Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung gegen den 32-jährigen Kicker des TSV Eching, der zuvor die Rote Karte gesehen hatte.
Von Alexander Kaindl
Aufregung auf dem Rohrbacher Fußballplatz: Am gestrigen Nachmittag hatte die TSV-Elf von Trainer Stefan Klos im Bezirksliga-Match den TSV Eching zu Gast. Gegen Ende der ersten Halbzeit kam es dabei zu einem Zwischenfall, der jetzt auch die Pfaffenhofener Polizei beschäftigt. Ein Gäste-Spieler sah die Rote Karte, nachdem er an der Mittellinie die Notbremse gezogen hatte. Dann wurde es offenbar noch rabiater: Der des Feldes verwiesene Akteur soll nämlich einen Zuschauer niedergeschlagen haben. Das Opfer musste in die Klinik. Auf Rohrbacher Seite spricht man von "asozialem" Verhalten, der Echinger Coach wertet das Geschehen als "weit weniger dramatisch". Die Polizei ermittelt jedenfalls wegen Körperverletzung gegen den 32-jährigen Gäste-Spieler.
Wir hatten auf unserem Fußball-Portal www.paf-kick.de schon am gestrigen Abend von dem Vorfall berichtet. Die Polizei hatte zu diesem Zeitpunkt auch bereits bestätigt, dass der mutmaßlich geschlagene Zuschauer ins Krankenhaus gebracht werden musste. Inzwischen haben die Beamten weitere Details bekanntgegeben. Demnach hat sich Folgendes zugetragen: Der 32-jährige TSV-Kicker, der den Platzverweis kassiert hatte, befand sich auf dem Weg in die Kabine und musste hierzu die Tribüne passieren. In diesem Zusammenhang soll es nun geschehen sein.
"Ein Zuschauer der Heim-Mannschaft rief ihm dann von der Tribüne aus zu, dass es jetzt 'knüppeldick' für seine Mannschaft käme", heißt es von Seiten der Beamten. Der des Feldes verwiesene Kicker soll auf diese Provokation eingegangen sein. Wie es weiter heißt, ging er zu dem Zuschauer hinauf "und verpasste diesem einen Faustschlag gegen die Schläfe". Daraufhin sei der besagte Zuschauer zu Boden gegangen, meldet die Polizei.
Anschließend habe der Echinger Spieler seinen Weg fortgesetzt und sei in der Kabine verschwunden. Das Opfer wurde laut heutiger Mitteilung der Beamten zunächst von anderen Zuschauern erstversorgt sowie schließlich in die Pfaffenhofener Ilmtalklinik gebracht. Gegen den 32-jährigen Echinger Spieler sei inzwischen Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet worden. Das bestätigte Helmut Fink, der Leiter der Pfaffenhofener Polizeiinspektion, gegenüber unserer Zeitung. Die Ermittlungen laufen.
Freilich hatte der Vorfall bereits gestern für Aufregung, Diskussionen und Zündstoff gesorgt. Der Rohrbacher Coach Stefan Klos proklamierte, dass er jedenfalls schon gegen "sympathischere Mannschaften gespielt" habe. Co-Trainer Michael Humbach ließ nach der Partie sogar noch ein wenig mehr Dampf ab und sprach von einem "asozialen" Verhalten des Gegners.
Von Echinger Seite äußerte man sich auf Nachfrage unserer Redaktion inzwischen ebenfalls zu den Geschehnissen. Trainer Gerhard Lösch erklärte: "Unser Spieler ist nach der Roten Karte in Richtung Kabine gegangen. Dabei wurde er von vier bis fünf Leuten angemacht, angepöbelt und mit Schimpfwörtern beleidigt. Er antwortete dann, dass die Leute Ruhe geben sollen, als er dann nochmal provoziert wurde."
Was nun passiert sein soll, schildert Lösch wie folgt: "Mein Spieler hat mir danach dann versichert, dass er dem älteren Herrn mit der Hand den Unterkiefer zusammengedrückt und ihn schließlich weggestoßen hat." Da sei kein Faustschlag oder eine Watschn dabei gewesen, sagt Lösch unter Berufung auf das Gespräch mit seinem Spieler. Der Trainer räumt jedoch zugleich ein: "Natürlich darf er das nicht machen, er muss da wegbleiben."
Andererseits kann Lösch wiederum nicht verstehen, dass sich die Zuschauer so auf diesen Spieler eingeschossen hätten. Letztlich sei die Aktion aber – zumindest seinen Worten zufolge – "weit weniger dramatisch" gewesen. Da fand der Echinger Coach die Begegnung schon aufregender. Ein Spiel, das Rohrbach übrigens mit 2:4 verloren hatte. Und ein Spiel, das ein juristisches Nachspiel haben dürfte.
Gegen unangenehm zu bespielende Gäste fehlte den Rohrbachern gestern am Ende auch ein wenig das Glück. „Eching hat aus vier Chancen vier Tore gemacht, wir sind auf der Gegenseite eben an der Latte gescheitert. Das Momentum war nicht bei uns“, ärgerte sich Klos. Michael Niggl erzielte das 1:0 für die Zebras, als Rohrbach im Zentrum pennte und er abschließen konnte (17. Minute). „Abseitsverdächtig“, kommentierte Klos. Die Platzherren waren dann besser in der Partie, Dominik Kaindl hatte eine gute Chance. Nach der anschließenden Ecke klingelte es dann wieder auf der Gegenseite: Alexander Fischer vollendete einen stark gespielten Konter mit einem Schuss ins lange Eck (37.).
Danach wurde es wild: Erst musste Echings Philipp Schuler mit Rot vom Platz, weil er an der Mittellinie die Notbremse gezogen hatte. Nach dem daraus resultierenden Freistoß kam Markus Schöfbeck an die Kugel und wurde von Gäste-Keeper Alexander Strecker gelegt. Es gab Elfmeter, Kaindl behielt die Nerven (41.). Rohrbach war wieder im Spiel, hatte aber Pech: Strecker lenkte einen Schuss von Matthias Federl an die Latte. Auf der anderen Seite rutschte einem Echinger Stürmer an der Mittellinie der Ball unter der Sohle durch, die Rohrbacher Hintermannschaft war zu überrascht und plötzlich hatte Kevin Stoiber die Autobahn – er schob zum 3:1 ein (55.). „Das war einfach aus dem Nichts“, befand Klos.
Michael Humbach verkürzte dann abermals, als er nach einer Schöfbeck-Flanke einnickte (67.), Echings Manuel Joos stellte nach einem Rohrbacher Fehler im Spielaufbau den alten Abstand aber postwendend wieder her (71.). Andreas Maier hatte nochmal die Chance auf den Anschluss, scheiterte aber ebenfalls an der Tor-Umrandung – es blieb beim 4:2 für Eching. „Sehr schade, aber so ein Spiel kann man mal verlieren“, bilanzierte Klos. „Ärgerlich ist aber, dass es ausgerechnet gegen Eching war. Eine faire Mannschaft ist etwas anderes.“