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Seit fast fünf Jahren wird in ihrem Haushalt auf Glas, Holz und andere Alternativen gesetzt. Ein umwelt-freundliches Konzept, das bereits ausgezeichnet wurde.

(ty) Das Thema Plastik und die damit verbundene Verschmutzung der Umwelt, insbesondere der Meere, ist in aller Munde. Dabei wäre es im Grunde einfach, die Plastik-Flut zu bekämpfen: Wenn jeder selbstkritisch die Verwendung von Kunststoff individuell verringern würde, könnte man schnell die Mengen senken. "Plastik-Vermeidung steht hoch im Kurs", sagt Landrat Martin Wolf (CSU). Gerne unterstützte der Landkreis daher die Initiative der Plastikfrei-Community in Pfaffenhofen, die Bürgern im Alltag bei der Vermeidung von unnötigem Plastik hilft, das Klima und Natur belastet. Als ein Vorbild in Sachen "Leben ohne Plastik" gilt die Familie Kufer aus der Kreisstadt.

So ist es oft im täglichen Leben: Mal schnell den Schokoriegel an der Kasse mitgenommen, die Milch im Tetrapak gekauft und sich in der Mittagspause für frisch geschnittene Früchte und den fertig gemixten Salat im Becher samt Plastik-Besteck aus dem Supermarkt entschieden. Und schon wieder vermehrt sich der Plastikberg. "Das schlechte Gewissen ist immer mit dabei, denn wir wissen, mit unserem Plastikverbrauch kann es so nicht weitergehen", betont Doris Rottler von der Fachstelle "Energie und Klimaschutz" am Landratsamt. Seit 1950 das erste Plastik auf den Markt kam, habe es seinen Siegeszug um die Welt angetreten. "Wurden damals 1,5 Millionen Tonnen Kunststoffe pro Jahr hergestellt, sind es nun über 300 Millionen Tonnen pro Jahr – bei steigender Tendenz", so die Expertin. Das vielfältige und langlebige Material lasse sich für Verpackungen, Möbel, Spielzeug und sogar Kleidung einsetzen.

37 Kilo Plastikmüll produziert laut einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft im Durchschnitt jeder Bürger jährlich. Allein in den vergangenen zehn Jahren sei der Pro-Kopf-Verbrauch an Plastik um knapp 30 Prozent gestiegen. Rottler: "Nur knapp die Hälfte des Plastiks wird recycelt. Der Rest wird thermisch verwertet, deponiert oder landet als Abfall in der Umwelt und im Meer." Dort mache sich die Kehrseite der Langlebigkeit bemerkbar: Beispielsweise 450 Jahre brauche eine Plastikflasche, bis sie sich in der Umwelt in kleinste Partikel zersetzt habe. Diese gelangen über die Nahrungskette in Pflanzen, Tiere und Menschen. Und nicht nur das: So genannte Additiva, wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel und Farbstoffe, die den Kunststoffen beigesetzt werden, stehen sogar im Verdacht, krebsbildend und oder hormonell auf den menschlichen Organismus zu wirken.

Familie Kufer aus Pfaffenhofen spielt bei dieser Entwicklung nicht mehr mit. Vor knapp fünf Jahren hat sie den Schlussstrich gezogen und lebt seitdem praktisch plastikfrei. Ausschlaggebend war eine Fernseh-Dokumentation: "In dem Film wurde eine Familie portraitiert, bei der man Bisphenol A im Blut nachweisen konnte. Vier Wochen hat diese Familie auf Plastik verzichtet und danach konnte man feststellen, dass auch die Bisphenol-A-Konzentration im Blut geringer war", erzählt Patricia Kufer.

Nach und nach hat sie daher den Familien-Haushalt auf plastikfreie Alternativen umgestellt. Der Anfang war mit Trinkflaschen und Behältnissen für Lebensmittel schnell gemacht. "Putzen, einkaufen, waschen – anfangs war das mit einigen Herausforderungen verbunden", erinnert sie sich. Zentral sei die Frage gewesen: Wo bekomme ich was? "Zum ersten Mal zum Metzger zu gehen und sich die Wurst direkt in die mitgebrachte Dose legen zu lassen, das hat schon Überwindung gekostet."

Was anfangs ein Experiment war, ist heute gelebter Alltag. Und der hat sich in der Familie Kufer mittlerweile eingespielt. Zahnbürsten aus Holz, Gefäße aus Glas und selbstgemachte Kosmetika haben Einzug in den Haushalt gehalten. Ein Riesenaufwand? "Einstellungssache", sagt Kufer, die mit ihrer Familie im vergangenen Jahr sogar den städtischen Klimaschutz-Preis erhalten hat. "Wir leben plastikfrei aus Überzeugung, ohne uns einzuschränken", betont sie. "Wir transportieren Milch, Joghurt oder Sahne in Pfandgläsern sowie Käse und Wurst in mitgebrachten Behältern." Oliven und Antipasti zum Beispiel gebe es nur aus eigenen Dosen. Der Wochen-Einkauf funktioniere ohne Verpackungen und man habe ein gutes Gefühl dabei. "Und wenn man die vollen Mülltonnen der Nachbarn sieht und dann unsere, in der kaum etwas drin ist, macht uns das schon ein wenig stolz."

"Einfach den Anfang machen", rät Kufer allen Menschen, die künftig auf – noch mehr – Plastik verzichten möchten. "Nicht mit dem Schwierigsten beginnen oder gleich alles wollen, sondern überlegen: Wo kann ich ganz einfach auf Plastik verzichten? Viele Dinge wissen wir längst." Sich selbst unter Druck zu setzen und die Sache dogmatisch anzugehen, davon hält die "Plastikfrei-Expertin" nichts. Man müsse es gern tun und davon überzeugt sein.

Es gibt viele Möglichkeiten, sofort auf Plastik zu verzichten, zum Beispiel bei Verpackungen, Take-Away-Essen und Kleinst-Packungen. Schrittweise können dann auch andere Themen in Angriff genommen werden. Was möglich ist, wird Kufer, die zusammen mit Caro Färber die Plastikfrei-Community in Pfaffenhofen gegründet hat, zeigen. Demnächst gibt es viele Denkanstöße und erprobte alltagstaugliche Tipps, um das eigene Leben ein Stück plastikfreier zu gestalten. "Die Ratschläge werden gut umsetzbar sein", verspricht Rottler.

Patricia Kufer und Caro Färber haben im vergangenen Jahr die Plastikfrei-Community in Pfaffenhofen gegründet. In regelmäßigen Abständen tauscht sich der "Plastik-Stammtisch" zu diversen Themen aus. Zum Beispiel: Wie bringe ich meinen Kindern bei, dass Plastik-Spielsachen nicht gesund sind? Außerdem geht es um "Plastik und Sport" oder "fair hergestellte Kleidung ohne Plastik". Interessenten können sich zum Newsletter der Plastikfrei-Community Pfaffenhofen auf www.unkraut-von-dahoam.de anmelden.


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