-Jährige, die als Kinderpflegerin in der Gemeinde Eching arbeitet, hatte damals auch unsere Redaktion um Unterstützung gebeten. Wir veröffentlichten daraufhin den Fall sowie ein Foto von dem beschädigten Wagen und baten um Hinweise zu dem Unbekannten, der sich nach der Kollision einfach aus dem Staub gemacht hatte, ohne seinen gesetzlichen Pflichten nachzukommen. Allerdings hatte sich kein Zeuge gemeldet – der Unfallverursacher ist nach wie vor unbekannt, wie ein Sprecher der Pfaffenhofener Polizei heute auch noch einmal auf Anfrage bestätigte.
Der Schaden wird auf etwa 2000 Euro geschätzt.
Nici Prüller wäre damit auf den Reparatur-Kosten sitzengeblieben. "Die Versicherung zahlt da nichts, ich hab nur Teilkasko", berichtet sie. Doch das Team von der Autolackiererei Heinzlmeier hatte den Zeugen-Aufruf auf pfaffenhofen-today gelesen – und nicht lange gezögert. Schnell klingelte in unserer Redaktion das Telefon und die Firma bot kurzerhand an, den kompletten Schaden an dem BMW völlig kostenlos zu reparieren, sollte sich der Unfallverursacher nicht ermitteln lassen. "Die junge Frau hat uns Leid getan", sagt Betriebsleiterin Kerstin Tom.
Unsere Zeitung hat daraufhin den Kontakt hergestellt, dann wurde ein Termin vereinbart und gestern hat die 23-Jährige nun ihren BMW bei der Autolackiererei abgeliefert. Die Firma liegt übrigens ebenfalls an der Joseph-Fraunhofer-Straße, nur einen Steinwurf vom Tatort entfernt. So ist das Leben. Manchmal liegen Freud und Leid eben auch geografisch ganz nah beieinander.
Die Fälle von Kunden, die mit einem Unfallflucht-Schaden vorstellig werden, haben "extrem zugenommen", sagt Heinzlmeier-Betriebsleiterin Kerstin Tom im Gespräch mit unserer Zeitung. "Es kommt immer öfter vor, dass Kunden zu uns kommen, weil ihnen jemand auf einem Parkplatz das Auto angefahren hat und geflüchtet ist."
Allein im Zuständigkeits-Bereich der Pfaffenhofener Polizeiinspektion sind im vergangenen Jahr insgesamt 360 Fälle (Vorjahr: 349) des unerlaubten Entfernens vom Unfallort aufgenommen worden – in 131 (Vorjahr: 113) davon konnte der Verursacher ermittelt werden, heißt es auf Anfrage. Im Landkreis summierten sich die Fälle von Fahrerflucht im vergangenen Jahr auf sage und schreibe 680, geklärt wurden davon 240. Die Aufklärungs-Quote habe in den vergangenen Jahren immer so zwischen 30 und 40 Prozent gelegen, sagt ein Polizei-Sprecher. Wenngleich dieser Wert für die Ermittler spricht, so bedeutet er zugleich aber auch: In den meisten Fällen sind die Geschädigten auch finanziell die Gelackmeierten und bleiben auf dem Schaden sitzen.
Oft werde wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort ermittelt, weil Verkehrsteilnehmer nach einem Crash falsch reagieren, hatte die Geisenfelder Inspektion erst kürzlich erklärt. Erschreckend verbreitet ist demnach der Irrglaube, dass allein das Hinterlassen eines Zettels mit Angaben zur Person und zum Fahrzeug ausreichen würde. Deshalb gab die Polizei auch Hinweise zum richtigen Verhalten nach einem Unfall.
Grundsätzlich gelte: "Unfallbeteiligt ist jeder, dessen Verhalten zur Verursachung des Unfalls beigetragen haben kann." Das bedeutet konkret: "Auch wenn nur die Möglichkeit einer Beteiligung besteht, hat man seine Offenbarungs- beziehungsweise Wartepflicht zu erfüllen." Nicht nur der Unfall-Verursacher sei dazu verpflichtet, sondern alle Beteiligten. Dies gelte auch, wenn auf den ersten Blick kein Schaden erkennbar sei.
"Zur Erfüllung der Wartepflicht muss man am Unfallort auf das Eintreffen des Unfallgegners warten, wobei eine genaue Zeit nicht vorgeschrieben ist", heißt es weiter. Ein Polizei-Sprecher rät: "Generell sollte man jedoch mindestens 30 Minuten warten, bevor man die Unfallstelle verlässt, um den Unfallgegner oder die Polizei persönlich zu verständigen." Eine telefonische Verständigung der Polizei könne jedoch auch sofort erfolgen.
Um der so genannten Offenbarungspflicht nachzukommen, müsse man entweder dem Unfallgegner oder der nächsten Polizei-Dienststelle seine Personalien, das Fahrzeug-Kennzeichen und den Unfallort mitteilen. Zu den Personalien gehören Vor- und Nachname sowie die eigene Anschrift. Auch die Angabe eine Telefonnummer sei sinnvoll, erklärt die Polizei. Betont wird: "Einen Zettel mit der Telefonnummer an der Windschutzscheibe zu hinterlassen, ist in keinem Fall ausreichend."
Im Zweifelsfall sowie bei Unsicherheiten im Zusammenhang mit Unfällen wird dazu geraten, immer die Polizei unter 110 zu verständigen und das Eintreffen der Gesetzeshüter am Unfallort abzuwarten. Dadurch könne eine Verkehrsunfallflucht vermieden werden. Denn: "Eine Verkehrsunfallflucht stellt eine Straftat dar, die mit Geld- oder Freiheitsstrafen bestraft werden kann, während ein Parkrempler mit einer Verwarnung geahndet wird."
Erstmeldung zum Thema:
Dreiste Unfallflucht in Pfaffenhofen: Leserin bittet um Unterstützung