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Beklemmende Szenen sollen sich nicht nur einmal am S-Bahn-Haltepunkt Hebertshausen abgespielt haben. 

(ty) Für die Täter scheint es ein Spaß zu sein, für ihre Opfer kommt es mitunter zu bedrohlichen und beklemmenden Zuständen. Ermittlungen nach einem Vorfall, bei dem am 8. Mai ein 16-Jähriger von anderen Jugendlichen unter einem Aufzug am S-Bahn-Haltepunkt Hebertshausen (Kreis Dachau) festgesetzt worden war, haben laut heutiger Mitteilung der Bundespolizei ans Licht gebracht, dass es bereits wiederholt solche Vorfälle gegeben hat, bei denen die Opfer absichtlich im Aufzug eingesperrt worden sind. Als Tatverdächtiger gelte derzeit unter anderem ein 16-Jähriger aus Pfaffenhofen an der Glonn (Kreis Dachau).

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Münchner Bundespolizei hat sich an jenem 8. Mai folgendes abgespielt: Nach 13 Uhr befanden sich mehrere Schüler am S-Bahn-Haltepunkt Hebertshausen. Ein 16-Jähriger aus Markt Indersdorf wollte mit dem Aufzug nach oben fahren. Dabei sei ihm sein Handy, dass er aus der Hosentasche zog, durch einen zirka drei Zentimeter breiten Spalt unter die Aufzugs-Plattform auf den Schachtboden gefallen.

Einer der Jugendlichen, laut Polizei vermutlich der 16-Jährige aus Pfaffenhofen/Glonn, habe den Aufzug "gesteuert". Nachdem der Aufzug nach oben gefahren und die Türe geöffnet worden sei, sei der Markt Indersdorfer in den Schacht gestiegen, um sein Mobiltelefon herauszuholen. "Als er im Schacht stand, schloss sich die Tür, die die Jugendlichen zuvor gewaltsam mit dem Fuß offen gehalten hatten, und der Aufzug fuhr nach unten", heißt es weiter. "Glücklicherweise kam er rechtzeitig zum Stehen." Der Markt Indersdorfer habe sich nun in gebückter Haltung eingesperrt in dem Schacht befunden.

"Erst nach mehreren Minuten und wiederholten Aufforderungen von Beteiligten ließ der 16-Jährige aus Pfaffenhofen/Glonn den Aufzug wieder hochfahren", schildert die Bundespolizei. "Anschließend versuchte der Eingeschlossene mit einer Rettungsleiter, die sich im Aufzug-Schacht befand, nach oben zu klettern." Unvermittelt soll der Tatverdächtige nach einigen Minuten erneut den Aufzug betätigt haben, der daraufhin nach unten gefahren sei. "Die Leiter verkeilte sich mit dem Aufzug, sodass dieser sich wenig später nicht mehr bewegen ließ und der 16-Jährige somit im Schacht eingeschlossen war."

Zur Rettung des Bekannten riefen die Jugendlichen nach Angaben der Polizei letztlich die Feuerwehr, die den 16-Jährigen befreite. "Der Markt Indersdorfer hatte sich in dem Aufzug-Schacht leicht am Finger verletzt und wurde von Rettungs-Sanitätern vor Ort versorgt", berichtet die Bundespolizei. Zudem sei vor oder bei der Rettung des 16-Jährigen auch dessen Hose beschädigt worden.

Die Bundespolizei leitete Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung ein. Im Zuge des Verfahrens habe sich dann herausgestellt, dass ein oder zwei Jugendliche bereits wiederholt Menschen in dem Aufzug-Schacht am S-Bahn-Haltepunkt Hebertshausen eingesperrt haben sollen. "In einem Fall drei ältere Frauen, darunter eine mit Gehstock", wurde heute erklärt.

Auch mit anderen Schülern beziehungsweise Mitschülern soll sich dieses Prozedere des Einsperrens im Aufzug wiederholt haben. "In einigen Fällen soll auch die Feuerwehr bereits wiederholt Personen aus dem Aufzug gerettet haben, die aus ungeklärter Ursache festgesteckt hatten", so die Bundespolizei.

Ein Polizei-Sprecher stellt klar: Auch wenn die Vorfälle an die verfilmten, legendären Lausbuben-Geschichten von Ludwig Thoma erinnern mögen, zeige der Fall vom 8. Mai, wie schnell es auch zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen könne und dass mit unerlaubter Aufzug-Manipulation strafrechtliche Relevanz erreicht werde.

Die Bundespolizei ermittelt derzeit unter anderem gegen einen 16-Jährigen aus Pfaffenhofen an der Glonn wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung. "Dass der Aufzug aufgrund unsachgemäßer Bedienung immer wieder Störungen aufweist und durch die Mutwilligkeit zum Teil auch tagelang unbrauchbar ist, ist für viele Gehgeschädigte, die auf ihn angewiesen sind, neben den Instandhaltungs-Kosten ein zusätzliches Ärgernis."

Die Beamten suchen nach Personen, die seit Jahresbeginn am S-Bahn-Haltepunkt Hebertshausen im Aufzug feststeckten – insbesondere aber nach den drei älteren Frauen, darunter die mit Gehstock. Ebenfalls gesucht werden Zeugen, die Hinweise zu Sachverhalten geben können, bei denen Jugendliche gegebenenfalls an dem Aufzug hantiert oder manipuliert haben beziehungsweise Menschen eingeschlossen waren. Hinweise werden unter der Telefonnummer (0 89) 51 55 50 - 1 11 bei der Münchner Bundespolizei erbeten.


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