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Wie der Bundestags-Abgeordnete Dieter Janecek (Grüne) das Thema beleuchtet. Heute Abend Diskussion in Pfaffenhofen.

(ty) "Digitalisierung passiert nicht einfach, wir können und müssen sie politisch und gesellschaftlich gestalten", sagt Dieter Janecek (42). Der in Wolnzach lebende Bundestags-Abgeordnete der Grünen ist Sprecher für digitale Wirtschaft und digitale Transformation seiner Bundestags-Fraktion und hat eine klare Sichtweise zu den Herausforderungen der aktuellen Zeit. Bei zahlreichen Szenarien – Wegfall von Arbeitsplätzen durch Digitalisierung, vollautonomes Fahren oder Einsatz von Robotern im Pflegebereich – steht die Gesellschaft seiner Ansicht nach noch am Anfang der technischen Entwicklung sowie am Beginn der Diskussion über die Auswirkung.

"Für uns ist klar: Wir müssen auch eine gesellschaftliche Debatte über die Ethik der Digitalisierung führen und Grundwerte für die Gestaltung benennen", so Janecek. Auf dieser Grundlage müsse dann auch der Gesetzgeber ran – nicht zuletzt, um verbindliche Regeln schaffen. Rund um dieses Thema diskutiert der Pfaffenhofener Kreisverband der Grünen am heutigen Abend mit allen interessierten Bürgern. Beginn der Veranstaltung unter dem Motto "Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung" ist um 19.30 Uhr im Grünen-Büro am Riedererweg 6 in der Kreisstadt.



Digitalisierung, das bedeutet für Janecek einen grundlegenden Veränderungs-Prozess für Gesellschaft und Wirtschaft. Die politische Gestaltung der Digitalisierung sei eine der größten Querschnitts-Aufgaben der Zukunft. Smartphones, soziale Netzwerke, Online-Handel, teilautonome Autos, Pflegeroboter, immer leistungsfähigere künstliche Intelligenz: Der digitale Wandel verändert seiner Ansicht nach alle Lebensbereiche – ob Arbeit, Wirtschaft, Sozialleben oder Bildung. "Durch die Digitalisierung wird unsere Welt vernetzter, flexibler und technologischer", sagt er.

Digitalisierung habe indes auch das Potenzial, als Katalysator für die ökologische Transformation der Wirtschaft zu wirken. Die Möglichkeiten für eine ökologische Transformation mit Hilfe von IT sieht er als vielfältig. Nicht nur für die Energiewende hätten IT-Anwendungen ein großes Potenzial, sondern auch in Bereichen wie Verkehr und Logistik, Gebäudetechnik und Industrieproduktion – davon ist Janecek überzeugt. Und hat nicht zuletzt den Klimaschutz im Blick: "Geschätzte 190 Millionen Tonnen CO2-Emissionen könnten in Deutschland durch den konsequenten Einsatz von IT-Anwendungen eingespart werden; weltweit wird das Potenzial auf neun Milliarden Tonnen CO2 geschätzt."

Schon der Bereich Mobilität biete vielfältige Möglichkeiten. "Grüne Mobilitäts-Konzepte vernetzen alle Verkehrsträger miteinander und steuern Verkehrsströme intelligent", so Janecek. Das Angebot von Zug, Bus, Bahn, Leih-Fahrrad und Car-Sharing werde via Smartphone und App vernetzt. Dies ermögliche die optimale Mobilitäts-Nutzung, Flexibilität und großen Komfort für die einzelnen Nutzer. Gleichzeitig sorge die intelligente Vernetzung für eine bessere Auslastung. Auf diese Weise würden insgesamt weniger Fahrzeuge und Parkplätze benötigt – ein positiver Effekt für Mensch und Umwelt.

"Die Vision im Bereich Automobil ist durchaus beeindruckend", so der 42-Jährige. "Von den aktuell mehr als 40 Millionen Pkw in Deutschland, die im Schnitt mehr als 23 Stunden am Tag unbewegt auf einem Parkplatz stehen, könnte dank autonom fahrenden und geteilten Fahrzeugen in absehbarer Zeit ein großer Teil überflüssig werden." Das wäre, so Janecek, ein enormer Gewinn an Platz, gerade in den wachsenden Ballungsräumen, aber auch an eingesparten Ressourcen.

Auch im Bereich Industrie sind seiner Meinung nach dank des Einsatzes neuartiger Technologien – wie 3D-Druck – erhebliche Effizienz-Gewinne möglich. Dies gelte sowohl im Bereich Energie als auch beim Materialeinsatz. "Mittels 3D-Druckern können Bauteile künftig in kleinster Stückzahl, passgenau und mit minimalem Materialverlust produziert werden. So können Materialeinsätze verringert, Transport- und Lagerzeiten optimiert werden", ist Janecek überzeugt. In den Fabriken von morgen seien große Produktivitäts-Sprünge möglich, die mit der Einsparung von Ressourcen und fossilen Rohstoffen einhergingen. So ließen sich durch digitale Datenverarbeitung Prozessschritte einsparen, Energiefresser beseitigen und Wertschöpfungsketten ressourcenschonend optimieren.

Gerade in der Kombination von Effizienz-Technologien und IT sei das Potenzial für die deutsche Wirtschaft enorm, meint Janecek. Deutschland könnte nach seinem Dafürhalten hier Vorreiter für neue Technologien werden. "Dabei muss die Kompetenz des deutschen Wirtschafts-Standortes in gewachsenen Branchen wie dem Maschinenbau mit neuen Technologien gekoppelt werden. Unsere starke Mittelstandsstruktur hat das Potenzial auch bei der Entwicklung neuer Technologien seine Nischen-Expertise zu nutzen." Klar sei allerdings: Solche Effizienz- und Effektivitäts-Steigerungen stellten sich nicht von allein ein, sondern müssten forciert und gefördert werden.

Begriffe wie Künstliche Intelligenz (KI), selbstlernende Systeme und maschinelles Lernen macht Janecek derzeit in fast allen forschungs-, wirtschafts- oder digital-politischen Debatten aus. Es gebe düstere Zukunfts-Prognosen über gefährliche Superintelligenzen, Hoffnungen auf nahezu unfallfreien Straßenverkehr durch selbstfahrende Fahrzeuge, Visionen für unternehmerische Effizienz-Steigerung – und Szenarien bis hin zum vollständigen Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Roboter.

"An kaum einem anderen Thema scheiden sich die Geister so sehr wie bei Künstlicher Intelligenz", sagt er. Unklare Vorstellungen und Definitionen davon, was KI sei, was sie könne und was nicht, und die damit verbundene Frage, ob sie eher Chance oder Bedrohung sei, würden ihren Teil zu dieser polarisierten Debatte beitragen.

"Während die abstrakte Idee von künstlicher Intelligenz viele Menschen verunsichert und zum Teil auch ethische Bedenken gegen ihren Einsatz bestehen, steckt künstliche Intelligenz bereits in jedem Smartphone, wird heute in verschiedenen konkreten Anwendungsfeldern schon eingesetzt oder ihr Einsatz wird vorbereitet", unterstreicht Janecek. KI werde mit teils großen Hoffnungen verbunden – ob beschleunigte Verwaltungsprozesse, reibungsloser Straßenverkehr ohne Staus oder verbesserte medizinische Diagnostik etwa in der Krebstherapie.

Als Hochtechnologie-Land muss Deutschland nach Ansicht des Grünen-Abgeordneten den Anspruch haben, Vorreiter bei der Erforschung künstlicher Intelligenz zu werden und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit intelligenten Systemen in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zu gelangen. Er legt sich fest: "Es braucht klare Regeln, transparente Kriterien und definierte Aufgaben-Beschreibungen für den Einsatz künstlicher Intelligenz."


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