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Einmalige Aktion mit dem Ziel, "den Menschen den notwendigen Luxus-Verzicht bewusst zu machen, den uns der Klimawandel abverlangt".

Von Tobias Zell

Wenn es nach Landrat Martin Wolf (CSU) geht, dann soll es heuer im Sommer einen "autofreien Sonntag" im Landkreis Pfaffenhofen geben. Auf freiwilliger Basis sollen möglichst viele Bürger dazu animiert werden, 24 Stunden lang ihre motorisierten Fahrzeuge stehen zu lassen – um damit auch ein Zeichen im Kampf gegen den Klimawandel und für den Klimaschutz zu setzen. Wolf machte die Idee in der heutigen Sitzung des Umwelt-Ausschusses des Kreistags öffentlich. Beschlossen wurde diesbezüglich aber praktisch nichts – das wiederum wurde mehrheitlich beschlossen. 

Mit zirka zehn Aktionen will Wolf bekanntlich heuer die Landkreis-Bevölkerung "aufrütteln" und für den gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel gewinnen. "Wir haben eine große Verantwortung", sagte er im Februar im Kreistag. In dieser Sitzung hatte das Gremium dann auch einhellig abgesegnet, heuer 20 000 Euro für die Realisierung verschiedener Maßnahmen im Rahmen eines "Jahres-Aktions-Programms Klimaschutz" freizugeben. Maßnahmen, die die Menschen "berühren" und ihr Verhalten ändern können, so Wolf.

Die Kommunalpolitik solle – so damals die klare Botschaft des Landrats – mit gutem Beispiel vorangehen und konkrete Impulse setzen. Alle Fraktionen waren dazu aufgerufen worden, Projekte vorzuschlagen. Welche schließlich umgesetzt werden, das sollte der Umwelt-Ausschuss entscheiden. Der befasste sich nun heute mit der Frage, welche Aktionen in den kommenden Monaten realisiert werden sollen. Insgesamt waren nach Angaben der Kreisverwaltung 80 Vorschläge eingegangen.

Die Fachstelle "Energie und Klimaschutz" am Landratsamt hatte die gesammelten Ideen gesichtet und auf ihre Umsetzbarkeit im Rahmen des "Jahres-Aktions-Programms Klimaschutz" geprüft. Herausgekommen war eine Liste von Aktionen, die von April bis Dezember stattfinden könnten. Darunter auch die Idee eines autofreien Sonntags im Landkreis Pfaffenhofen. Die sei zwar nicht konkret vorgeschlagen worden, sagte Wolf auf Anfrage, habe sich aber sozusagen bei der Beschäftigung mit den möglichen Aktionen ergeben.

Ein autofreier Sonntag wäre dann ein Teil des sich über drei Wochen erstreckenden Projekts "Stadtradeln", erklärte Wolf nach der Sitzung gegenüber unserer Zeitung. Ziel dieser Maßnahme sollte es seinen Worten zufolge auch sein, "den Menschen den notwendigen Luxus-Verzicht bewusst zu machen, den uns der Klimawandel abverlangt". Er regt deshalb an, dass möglichst viele Fahrzeuge mit PAF-Kennzeichen an diesem Tag eben nicht über die Straßen im Landkreis rollen, sondern stehen gelassen werden.

Notfälle und durchfahrende Fahrzeuge sollen von einem solchen autofreien Tag ausgenommen sein, konkretisiert Wolf. Außerdem solle es sich um eine freiwillige Teilnahme handeln. "Die Aktion soll ohne öffentliche Kontrolle durchgeführt werden", sagt der Landrat. Er setzt auf die Eigenverantwortung der Landkreis-Bürger und hofft darauf, dass sich möglichst viele beteiligten, um auch gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Beschlossen wurde ein solcher autofreier Sonntag aber heute im Umwelt-Ausschuss nicht.

Im Grunde aus parteipolitischen oder -taktischen Gründen wurde nämlich die von der Kreisverwaltung vorgelegte Liste mit den anvisierten Aktionen nicht abgesegnet. Martin Seitz (CSU), auch Bürgermeister von Gerolsbach, störte sich daran, dass hier eine Liste vorgegeben worden sei. "Es hieß doch, dass die Punkte im Umwelt-Ausschuss erarbeitet werden", kritisierte er. "Ich stehe nicht ganz dahinter", ließ er wissen und kündigte an, gegen diesen Katalog zu votieren. "Die Fraktionen sollen sich auf dieser Liste erkennen und wiederfinden." Schließlich müssten auch alle dahinter stehen.

Hans Schranner (CSU) befand sinngemäß, der Landkreis möge sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren und nicht in Aktionismus verfallen. In diesem Zusammenhang stellte er in Frage, ob es – so sah es die vorgelegte Liste von Projekten vor – Anfang des kommenden Jahres mit einer "Grünen Woche" im Landkreis wirklich noch eine weitere Messe brauche. Das war eine bemerkenswerte Einlassung: Denn der Vorschlag zu einer solchen Veranstaltung war von der CSU-Fraktion gekommen.

Stattdessen sollen – so der mehrheitliche Beschluss heute im Umwelt-Ausschuss – die Vorschläge nun noch einmal in den Fraktionen diskutiert werden. Allerdings verständigte sich das Gremium darauf, dass zumindest eine Aktion schon mal in Angriff genommen werden darf: Auf Anregung von ÖDP-Kreisrat Siegfried Ebner hin sollen Bierdeckel herausgegeben werden, auf deren Rückseite jeder Bürger seinen persönlichen "CO2-Rucksack" berechnen kann. 

Wolf erklärte heute in der Sitzung, dass er diesbezüglich auch schon mit vier Brauereien – Müllerbräu, Toerring, Klosterbrauerei Scheyern und "Urban Chestnut" aus Wolnzach – gesprochen habe. Sie hätten sich dazu bereit erklärt, die Aktion zu unterstützen, sprich: entsprechende Bierfilze drucken zu lassen. Kosten würde das den Landkreis offenbar nichts. Welche weiteren monatlichen Aktionen es aber heuer geben soll, das muss vorerst offenbleiben. Auch der autofreie Sonntag ist damit noch nicht sicher.


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