Die Pfaffenhofener Landkreis-Politiker wollen mit etlichen konkreten Aktionen für den Kampf gegen den Klimawandel werben und mit gutem Beispiel vorangehen.
(zel) Mit zehn bis zwölf Aktionen will der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) heuer die Bürger "aufrütteln" und für den gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel gewinnen. "Wir haben eine große Verantwortung", sagte er am heutigen Nachmittag in der Sitzung des Kreistags. Die Kommunalpolitik soll – so Wolfs klare Botschaft – mit gutem Beispiel vorangehen und konkrete Impulse setzen. Alle Fraktionen sind dazu aufgerufen, Projekte vorzuschlagen. Etliche Ideen liegen auch bereits auf dem Tisch. Welche umgesetzt werden, das soll der Umwelt-Ausschuss entscheiden. Das Kreistags-Gremium beschloss jedenfalls einstimmig, 20 000 Euro für die Realisierung verschiedener Maßnahmen im Rahmen eines "Jahres-Aktions-Programms Klimaschutz" freizugeben.
"Der rezente Klimawandel stellt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen dar", hieß es in der Vorlage zur heutigen Sitzung. "Folgen des menschlichen Einflusses auf das Klima-System werden in allen Ozeanen und Kontinenten beobachtet. Den Klimawandel und seine Risiken zu begrenzen, erfordert eine Stabilisierung des Temperatur-Anstiegs auf unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau." Um dieses Ziel zu erreichen, "ist dringendes Handeln geboten". Landrat Wolf hat den Kampf gegen den globalen Klimawandel ganz weit oben auf seiner landkreis-politischen Agenda angesiedelt.
In einem Interview, das der Kreischef kürzlich unserer Zeitung gegeben hat ("Es wird für mich und andere eher noch ungemütlicher"), sprach er unter anderem darüber und wollte mit zwei Grundgedanken aufrütteln. Zum einen verwies er auf ein Zitat des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama: "Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann." Zum anderen unterstrich er eine Erkenntnis, die er aus der jüngsten Klima-Konferenz in Kattowitz gewonnen habe: "Wir in Mitteleuropa werden im Jahr 2050 ein Klima haben wie heute in Zentralafrika – nur die Afrikaner sind dann nicht mehr zu Hause."
Beim Klimaschutz, so heißt es aus der Landkreis-Verwaltung, werde der Grundsatz des so genannten Energie-Dreisprungs verfolgt: Energie einsparen, die Energie-Effizienz steigern und die Nutzung erneuerbarer Energieträger ausbauen. Hierbei gebe es viele Ansatzpunkte. Im Kreis Pfaffenhofen sollen auf Wolfs Initiative hin nun aber neben den laufenden, längerfristigen Projekten zusätzlich "schlaglichtartig Aktionen zum Klimaschutz durchgeführt werden, um das Bewusstsein in der Bevölkerung für das Thema hochzuhalten".
Konkret schweben Wolf zehn bis zwölf Aktionen vor, "die die Bevölkerung aufrütteln". Er wünsche sich, dass alle Fraktionen Vorschläge einbringen. Die Bürger sollten über die Landkreis-Politiker sagen können: "Jawoll, die haben den Ernst der Lage voll erkannt." Denn, so Wolf: "Wir haben eine große Verantwortung." Welche Projekt-Vorschläge am Ende tatsächlich umgesetzt werden, darüber soll nach den Worten des Landrats der Umwelt-Ausschuss des Kreistags befinden. Man möge aber die Maßnahmen auswählen, welche die Bevölkerung "am meisten berühren". Dieses Grund-Konzept wurde heute einstimmig abgesegnet, zugleich gab der Kreistag 20 000 Euro für Aktionen frei.
Man finde die Idee gut, erklärte Karl Straub (CSU). Seiner Meinung nach dürfen auch gern mehr als zwölf Projekte realisiert werden. Allein seine Fraktion legte – noch in der Sitzung – einen Katalog mit zehn möglichen Maßnahmen vor. Die Palette reicht von der Veranstaltung einer "Grünen Woche" in Pfaffenhofen über das Anlegen von Blühwiesen auf Landkreis-Flächen bis hin zur Einführung eines "Online-Hofladens" zur Förderung der Direkt-Vermarktung. Bemerkenswert ist auch die Idee der Christsozialen, dass der Landkreis einen Forschungs-Auftrag vergeben soll, mit dem neue Möglichkeiten untersucht werden, um Wasserkraft in Fließgewässern innovativ zu nutzen, ohne den Fischbestand zu gefährden. Außerdem sollen die Landkreis-Einrichtungen sowie Landkreis-Veranstaltungen möglichst plastik-frei werden.
Die SPD hat nach den Worten von Markus Käser bereits insgesamt 25 Ideen zusammengetragen. Darunter die Einführung einer CO2-Verursacher-Bilanz – für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit über den Landkreis – oder die Erstellung eines integrierten Klimaschutz-Konzepts, an dem alle Kommunen und Bürger mitwirken sollen. Beispiele für weitere Vorschläge der Sozialdemokraten: Ausweitung der Energie-Beratung, verstärkte Energie-Effizienz-Maßnahmen bei Landkreis-Liegenschaften, schneller Ausbau eines umweltfreundlichen ÖPNV, Car-Sharing-Angebote im ländlichen Raum, Masterplan zum Ausbau der Lade-Infrastruktur für Elektro-Mobile, Genossenschaft zur Vermarktung von regionalen Produkten, eine Umwelt-Filmwoche in regionalen Kinos und die Veranstaltung eines Klima-Gipfels im Landkreis.
"Was noch fehlt, ist ein allgemeines Bewusstsein für die Klima-Katastrophe, an der jeder mit seinem CO2-Rucksack seinen Anteil hat", heißt es in einer Pressemitteilung der ÖDP, die in der heutigen Kreistag-Sitzung an die Medien-Vertreter verteilt worden ist. ÖDP-Kreisrat Siegfried Ebner führte dann aus, dass man Bierfilze verteilen wolle, mit Hilfe derer jeder ganz einfach seinen eigenen CO2-Rucksack abschätzen könne. Wer die Ökodemokraten um Ebner kennt, der weiß: Weitere Klimaschutz-Vorschläge von ihrer Seite werden nicht lange auf sich warten lassen. Und auch mit baldigen Vorschlägen aus den anderen Fraktionen ist zu rechnen. Es geht ja sozusagen erst los.
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