An Werktagen werden jetzt im Schnitt 2200 Passagiere gezählt, zuvor waren es 950. Zuwächse auf allen Linien und keine "Geisterbusse" mehr.
(ty) Seit 10. Dezember kann jeder kostenlos mit dem Pfaffenhofener Stadtbus fahren. Dieses Angebot kommt an: Die Zahl der Passagiere sei um 110 Prozent gestiegen, wurde heute aus dem Rathaus gemeldet. An Werktagen nutzen demnach nun durchschnittlich 2200 Personen den Stadtbus – zuvor waren es 950. Samstags sind es jetzt im Schnitt 370 Passagiere, zuvor waren es 300. "Höhere Fahrgast-Zahlen werden auf allen Linien verzeichnet", so die Stadtverwaltung: Die früher oft monierten "Geisterbusse", gebe es so gut wie nicht mehr. Das Konzept gehe auf: Man wolle den Stadtbus attraktiver machen, um den individuellen Verkehr zu verringern und der enorm gestiegenen Verkehrs-Belastung in der City entgegenzusteuern.
"Mit dem kostenlosen Stadtbus nimmt Pfaffenhofen eine Vorreiterrolle ein", heißt es in einer heute veröffentlichten Mitteilung aus dem Rathaus. Bundesweit habe die Kreisstadt damit in den vergangenen Monaten von sich reden gemacht. "Mehrere Fernseh-Sender waren vor Ort, um über den tollen Bürgerservice zu berichten, der zugleich einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und gegen den drohenden Verkehrs-Kollaps darstellt", so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. "Auch Zeitungen in ganz Deutschland haben das Thema aufgegriffen und die Pfaffenhofener Initiative als vorbildlich dargestellt."
Den Beschluss, die Stadtbusse drei Jahre lang für alle Nutzer völlig kostenlos fahren zu lassen, hatte der Stadtrat im September vergangenen Jahres ziemlich überraschend gefasst. Eigentlich war nämlich nur von verschiedenen Optimierungen und deutlichen Fahrpreis-Senkungen die Rede gewesen. Doch dann sollte es anders kommen. Die Stadtverwaltung war im Juli vergangenen Jahres mit der Ausarbeitung eines vergünstigten Tarif-Modells für den Stadtbus- und Kleinbus-Verkehr – ausgenommen Ortsteil-Rufbus – beauftragt worden. Vor diesem Hintergrund wurde in der September- Sitzung ein "radikal vereinfachtes" Modell vorgeschlagen, das im Wesentlichen dafür sorgen sollte, dass künftig möglichst viele Stadtbus-Nutzer eine Dauerkarte erwerben.
Martin Rohrmann, der Sprecher der CSU-Fraktion, nahm das zum Anlass, um gleich noch deutlich weiter zu gehen. Er verwies darauf, dass die kostenlose Nutzung der Stadtbusse während der kleinen Landesgartenschau dazu geführt hatte, dass die Zahl der Fahrgäste um stolze 20 Prozent gestiegen war. Und das im Sommer. Er sah jedenfalls die Chance, auf diesem Weg den Bürgern den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) noch schmackhafter zu machen, und sprach sich dafür aus, den Stadtbus gleich komplett gratis anzubieten. Damit erreiche man auch einen Lenkungs-Effekt und die Kreisstadt nähme obendrein eine "Vorreiter-Rolle" ein.
Nachdem es bereits im Vorfeld auch bei anderen Parteien und auch von Bürgermeister Thomas Herker (SPD) immer wieder Überlegungen bezüglich eines kostenlosen Stadtbusses gegeben hatte, nutzte das Gremium die Gunst der Stunde – und votierte fast einhellig für den Gratis-Stadtbus: Nur Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW) und der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne) stimmten dagegen.
Seit 10. Dezember vergangenen Jahres braucht nun kein Stadtbus-Passagier mehr ein Ticket, das Mitfahren ist kostenlos. Um nun belegen zu können, "dass das Gratis-Angebot von den Pfaffenhofenern angenommen wird und die Bürger häufiger vom Auto auf den Bus umsteigen", war laut heutiger Mitteilung der Stadtverwaltung im Februar eine Fahrgast-Zählung durchgeführt worden. In einem Zeitraum von zwei Wochen wurden demnach genau 22 650 Passagiere gezählt. "Damit hat sich das Fahrgast-Aufkommen mehr als verdoppelt, denn bei früheren Zählungen waren jeweils nur etwa 10 000 Fahrgäste in zwei Wochen registriert worden", heißt es aus dem Rathaus. Im November vergangenen Jahres seien es sogar noch weniger gewesen.
Ganz allein auf den Nulltarif sind die gestiegenen Fahrgast-Zahlen nach Einschätzung der Stadtverwaltung aber wohl nicht zurückzuführen. Denn zudem sei das ganze Stadtbus-Angebot ja auch attraktiver gestaltet worden: Die Busse fahren jetzt häufiger – fast durchweg und fast auf allen Linien im 30-Minuten-Takt – sowie abends länger. Außerdem hat man Linienführungen geändert, die Ilmtalklinik und das "Eco-Quartier" wurden besser angebunden.
"Insgesamt handelt es sich bei dem kostenlosen und verbesserten Stadtbus-Angebot um eine Investition für mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität", fasst die Stadtverwaltung heute zusammen und führt dazu aus: Busfahren statt Autofahren spare Geld und die Parkplatzsuche. "Und weniger Kfz-Verkehr in der Stadt trägt zum Wohle aller zum Klimaschutz bei, schont die Nerven von Anwohnern und Passanten und verbessert die Aufenthalts-Qualität in der Innenstadt."
Folgende Details aus der jüngsten Fahrgast-Zählung wurden heute aus dem Rathaus bekanntgegeben. An Werktagen nutzen durchschnittlich rund 2200 Pfaffenhofener den Stadtbus (vorher 950), samstags sind es 370 (vorher 300). Hier zeige sich, dass der Stadtbus jetzt für Pendler, Berufstätige und Schüler deutlich an Attraktivität gewonnen habe.
"Höhere Fahrgastzahlen werden durchweg auf allen Linien verzeichnet", heißt es weiter. Dabei habe die vorher schon am stärksten frequentierte Line 2 (Mozartstraße, also die Linie von und nach Sulzbach) nochmals deutlich zugelegt: Fast 5500 Fahrgäste seien im genannten Zeitraum allein auf dieser Line gezählt worden (bisher 3300).
Bewährt habe sich auch die neue Niederscheyerer Linie 5 (Kornstraße), in die die vorherige Linie 7 (die zur Ilmtalklinik fuhr) integriert worden sei. "Fast 4700 Fahrgäste fuhren im Zählungs-Zeitraum mit dieser neuen Linie 5, während die alte Linie 5 nur von 1480 Mitfahrern genutzt worden sei und die Linie 7 lediglich von 290.
Positiv angenommen werde auch die neue Anbindung des "Eco-Quartiers" mit der Linie 4.2; sie sei in den zwei Wochen von 480 Fahrgästen genutzt worden. "Dass die Busse neuerdings abends länger fahren, nutzen vor allem einige Pendler, die jetzt noch bis 20 Uhr mit dem Bus heimfahren können", lautet eine weitere Erkenntnis.
Die in früheren Jahren oft monierten "Geisterbusse", die leer durch die Stadt fahren, "gibt es so gut wie nicht mehr", teilte die Stadtverwaltung mit. Aber es gebe nach wie vor Stoßzeiten, an denen die Busse besonders gefragt seien: Morgens zwischen 5.30 und 8.30 Uhr seien die Stadtbusse am vollsten, denn dann machen sich die meisten Arbeitnehmer und Schüler auf den Weg. "Die Heimfahrten dagegen verteilen sich über den ganzen Nachmittag und Abend."