Logo
Anzeige
Anzeige

Aus einem Burschen-Verein hat sich der BCU zu einer festen Institution entwickelt. Wir blicken auf ein halbes Jahrhundert – Erfolge, Rückschläge, "Vermächtnis und Auftrag". 

(ty) Der Ball-Club Uttenhofen feiert am morgigen Sonntag mit einem Gottesdienst und einem Festakt sein 50-jähriges Bestehen. Der rührige Verein hat fast 400 Mitglieder, der Pfaffenhofener Ortsteil zählt nur rund 50 Einwohner mehr. Allerdings ist natürlich nicht jeder Uttenhofener auch BCUler, viele Mitglieder hat es aus den umliegenden Ortschaften oder der Kreisstadt zu den Rot-Schwarzen gezogen. Zum Festgottesdienst um 9.30 Uhr in der hiesigen Pfarrkirche ist die gesamte Bevölkerung eingeladen. Aus Platzgründen muss der Einlass zum Festakt mit Ansprachen und Ehrungen allerdings auf geladene Gäste beschränkt werden.

In seinem Jubiläumsjahr steht der BCU aber nicht nur in Sachen Mitgliederzahl gut da, auch sportlich ist man bestens aufgestellt. Lange Jahre zählte der Ball-Club Uttenhofen zu den kleinsten Fußballvereinen im Landkreis Pfaffenhofen, längst hat man sich aber zu einer festen Institution entwickelt und auch über die Landkreis-Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Der vor fünf Jahren gestorbene Ehrenvorsitzende Franz Kaindl hatte kaum an einen so langen und erfolgreichen Fortbestand seines BCU geglaubt, als er exakt vor 50 Jahren die Initiative zur Gründung des Vereins ergriffen hatte. Die wilden Fußballer des "Burschen-Club" beschlossen seinerzeit am 5. Mai 1969 eine Umwandlung ihres Vereins in den "Ball-Club Uttenhofen". 

Schon in den frühen 1960er Jahren gab es erste Bemühungen, in Uttenhofen einen Fußballverein zu gründen. Im November 1967 bestritten dann endlich zwei Burschen-Mannschaften erste Freundschaftsspiele gegen die Team des AC "Rose" Wörgl aus Tirol. Etliche wilde Spiele gegen Klubs mit exotischen und verwegenen Namen schlossen sich an, etwa gegen den 1. FC Blauberger aus Wolnzach, gegen Roter Stern Haimerl, Real Garaus oder den FC Dynamo Gasthof Wörl aus Geisenfeld. Nach Testspielen gegen manch echte Vereinsteams wagte man zur Saison 1969/70 unter dem neuen Namen "Ball-Club Uttenhofen" die Anmeldung zum ordentlichen Pflichtspielbetrieb.

 

Vereinsgründer Franz Kaindl fungierte in den Anfangsjahren als Multifunktionär, er war Vorstand, Trainer und Organisator in einer Person. Nach vier achtbaren siebten Plätzen in den Anfangsjahren stieg die Formkurve der Mannschaft deutlich an. Unter Trainer Anton Brich holten die BCUler in der Saison 1975/76 ihre erste Meisterschaft in der C-Klasse Ilm (heute A-Klasse) und stiegen in die B-Klasse Süd (heute Kreisklasse) auf. Neben der Meister-Urkunde durfte man obendrein den vom damaligen Spielleiter Hans Vogl gestifteten Fairness-Pokal in Empfang nehmen.

Dem mit einer großartigen Berlin-Reise gefeierten Aufstieg folgte jedoch alsbald Ernüchterung: Dürftige Vorbereitung, mangelnde Erfahrung und großes Verletzungspech ließen den BCU gleich wieder aus der B-Klasse absteigen. In den Folgejahren landete der Ball-Club stets zwischen Platz sieben und dem Tabellenende, in der Saison 1981/82 musste man sogar die Rote Laterne übernehmen. Franz Kaindl hatte sein Vorstandsamt inzwischen an Horst Kaindl abgegeben und war umgehend zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. Eine Auszeichnung, die sich der damals 42-Jährige mehr als verdient hatte – und ein Prädikat, das seither keinem BCU-Vorsitzenden mehr verliehen wurde.

 

Unter dem BCU-Vorsitzenden Walter Schulze entwickelte sich in den Jahren 1985 bis 1997 vor allem die Jugend-Abteilung weiter, zudem bereicherten ab 1987 eine AH-Mannschaft und ab 1989 die Gymnastik-Gruppe das Vereinsleben. Der Sportplatz wurde vergrößert, die Flutlichtanlage modernisiert und die neuen Umkleide- und Duschräume im Keller des Feuerwehr-Gerätehauses in Eigenregie errichtet. Auf diesem soliden Fundament arbeitete die nächste Vorstandsriege mit Wolfgang Inderwies an der Spitze weiter, und nun stellten sich endlich auch langersehnte sportliche Erfolge ein. 

Pünktlich im 30. Jubiläumsjahr gelang mit Spielertrainer Michael Schwertfirm über die Relegation der Aufstieg der ersten Mannschaft in die Kreisklasse. Unter den nächsten Trainer Alois Marb konnten sich die BCUler etliche Jahre in der Kreisklasse stabilisieren, und auch außerhalb der "Ersten" setzte ein Boom ein: Im Jugendbereich errangen die BCUler etliche Meistertitel, der Zulauf an Nachwuchs-Kickern war enorm. Die Gymnastik-Gruppe wurde als eigenständige Abteilung in den BCU eingegliedert, die Inline-Skating-Abteilung neu gegründet, der Mitgliederstand übersprang erstmals die 300er-Marke.

Im Jahr 1997 wurde von Franz Kaindl und Wolfgang Inderwies das BCU-Sportfest ins Leben gerufen, welches über 20 Jahre lang seinen festen Platz im Uttenhofener Jahreskalender hatte. Schließlich holten die BCUler das Finale der BR-Inline-Tour nach Pfaffenhofen, just zum großen Bürgerfest der Kreisstadt im Jahr 1999. In Folge organisierte der BCU 18 Jahre lang eigenständige Inline-Skating-Touren. Die Winterausflüge wurden wiederbelebt, am Sportplatz kamen eine Bande und ein Kinderspielplatz hinzu, der Anbau an der BCU-Hütte wurde ebenfalls fertiggestellt. Gerade um die Baumaßnahme hat sich erheblich der nachfolgende  Vorsitzende Hermann Schaubeck angenommen, unter seiner Ägide errichteten die BCUler weiterhin einen vollwertigen Trainingsplatz.

Sportlich aufwärts ging es dann wieder unter dem Vorsitzenden Hans Hagl und dem ursprünglich nur als Interims-Trainer eingesetzten BCU-Rekordtorwart Gerhard Seitz: Nach einem zwischenzeitlichen Abstieg und drei mäßig erfolgreichen Jahren in der A-Klasse gelang über die Relegation der erneute Aufstieg in die Kreisklasse. Allerdings war auch dies nur ein kurzes Intermezzo von zwei Spielzeiten: 2012 war der Ball-Club Uttenhofen zurück in der A-Klasse.

 

Jimmy Hartwig zu Gast beim BC Uttenhofen.

2013 übernahm schließlich Wolfgang Inderwies wieder das Amt des Vorsitzenden. Gemeinsam mit einer aktiven Vorstands-Riege und engagierten Sportlern konnte in den folgenden Jahren etliches bewegt werden: Auf den Gewinn der Pfaffenhofener Stadt-Hallenmeisterschaft 2013 folgten etliche Meisterschaften im Juniorenbereich und letztlich auch die "Doppel-Meisterschaft" der Herren: in der Saison 2016/17 in der A-Klasse 5 sowie gleich in der Folgesaison in der Fußball-Kreisklasse 2. Der BCU spielt in seinem 50. Jubiläumsjahr also erstmals in der Kreisliga.

Bayernweit für Aufsehen sorgte der Ball-Club im Sommer 2014, als er im Commerzbank-Pott den ersten Platz holte. Über 400 Vereine hatten sich beworben, für den BCU ergriff der damalige Jugendleiter Andreas Schade die Initiative. Mit der Commerzbank-Delegation kam Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig persönlich nach Uttenhofen, die BCUler präsentierten sich von ihrer besten Seite und sicherten sich den Sieg mit 10 000 Euro Preisgeld. Eine weitere Auszeichnung für das funktionierende Vereinsleben des BCU war die Verleihung des Gütesiegels "Goldene Raute mit Ähre" des bayerischen Fußball-Verbands im Jahr 2017. Die Uttenhofener konnten als erster Verein im Landkreis Pfaffenhofen überhaupt besonders stolz auf diese Ehrung sein.

 

In seinem Jubiläumsjahr zählt der BC Uttenhofen aktuell 391 Mitglieder, rund 75 Prozent davon kommen aus Uttenhofen und den Nachbar-Ortschaften oder der Kreisstadt. Über die Hälfte aller BCUler treiben in einer der elf Fußball-Teams oder in der Gymnastik-Gruppe aktiv Sport. Der Weg für die Errichtung eines neuen Vereinsgebäudes mit Umkleide-Kabinen auf dem Sportgelänge ist längst geebnet, die fertigen Eingabepläne liegen seit Monaten in der Schublade, die Finanzierung steht, und dem Spatenstich stünde eigentlich nichts mehr im Wege. 

Die Geschichte des Ball-Club Uttenhofen wurde vom Vorsitzenden Wolfgang Inderwies in einem 200-seitigen Buch mit über 160 farbigen Abbildungen sowie einigen individuellen Zeichnungen des bekannten Karikaturisten Dieter Hanitzsch zusammengefasst. Das Werk mit dem Titel "Vermächtnis und Auftrag" wird im Rahmen eines Festakts zum 50-jährigen Vereins-Bestehen am morgigen Sonntag beim Alten Wirt vorgestellt. Dort ist das Buch dann ab 14 Uhr auch zum üblichen Ladenpreis von 40 Euro zu erwerben – 20 Euro aus diesem Direktverkauf fließen dem Neubau des Vereins-Gebäudes zu.

Keine Grenzen kannte der Jubel 1999 beim BCU, als man nach 1976 zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Kreisklasse aufgestiegen war und sich dort sieben Jahre etablieren konnte. Stehend, von links: Vorsitzender Wolfgang Inderwies, Albert Wiesbeck, Norbert Scholz, Thomas Friedl, Stefan Friedl, Werner Mayer, Rudolf Ponetsmüller, Wolfgang Sterr und Spielertrainer Michael Schwertfirm. Kniend, von links: Michael Thalmeier, Herbert Eller, Manfred Ziegler, Christian Neumeir, Thomas Maier und Jakob Schaubeck. Liegend Spielführer und Torwart Gerhard Seitz.

Einen großartigen Erfolg konnten die BCUler im Jahr 2017 einfahren, dem kleinen Ortsteilverein wurde nämlich die "Goldene Raute mit Ähre" verliehen. Diese außergewöhnliche Auszeichnung, die der bayerische Fußball-Verband seinen knapp 5000 Mitgliedsvereinen für mindestens zehnjährige hervorragende Erfüllung von gesellschaftlichen und sportlichen Anforderungen verleihen kann, erhielt der BCU als erster Fußballverein im Landkreis Pfaffenhofen. BFV-Kreisehrenamts-Beauftragter Willi Hobmeier (rechts) würdigte das Engagement der BCUler: "Das ist für so einen kleinen Verein allerhand." Mit ihm freuetn sich Sportgremiums-Vorsitzender Marin Rohrmann (links) und BCU-Chef Wolfgang Inderwies (Mitte).

In der Saison 2016/17 holte das erste Herrenteam des BCU die zweite Meisterschaft der Vereinsgeschichte, in der A-Klasse 5 Holledau belegte man nach 26 Spielen mit 80:18 Toren und 63 Punkten den ersten Platz. Hinten, von links: Mustafa Yildiz, Tobias Poppe, Robert Petr, Dominik Hipp, Marian Savin und Spielleiter Josef Harrer. Mitte, von links: Vorsitzender Wolfgang Inderwies, Betreuer Andreas Poppe, Roland Heinzinger, Randi Situwe-Ouatoula, Dominik Daschner, Trainer Markus Ertl und Vize-Vorsitzender Robert Ziegler. Sitzend, von links: Florian Gmeiner, Thomas Schmid, Benjamin Mayer, Torwart Marcel Poppe, Torwart Christopher Poppe, Spielführer Roberto Winkler, Lavdim Spaija und Abel Popa.


Anzeige
RSS feed