Mahnende Worte zum Einstand: Bernhard Stiedl wurde zum neuen Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Ingolstadt gewählt. Er tritt die Nachfolge von Johann Horn an.
(ty) Bernhard Stiedl ist zum neuen Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Ingolstadt gewählt worden. Er tritt damit die Nachfolge von Johann Horn an, der zum 1. November Bezirksleiter der IG Metall Bayern wurde. "Die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre werden wir fortsetzen", sagte Stiedl in seiner Rede. Als wichtigste Zukunftsaufgabe der IG Metall sieht er demnach die Gestaltung der Digitalisierung im Sinne der Beschäftigten. "Bei diesen Veränderungs-Prozessen sollten wir aber nicht nur darüber nachdenken, wie wir unter den neuen Bedingungen arbeiten müssen, wir sollten auch darüber nachdenken wie wir dann leben wollen", so Stiedl.
"Würden wir in einer vernünftigen Welt leben, würden wir diskutieren, wie uns die Digitalisierung dabei helfen kann, damit wir weniger arbeiten müssen", sagte Stiedl. "Damit wir mehr Zeit haben, mehr Zeit haben für die wichtigen Dinge im Leben." Jedoch, so fuhr er fort: "Wir leben aber leider nicht in einer vernünftigen Welt, und deshalb diskutieren wir auch nicht, wie es uns besser gehen kann, sondern wir diskutieren, wie wir unter den Bedingungen der Digitalisierung noch flexibler arbeiten müssen."
Trotz vieler Erfolge der IG Metall sei in den Betrieben noch nicht alles gut, befand Stiedl. Drohungen mit Standort-Verlagerungen oder "nahezu alltägliche Erpressungen der Beschäftigen" zeigten, "wie weit wir auch heute noch in den Betrieben von Gerechtigkeit entfernt sind", sagt Stiedl. Die Tarifbindung sei dabei eine zentrale Größe unserer sozialen Marktwirtschaft. Wer dieses Modell aufkündige, lege die Lunte an die Grundwerte der Demokratie. Wer Arbeitnehmer-Rechte beschneide, der zerstöre den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sei mitverantwortlich dafür, dass die rechten Populisten wieder Zulauf bekommen, warnte Stiedl.
Die IG Metall Ingolstadt kann Ende dieses Jahres nach eigenen Angaben wieder über 50 000 Mitglieder verzeichnen. Sie sei damit die größte Geschäftsstelle in Bayern und im Bund nach Wolfsburg und Stuttgart die drittgrößte Organisationseinheit der IG Metall. "Einer Organisation vorstehen zu dürfen, die mehr als 50 000 Mitglieder hat, macht mich stolz", sagte Stiedl. Schön sei auch, "dass die IG Metall Ingolstadt immer jünger wird". Die Zahl der jugendlichen Mitglieder steige jedes Jahr und liege mit einem Anteil von fast 14 Prozent über dem bayerischen Durchschnitt. "Unsere Mitgliederzahlen zeigen, dass wir als zukunftsfähige Kraft wahrgenommen werden."
Bernhard Stiedl hat eine Berufsausbildung als Feinmechaniker und berufsbegleitend ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und des Wirtschaftsrechts absolviert. Sein gewerkschaftlicher Werdegang begann der Betriebswirt 1988 bei einer Elektronik-Firma, in der er als Betriebsrat tätig war. 1997 kam Stiedl zum ersten Mal nach Ingolstadt, er wurde Gewerkschafts-Sekretär bei der Ingolstädter IG-Metall-Geschäftsstelle. Ab 1998 war er Bezirkssekretär der IG Metall Bayern in München, die er 2005 verließ, um nach Ingolstadt zurückzukehren – und zwar als Zweiter Bevollmächtigter.
Die Stelle des Ersten Bevollmächtigten war nun neu zu besetzen, da Johann Horn die IG Metall Ingolstadt verließ, um eine neue Herausforderung anzunehmen: Seit 1. November ist er der neue Bezirksleiter der IG Metall Bayern in München. Stiedl gratuliert ihm im Namen aller Beschäftigten der IG Metall Ingolstadt und wünschte ihm für seinen neuen Posten alles Gute.
Karola Frank, Betriebsrätin und stellvertretende Vertrauenskörper-Leiterin der IG Metall bei Audi wird künftig die IG Metall Ingolstadt als ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Vorstand der IG Metall vertreten. Sie wurde bereits vor 14 Tagen von den bayerischen Delegierten zum Gewerkschaftstag zum ehrenamtlichen Vorstandsmitglied gewählt. Johann Horn, der dieses Amt inne hatte, scheidet mit Antritt der Stelle des Bezirksleiters aus dem Vorstand der IG Metall aus.