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Es war März 1908, als der Knecht Georg Steinberger seine schwangere Verlobte erstach, ihr 75 Pfennig raubte und dann seelenruhig in den Stegerbräu ging, um Weißwürste zu essen.

(ty) Ein schauriges Grausen dürfte den Wirtshaus-Gästen über den Rücken gelaufen sein, die am 15. März 1908 unfreiwillige Zeugen der blutigen Brotzeit des Georg Steinberger im Pfaffenhofener Stegerbräu gewesen sind. Als der nämlich seine Weißwürste vorgesetzt bekommen hatte, benutzte er zum Essen ein Messer mit frischen Blutspuren und erklärte der Bedienung dazu seelenruhig: "Ja mei, woaßt, do hob i grod a Sau obgschlacht!" Später wurde bekannt, dass der Knecht aus Fürholzen seine hochschwangere Verlobte, die Hüterstochter Anna Söhl, eiskalt erstochen hatte.

 

Den damaligen Polizei-Protokollen zufolge durchsuchte der Mörder dann nach der schrecklichen Tat die Kleider der Toten, raubte ihr 75 Pfennige und lief nach Pfaffenhofen zu besagter Brotzeit ins Gasthaus Stegerbräu – was ihm später als Alibi dienen sollte. 

Sowohl die Gesetzeshüter als auch zahlreiche Freiwillige machten sich seinerzeit auf die Suche nach der vermissten Frau – und fanden schließlich deren Leiche in einem Waldstück zwischen Wolfsberg und Menzenbach, etwa fünf Kilometer westlich von Pfaffenhofen. Als die Polizei den Tatort kriminaltechnisch untersuchte, sollen sich seinerzeit Hunderte Schaulustige eingefunden haben. 

Im Stegerbräu ließ sich der Mörder einst seine Alibi-Brotzeit schmecken. 

Bei der Festnahme des bald unter Mordverdacht stehenden Steinberger soll es um ein Haar zum Lynchmord an ihm gekommen sein. Steinberger jedenfalls wurde zu lebenslanger Haft im Straubinger Zuchthaus verurteilt, doch nach 20 Jahren wegen guter Führung entlassen. Bei seiner Rückkehr musste er allerdings feststellen, dass er in der Heimat nicht mehr willkommen war. So ging er zurück ins Gefängnis, wo er auch bis an sein Lebensende blieb.

 

Diese schaurige Geschichte von der blutigen Brotzeit ist übrigens nur eine von vielen ungewöhnlichen, grausigen und skurrilen Episoden aus der Historie Pfaffenhofens, die die Teilnehmer bei der "Kuriositäten-Tour" aufgetischt bekommen. Diese besondere Stadtführung wird jeden ersten Samstag im Monat angeboten – also am 1. Juni wieder. Treffpunkt ist immer um 11 Uhr vor dem Rathaus. Die Teilnahme kostet für Erwachsene drei Euro; für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist die Teilnahme gratis.

 

In den teils heiteren, teils gruseligen Geschichten erfahren die Teilnehmer so einiges über Pfaffenhofen, seine Geschichte und Plätze: vom großen Stadtbrand im Jahr 1388 über den "Aufruhr der Weiber" anno 1798 und die letzte Hinrichtung im Jahr 1811 bis zum letzten Ferkelmarkt auf dem Hauptplatz 1968. "Keine der skurrilen und kuriosen Geschichten aus der Historie Pfaffenhofens bleibt unerwähnt", verspricht die städtische Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP), die die Stadtführungen anbietet. Thematisiert wird zum Beispiel auch, wie damals das Ungeheuerliche geschah – und in Pfaffenhofen das Bier ausging. Weitere Infos gibt es unter www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de


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