Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat die Auswertungen seiner rund 2000 Mess-Stationen bekannt gegeben.
(ty) Im Januar dominierten in Mitteleuropa meist Tiefdruck-Gebiete. Immer wieder drückten dabei Wolken und Niederschlagsfelder gegen die Nordränder der Mittelgebirge und der Alpen und führten dort teilweise zu extremen Dauerschneefällen. Zeitweise herrschten winterliche Temperaturen, während sonst eher milde Witterungsabschnitte überwogen. In der zweiten Monatshälfte gelangte ganz Deutschland für etwa eine Woche unter Hochdruck-Einfluss. Dieser sorgte allgemein für viel Sonnenschein und auch im Flachland für einige kalte Nächte. Insgesamt ergab dies einen vergleichsweise milden, aber niederschlagsreichen Januar bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Mess-Stationen.
Mit 0,6 Grad Celsius lag im Januar der Temperatur-Durchschnitt um 1,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenz-Periode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichs-Periode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 0,2 Grad. Im Bereich der Mittelgebirge und Alpen, wo wiederholt anhaltende Schneefälle auftraten, wichen die Temperaturen im Januar dieses Jahres kaum vom vieljährigen Mittel ab. Hauptsächlich im norddeutschen Tiefland sowie in einigen Flussniederungen verlief der Monat dagegen mild.
Foto: Ludwig Schrätzenstaller
Am 27. Januar stieg dabei das Quecksilber mit gemessenen 11,0 Grad in Rheinfelden am Hochrhein am höchsten. Vom 18. bis 25. Januar bestimmte vorübergehend Hoch "Brigida" mit kälterer Luft das Wettergeschehen, sodass man in fast ganz Deutschland ein paar Tage mit Dauerfrost zählen konnte. Obwohl der Himmel im Süden Deutschlands in Gebieten mit dicker Schneedecke nachts immer nur für kurze Zeit aufklarte, wurden dort die tiefsten Temperaturen gemessen: Am 22. Januar meldete Oberstdorf 18,1 Grad, am 21. Januar Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge sogar 18,6 Grad unter null.
Der Januar erreichte mit knapp 80 l/m² etwa 127 Prozent seines Solls von 61 Litern pro Quadratmeter (l/m²). Dauerschneefälle zwischen 6. und 15. Januar im Nordstau der Mittelgebirge und der Alpen sorgten dort für chaotische Verhältnisse. Vor allem im Chiemgau versanken einige Orte völlig im Schnee. Feuerwehrleute, Bundeswehr und freiwillige Helfer waren – wie berichtet – im Dauereinsatz, um einsturzgefährdete Dächer von den Schneemassen zu befreien.
Am 11. Januar lagen in Ruhpolding-Seehaus 210 Zentimeter Schnee, am 13. Januar in Anger-Stoißberg bei Bad Reichenhall 240 Zentimeter. An zahlreichen Stellen gab es neue Stationsrekorde. Ruhpolding-Seehaus meldete im Zeitraum von 1. bis 15. die unglaubliche Niederschlagsmenge von 436,7 l/m². In einigen Gebieten blieb der Januar dagegen zu trocken. Nordthüringen und die Oberrheinische Tiefebene erhielten örtlich weniger als 20 l/m² und der Norden Schleswig-Holsteins etwa ein Drittel seines Niederschlagssolls.
Der Sonnenschein erreichte im Januar bundesweit mit rund 45 Stunden sein Soll von 44 Stunden. Sonnenscheinreiche Messstellen mit örtlich fast 70 Stunden lagen diesmal verstreut in ganz Deutschland, meist aber im Lee von Gebirgen. Im Nordschwarzwald und entlang der Schwäbischen Alb schien dagegen die Sonne teilweise weniger als 25 Stunden.
In Bayern schien die Sonne im Januar rund 45 Stunden. Der Freistaat war mit minus 0,9 Grad das kälteste und mit etwa 95 l/m² das zweitniederschlagsreichste Bundesland. Niederschlags-Gebiete aus Nordwest stauten sich vor allem in der ersten Monatshälfte immer wieder an der Alpenkette und führten dort zu gewaltigen Mengen an Schnee. Am 6. Januar meldete Holzkirchen 49 Zentimeter, Aschau-Stein am 10. Januar sogar 64 Zentimeter Neuschnee.
Insgesamt lagen am 10. Januar in Balderschwang 176 Zentimeter, am 11. Januar in Kempten 47 Zentimeter, in Oberstdorf 84 Zentimeter, in Ruhpolding-Seehaus 210 Zentimeter, am 12. Januar in Nesselwang 108 Zentimeter und am 13. in Anger-Stoißberg bei Bad Reichenhall sogar 240 Zentimeter. Viel Schnee lag auch im Bayerischen Wald, wie zum Beispiel am 13. Januar in Sankt Englmar mit 87 Zentimetern.
Zahlreiche Orte versanken bekanntlich regelrecht im Schnee und meldeten neue Stationsrekorde. In den Kreisen Berchtesgadener Land, Traunstein, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Feuerwehrleute, Bundeswehr und freiwillige Helfer mussten gefährdete Dächer von den Schneemassen befreien. Mehrere Schulen blieben für einige Tage geschlossen. In den Wäldern brachen Bäume unter der Schneelast zusammen. In Aying bei München wurde so am 10. Januar ein Junge erschlagen. Am 14. Januar traf eine Lawine ein Hotel in Balderschwang – verletzt wurde zum Glück niemand. In Ruhpolding-Seehaus fielen in den ersten beiden Januar-Wochen beeindruckende 436,7 l/m² – das ist mehr als ein kompletter Jahresniederschlag anderswo.
Sonnenaufgang am Mittwoch in Reichertshausen. Foto: Angelika Denk