130 Teilnehmer besuchten die Auftaktveranstaltung. Im Rathaus hat man große Pläne.
(ty) Das Projekt „Bodenallianz“ stößt bei den Pfaffenhofener Landwirten auf großes Interesse: Zur Auftaktveranstaltung am Montag kamen rund 130 Besucher in den Festsaal des Rathauses - die Resonanz war nach Angaben der Verantwortlichen durchweg positiv. Bürgermeister Thomas Herker schilderte in seiner Begrüßung die Bedeutung des Themas, da die Umwelt sich auch im ländlich strukturierten Pfaffenhofen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten dramatisch verändert hat. Er freute sich, berichten zu können, dass auch der Pfaffenhofener Ehrenbürger und Vorzeige-Unternehmer Professor Dr. Claus Hipp hinter dem Projekt steht und sogar die Schirmherrschaft für die „Bodenallianz“ übernommen hat.
Die Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft hat sich die Bodenallianz zum Ziel gesetzt. Dafür hat der Stadtrat einstimmig eine Million Euro für die nächsten drei Jahre zur Verfügung gestellt. „Um etwas zu ändern und den Wandel anzustoßen, müssen wir das Gemeinschaftsgefühl stärken“, erklärte Dr. Peter Stapel, Nachhaltigkeitsmanager der Stadt Pfaffenhofen.
Zusammen mit Projektleiter Joseph Amberger und im engen Schulterschluss mit den Landwirten möchte er erreichen, dass in den nächsten fünf Jahren 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Stadtgebiet auf ökologische – und damit auch pestizidfreie – Bewirtschaftung umstellen. Und nicht nur reiner Öko-Landbau, sondern auch die Einhaltung naturnaher Bewirtschaftungsformen, eine bessere Bodenbearbeitung oder aber die Belassung von Randstreifen sind mit dem Bodenallianz-Projekt abgedeckt.
Mit entscheidend sei dabei aber auch die Unterstützung der Pfaffenhofener Bürger, und zwar nicht nur ideell, sondern ganz konkret durch ihr Kaufverhalten. Bei der Auftaktveranstaltung stellte Amberger das Projekt vor. Er ging auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft und die zunehmenden Umweltschäden durch den jahrzehntelangen Pestizideinsatz ein, aber auch auf die Wertigkeit von Nahrungsmitteln: „Da ist was aus dem Gleichgewicht geraten“, betonte er und folgerte: „Wir können nicht so weitermachen!“
Die Bodenallianz ist als Solidaritätsprojekt konzipiert, und so werde sie nur funktionieren, wenn die Stadt Pfaffenhofen, die örtlichen Landwirte und auch die Bürger – die Verbraucher – gemeinsame Sache machen. Für die Vermarktung der lokal erzeugten Lebensmittel könnten dabei durchaus neue Wege beschritten werden und vielleicht sogar eine eigene Marke geschaffen werden.
Entstanden ist dieses bayernweit bislang einmalige Projekt im Zuge der Pfaffenhofener Nachhaltigkeitserklärung, als die Situation der Böden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen im Stadtgebiet beleuchtet wurde. Amberger wurde damals mit einer ersten Bestandsaufnahme beauftragt, um daraus Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Dabei wurde deutlich, dass die durch den Hopfenanbau geprägte Region um Pfaffenhofen einen relativ geringen Anteil an ökologisch bewirtschafteten Flächen aufweist, nämlich nur sechs Prozent, während bayernweit der Anteil bei immerhin knapp zehn Prozent liegt.
Die Stadt stellt von 2019 bis 2021 jährlich 365 000 Euro, also insgesamt mehr als eine Million Euro, für die Bodenallianz zur Verfügung. Mit dem Geld werden Fortbildungen, Informationsveranstaltungen und Exkursionen finanziert und auch zeitlich begrenzte Prämien ausgeschüttet, um das wirtschaftliche Risiko während eines Umstellungsprozesses zu minimieren.
Die Umstellung von der konventionellen Landwirtschaft hin zum Öko-Landbau ist für viele Landwirte eine Herausforderung. Stapel und Amberger wollen die Landwirte, die sich für eine Umstellung entscheiden, ganz intensiv unterstützen – nicht nur finanziell, sondern auch mit geballtem Know-how: „Gemeinsam mit Experten aus den verschiedensten Bereichen wollen wir sie begleiten, um ihnen die teilweise irrationale Angst vor der Umstellung zu nehmen.“ Die Entwicklung des Projektes folgt keinem starren Zeitplan, erste Prioritäten wurden während der Auftaktveranstaltung durch die Landwirte selbst gesetzt.
Auf jeden Fall sei man miteinander ins Gespräch gekommen, heißt es aus dem Rathaus, und man habe gemeinsam überlegt, in welche Richtung weitergearbeitet werden soll. Es sollen Fortbildungen, Seminare, Exkursionen und Informationsveranstaltungen angeboten werden. Eines der ersten Themen könnte ein Bodenseminar sein, und auch Besuche bei einem Bio-Hopfenbauern sowie einem anderen Bio-Landwirt sind angedacht, um zu zeigen, wie Öko-Landwirtschaft – sogar Hopfenanbau – in der Praxis funktioniert. Welche Angebote davon jeweils wahrgenommen werden, können die Teilnehmer frei wählen.
Den nächsten Termin konnten Stapel und Amberger bereits bekannt geben: Am Freitag, 7. Dezember, findet von 10 bis 14 Uhr ein erstes Arbeitstreffen statt. Alle interessierten Landwirte aus Pfaffenhofen sowie auch Auswärtige, die Flächen in der Kreisstadt bewirtschaften, sind dazu eingeladen.