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Für die "Wählergruppe Gemeinde Scheyern" möchte der 48-Jährige den Chef-Sessel im Rathaus erklimmen. Erste Ziele hat er schon benannt.

Von Alexander Kaindl

Die Katze ist aus dem Sack: Wolfgang Inderwies tritt bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 für die "Wählergruppe Gemeinde Scheyern" (WGS) an. WGS-Chef Hans-Herbert Mooser stellte den 48-Jährigen gestern Abend im Gasthaus zum Hoiß in Mitterscheyern offiziell als Bürgermeister-Kandidaten vor. Inderwies selbst sieht sich mit seiner politischen und beruflichen Erfahrung gut gerüstet für den bevorstehenden Wahlkampf – und gab gleich einige Ziele aus. Unter anderem: Kein neues Rathaus bauen, die Vereine stärker fördern und die Kommune infrastrukturell besser vernetzen. 

"Kommunalpolitik ist für mich nicht Parteipolitik. Viel eher ist das ein Zusammentreffen vernünftiger Menschen für einen gemeinsamen Zweck", betonte Inderwies am gestrigen Abend in Mitterscheyern. Bei der WGS scheint er einige Mitstreiter gefunden zu haben, die in dieselbe Richtung blicken, denn: Inderwies ist, wie bereits kurz berichtet, deren Bürgermeister-Kandidat für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. Somit wurde gestern Abend der erste Scheyerer Anwärter für den Chef-Posten im Rathaus aufs Schild gehoben.

Ziemlich früh, schließlich sind es noch 13 Monate bis zum Urnengang. Fraktionschef Mooser lieferte den 18 anwesenden WSG-Mitgliedern die einfache Erklärung dafür: "Wir wollten die Ersten sein, die einen Namen nennen." Auch Inderwies selbst begrüßte diese zeitige Entscheidung und meinte: "Ich finde es gut, dass wir früh dran sind und Flagge zeigen." Der 48-Jährige lebt seit 2015 in Mitterscheyern, ursprünglich stammt er aus Pfaffenhofen.

Inderwies ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne, im Beruf dreht sich bei ihm alles um Gebäude: Der Diplom-Kaufmann ist Unternehmensberater und Hochschul-Dozent für Facility-Management. "Ich entwickle Konzepte für die Bewirtschaftung von Gebäuden und setze mich mit deren Kosten auseinander", erläutert er. Deshalb habe er auch Hintergrundwissen in Sachen Rathaus-Neubau: "Seitdem ich die Dimension des geplanten Bauwerks kenne, bin ich dem gegenüber nicht mehr aufgeschlossen", sagt er. "Aufgrund der Informationen, die ich habe, werden wir uns bei einem guten mittleren einstelligen Millionenbereich einschwingen. Mindestens."

Für Inderwies wäre dieses Geld an anderer Stelle besser aufgehoben. Zum Beispiel bei den Vereinen: Natürlich, so unterstrich er gestern, sei der vornehmliche Arbeitsplatz von 19 kommunalen Mitarbeitern wichtig. Dieser dürfe in der Prioritätenliste aber nicht vor den Bedürfnissen von Vereinen oder Organisationen stehen, die zum Beispiel um ihr Zuhause bangen. "Wir wissen, was in Scheyern geräumt oder aufgegeben werden muss. Und wir wissen, welchen Zulauf Vereine haben, die ohnehin schon nicht ausreichend Trainings-Möglichkeiten haben. Man muss nicht jetzt für x Millionen etwas Neues bauen, wenn andere um die Existenz kämpfen."

Als langjähriger Fußball-Schiedsrichter ist Wolfgang Inderwies in der Region bekannt.

Dass sich der gebürtige Münchener ("Nur aus organisatorischen Gründen, die erste Lebenswoche habe ich dann schon in Pfaffenhofen verbracht") für Vereine interessiert, ist hinlänglich bekannt: Inderwies ist seit 18 Jahren im Vorstand des Pfaffenhofener Ortsteil-Vereins BC Uttenhofen tätig, aktuell als Vorsitzender. Diesen Posten werde er aber im Mai räumen, wie er gestern ankündigte. "Nicht, weil ich jetzt für die WGS kandidiere. Dass ich beim BCU aufhöre, war schon lange vorher klar." Mittlerweile sei ihm auch die örtliche Distanz zu weit. Außerdem ist Inderwies Obmann der Pfaffenhofener Fußball-Schiedsrichtergruppe und engagiert sich im noch jungen Scheyerer Gewerbeverein. Der 48-Jährige ist also bestens vernetzt.

Vernetzung – die will er auch in der Gemeinde vorantreiben. "Der Stadtbus fährt durch Scheyerer Gebiet, aber er hält nicht. Es wäre also ein vornehmliches Ziel, dass wir uns stärker mit Pfaffenhofen vernetzen. Man muss nur intensiv genug darüber reden und verhandeln", ist sich Inderwies sicher. Und ein weiterer Punkt fällt ihm beim gezielten Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur ein: Die Einfahrt auf die Staatsstraße 2045 in Mitterscheyern sollte überdacht werden. Es könne nämlich nicht sein, dass man "jeden Tag in der Früh fünf Minuten da unten steht, bevor man nach Schrobenhausen fahren kann". Ob hier ein Kreisverkehr – rund um Pfaffenhofen aktuell ein sensibles Thema – die richtige Lösung wäre, ließ Inderwies offen.

In der Politik ist er übrigens kein Neuling: Inderwies saß für die Freien Wähler und die CSU insgesamt zwölf Jahre lang im Pfaffenhofener Kreistag; jeweils sechs Jahre war er im Aufsichtsrat der Ilmtalklinik und Mitglied im Bau- und Vergabe-Ausschuss. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2014 kandidierte er auf der Pfaffenhofener SPD-Liste für ein Mandat im Stadtrat, verpasste aber den Einzug ins Gremium. Wegen dieses erneuten Lager-Wechsels, diesmal zu den Sozialdemokraten, wurde er – wie damals berichtet – als "politische Wanderhure" beschimpft. Was er freilich nicht auf sich sitzen ließ.

Die Farbe der Partei sei ihm letztlich egal, betonte er gestern Abend im Gespräch mit unserer Zeitung. "Hier bei der WGS sitzen Schwarze, Rote oder Grüne. Da ist von allem etwas dabei und es wird offen diskutiert. Das gefällt mir", so Inderwies. "Nachdem ich zeitlich so viel Abstand von der Kommunalpolitik gewonnen habe, habe ich gerade deshalb jetzt wieder so viel Interesse bekommen." Die Anfrage an ihn kam übrigens von der stellvertretenden WGS-Vorsitzenden Ottilie Grubwinkler. "Wir wollten die Ersten sein, weil die guten Leute sind dann weg. Wolfgang ist sehr gut vernetzt und er ist in Scheyern schon bekannt, auch durch den Gewerbeverein", sagt sie.

Für die Führungsriege der "Wählergruppe Gemeinde Scheyern" und Inderwies beginnt nun eine spannende Zeit. Im März 2020 steht die Kommunalwahl an, bis dahin gelte es, weitere Konzepte und Ziele festzulegen. "Die WGS soll einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen und sich nicht als Steigbügelhalter für andere darstellen. Es stehen jetzt arbeitsreiche Monate vor uns, darauf freuen wir uns", erklärte Mooser. Aktuell lenkt Bürgermeister Manfred Sterz (Freie Wähler) die Geschicke der Kommune. Die WGS bekleidet fünf der 16 Mandate im Gemeinderat.

Erstmeldung zum Thema:

Bürgermeister-Kandidat für Scheyern: Wolfgang Inderwies tritt für die WGS an


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