Die Gegend zählt zu den FSME-Risiko-Gebieten. Gesundheitsamt gibt wichtige Hinweise und Tipps zum Schutz.
(ty) Im Landkreis Pfaffenhofen sind im vergangen Jahr drei Erkrankungen der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) registriert worden – er zählt zu den vom Robert Koch-Institut definierten FSME-Risiko-Gebieten. "Die Ansteckungen in den letzten Jahren erfolgten überwiegend im Landkreis selbst", berichtet Anke Fritzsche vom Pfaffenhofener Gesundheitsamt. Die Behörde erläutert in einer aktuellen Mitteilung die wichtigsten Hintergründe zum Thema Zecken sowie die Gefahren durch die kleinen Tierchen und gibt Hinweise dazu, wie man sich am besten schützen kann.
Jede Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist an das örtliche Gesundheitsamt meldepflichtig. Die bundesweiten Daten fließen dann beim Robert Koch-Institut zusammen. Im vergangenen Jahr wurden dort insgesamt 529 FSME-Erkrankungen registriert, bei denen Deutschland als Infektionsort ermittelt werden konnte. Hinzu kamen 54 Erkrankungen, die auf einen Auslands-Aufenthalt zurückzuführen waren. 56 Prozent dieser Erkrankten entwickelten im Verlauf der Erkrankung das klinische Bild einer Meningitis. "Insgesamt kann von einer Zunahme der Erkrankungsfälle von 20 Prozent gegenüber dem Jahr 2017 ausgegangen werden", sagt Dr. Martina Kudernatsch, die Leiterin des Pfaffenhofener Gesundheitsamts.
"Bedingt durch ihre parasitische Lebensweise stellen Zecken für Mensch und Tier ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar", heißt es in der aktuellen Mitteilung aus der Pfaffenhofener Behörde. "Ihr Stich kann nicht nur unangenehme Hautreaktionen auslösen, sondern Zecken fungieren auch als Überträger verschiedenster Krankheitserreger", so Gesundheitsamt-Mitarbeiterin Anke Fritzsche. Im Gegensatz zur bakteriell bedingten Lyme-Borreliose, die beim Zeckenstich übertragen werden könne und wesentlich häufiger auftrete, gebe es zum Schutz vor einer FSME-Infektion eine gut wirksame und verträgliche Impfung für Kinder und Erwachsene.
Aber nicht nur Menschen, die gerne durch die Natur streifen, profitieren den Angaben zufolge von dieser FSME-Impfung, sondern auch Liebhaber von Rohmilch und Rohmilch-Produkten. Da wird erklärt: Für das durch den Stich einer Zecke mit dem FSME-Virus infizierte Milchvieh oder auch die infizierten Ziegen, verlaufe dies in der Regel subklinisch und die Tiere erwerben rasch eine anhaltende Immunität gegen das Virus. Während einer mehrtägigen akut virämischen Phase könnten die Tiere die Viren jedoch mit der Milch ausscheiden. Dank der routinemäßigen Aufbereitung der Milch wie Abkochen oder Pasteurisierung sei dieser Übertragungsweg aber von geringer Bedeutung, heißt es.
Typische Lebensräume für Zecken, die Feuchtigkeit bevorzugen, seien unter anderem lichte Wälder, Waldränder, hohes Gras, aber auch Hausgärten mit Büschen und Hecken. "Das gründliche Absuchen des Körpers nach dem Aufenthalt in einem Zecken-Gebiet und das zeitnahe Entfernen festgesaugter Zecken reichen als FSME-Präventionsmaßnahmen nicht aus, da sich die Viren in den Speicheldrüsen der Zecke befinden und diese unmittelbar nach Beginn des Saugaktes in die Wunde abgegeben werden", wird dazu erklärt. "Sicherheit bietet nur die Impfung", unterstreicht Fritzsche. Zeckenstiche könnten aber größtenteils durch das Tragen langer, geschlossener und heller Kleidung verhindert werden. Es empfiehlt sich, beim Wandern auf festen Wegen zu bleiben.
Wer sich beim Aufenthalt im Freien sowohl vor UV-Strahlen als auch vor einem Zeckenbiss schützen möchte, sollte – so raten die Experten – zuerst das Sonnenschutzmittel auftragen und es vollständig in die Haut einziehen lassen. Im Anschluss, etwa nach einer Viertelstunde, könne dann das Zeckenschutzmittel darüber anwendet werden. "Hautstellen, die nicht mit Kleidung bedeckt sind, werden präventiv großzügig mit Anti-Zecken-Mitteln, die zum Beispiel in den Apotheken erhältlich sind, eingecremt." Hierbei gelte es jedoch zu beachten, dass die Präparate nicht unendlich wirken. Daher sei ein erneutes Auftragen der Creme bei einem längeren Aufenthalt im Freien manchmal unabdingbar. Die Hersteller-Angaben geben hierzu Auskunft.
Zecken sind zähe Zeitgenossen, wird ferner betont. Selbst in Wohnungen gehen Zecken demnach nicht sofort zugrunde, obwohl hier die Luftfeuchtigkeit im Regelfall eigentlich viel zu niedrig für das Spinnentier erscheint. Dennoch könnten sogar nicht vollgesogene Zecken, die nach Spaziergängen mit nach Hause gebracht oder von einem Haustier eingetragen wurden, durchaus mehrere Tage im Wohnumfeld überleben. Haustiere wie Hunde und Katzen sollten aus diesem Grund ebenfalls vor den lästigen Blutsaugern geschützt werden.
Nach erfolgter Virusinfektion könne es nach etwa ein bis zwei Wochen zu einem grippe-ähnlichen Krankheitsbild kommen. Nach einem kurzen, beschwerdefreien Intervall folgen bei einem Teil der Betroffenen Komplikationen am Gehirn (Enzephalitis, Meningitis), die durch starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Verwirrtheit oder Bewusstseins-Störungen und Fieber gekennzeichnet sind. FSME könne zu schweren Hirn- und Rückenmark-Schädigungen führen. Ein Teil der Patienten bleibe infolgedessen dauerhaft gesundheitlich eingeschränkt.
Wissenschaftlich belegt sei, dass ab einem Alter von 40 Jahren das Erkrankungs-Risiko deutlich ansteige. Männer erkrankten zudem häufiger als Frauen. Die Mehrzahl der Erkrankungen werde im Regelfall in den Monaten Mai bis Oktober registriert, wobei im vergangenen Jahr bereits im April Fälle in Deutschland vermerkt wurden, so Fritzsche.