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Nach dem Sieg im Jahr 2013 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis landete Pfaffenhofen diesmal in der Top-3. Und darf noch auf einen Sonderpreis hoffen.

(ty) Im Jahr 2013 hatte Pfaffenhofen ganz oben auf dem Siegertreppchen beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis gestanden, diesmal reichte es für den ersten Rang nicht. Dennoch sorgt die Kreisstadt mit ihren Bemühungen einmal mehr für positive Schlagzeilen. Sie gehört aktuell zu den drei nachhaltigsten Städten mittlerer Größe in der Bundesrepublik – gewonnen hat Aschaffenburg, wie heute bekanntgegeben wurde. Beim Sonderpreis in Sachen Digitalisierung zählt Pfaffenhofen zu den Top-5 und darf noch hoffen: Der Sieger wird hier nämlich erst noch gekürt.

Osnabrück, Aschaffenburg und Bad Berleburg – das sind die Sieger des Wettbewerbs um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden 2020. Die Auszeichnung wird seit dem Jahre 2012 von der "Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V." vergeben. Die Preisträger erhalten eine Fördersumme in Höhe von jeweils 30 000 Euro für Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung von der Allianz-Umweltstiftung.

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden zeichnet Vorreiter der kommunalen Nachhaltigkeit aus. "Prämiert werden Kommunen, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten eine umfassende nachhaltige Stadtentwicklung betreiben und in den wichtigen Themenfeldern der Verwaltung erfolgreiche Nachhaltigkeits-Projekte realisiert haben", heißt es in einer offiziellen Erklärung. Die Auszeichnung ist eine Initiative der "Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V." in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschafts-Vereinigungen, Forschungs-Einrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

"Eine große Bestätigung"

Allein die aktuellen Nominierungen seien schon "eine große Bestätigung" für die 26 000-Einwohner-Stadt Pfaffenhofen, heißt es in einer ersten Reaktion aus dem Rathaus – wenngleich diesmal der ganz große Sieg ausgeblieben ist. Die Stadt Aschaffenburg konnte die Experten-Jury überzeugen und darf sich nun als "Deutschlands nachhaltigste Stadt mittlerer Größe 2020" betiteln. Beim "Sonderpreis Digitalisierung" ist Pfaffenhofen noch im Rennen. Dieser wird erst im Rahmen des 12. Deutschen Nachhaltigkeitstags im November in Düsseldorf verliehen.

Wirklich enttäuscht sei man im Pfaffenhofener Rathaus nicht, "vielmehr überwiegt die Freude über die Nominierung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis", steht in einer Pressemitteilung der Kreisstadt. "Wir mussten uns dieses Mal in einer anderen Gewichtsklasse messen", erklärt der städtische Nachhaltigkeits-Manager Peter Stapel. "Größere Städte haben häufig noch bessere Voraussetzungen, um Projekte zu realisieren.

Mit mehr als 70 000 Einwohnern könne die kreisfreie Stadt Aschaffenburg in Sachen Nachhaltigkeit einiges bewegen, weiß Stapel. Da sie die Zuständigkeiten von Gemeinde und Landratsamt innehabe, könne sie – im Gegensatz zu Pfaffenhofen – viele Projekte in Bereichen wie Abfallwirtschaft oder Integration direkt umsetzen. Ebenfalls unter den Top-3 in dieser Größen-Kategorie landete die Stadt St. Ingbert im Saarland mit knapp 38 000 Einwohnern.

Das Thema Nachhaltigkeit habe in Aschaffenburg lange Tradition, heißt es in einer offiziellen Mitteilung aus dem Büro des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Seit 1995 verfolge die Hochschulstadt in Unterfranken mit dem „Agenda21-Prozess“ einen partizipativen Ansatz und achte als regionaler Vorreiter in Sachen Fairtrade auf sozialgerechten Handel und bewussten Konsum. Das Thema Integration habe in der Stadt einen besonderen Stellenwert –– ein Viertel der Bevölkerung weise einen Zuwanderungs-Hintergrund auf.

"2007 entwarf die Kommune ein eigenes Integrations-Leitbild und unterstützt unter anderem durch „Sprach- und Kulturvermittler“ bei der Integration", wird über Aschaffenburg erklärt. "Zum Schutz der Biodiversität werden beim Öko-Projekt „Schlaraffenburger“ traditionelle Streuobstwiesen revitalisiert und gepflegt. Mit dem Bau und der Inbetriebnahme eines Biomasseheizkraftwerks in der Altstadt wurden die Ziele der Energie-Einsparung und des Umstiegs der Wärmeversorgung von bisher fossilen Energien auf regenerative Energieträger erfolgreich umgesetzt."

Die diesjährigen kommunalen Sieger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises "zeichnen sich insbesondere durch ihr strategisches und partizipatives Vorgehen in puncto Klimaschutz und der Erhaltung der Artenvielfalt aus", teilt das Büro des Nachhaltigkeitspreises mit. "Sie leisten hervorragende Integrationsarbeit vor Ort, übernehmen aber auch globale Verantwortung."

Die Preisverleihungen finden vor Ort in den jeweiligen Siegerstädten statt und bieten die Möglichkeit, alle Beteiligten und Interessierten am Erfolg teilhaben zu lassen: „Eine nachhaltige Stadtentwicklung könne nur gelingen, wenn sie neben Politik und Verwaltung auch von den Bürgerinnen und Bürgern getragen werde“, sagt Stefan Schulze-Hausmann, der Initiator des Preises. Während des Deutschen Nachhaltigkeitstags am 22. November dieses Jahres in Düsseldorf berichten die Sieger über ihr Nachhaltigkeits-Engagement.

Die westfälische Friedensstadt Osnabrück – Sieger bei den Großstädten – verfolge bei ihrer nachhaltigen Entwicklung einen wirkungsbasierten, strategischen Steuerungsansatz und nutze hierfür den eigens entwickelten Indikatoren-Katalog „"Kosmos"“, der sowohl Verwaltung als auch Bürgerschaft befähige, die Umsetzung strategischer Ziele detailliert zu überprüfen. Der partizipative Ansatz der Kommune zeige sich ebenfalls beim städtebaulichen „Masterplan Innenstadt“, bei dem die Osnabrücker Bürgerschaft ihre Ideen zur nachhaltigen Stadtentwicklung einbringen konnte.

"Der Masterplan setzt unter anderem auf Nachverdichtung der Siedlungsstruktur, weniger Platz für den motorisierten Individualverkehr und mehr Grünflächen mit hoher Aufenthalts-Qualität", heißt es in der offiziellen Mitteilung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis. "Umfangreiche Maßnahmen wie ökologische Standards in der Bauleitplanung, Deutschlands erstes Solardach-Kataster und die nachhaltige „Wirtschaftsförderung 4.0“ sorgen für mehr Klima- und Ressourcen-Schutz."

Bad Berlebung siegte bei den kleinen Städten und Gemeinden. Mit dem Leitbild „"Bad Berleburg 2030“" habe die „Stadt der Dörfer“ inmitten des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge ein Handlungs-Programm für eine zielgerichtete, nachhaltige Entwicklung erarbeitet, um dem demografischen Wandel zu begegnen und auch 2030 ein Wohnen und Wirtschaften in der Kernstadt und den umliegenden Dörfern zu ermöglichen.

"Für die Erreichung sorgen Maßnahmen wie zum Beispiel das „Standort-Patennetz“ zur Fachkräftebindung oder die Konversion einer Industriebrache zum modernen „Zentrum Via Adrina“ mit dorfgemeinschaftlichen, feuerwehr-technischen und touristischen Einrichtungen." Über außerschulische Lernorte im Bereich der Natur- und Erlebnispädagogik, naturnahen Tourismus sowie regionale Produkte begeistere der Kurort Menschen jeden Alters für die reichhaltige Natur des umliegenden Naturparks. Im Reallabor „"WittgensteinWandel“" würden im Rahmen der „"Digitalen Agenda BLB"“ digitale Maßnahmen für mehr Lebensqualität erprobt.

Im Jahr 2013 war Pfaffenhofen in der Kategorie "nachhaltigste Kleinstadt" der Sieger – damals noch mit rund 24 000 Einwohnern. Die erneute Nominierung sechs Jahre später "zeigt, dass sich die Stadt in Sachen Nachhaltigkeit positiv weiterentwickelt hat", wird in einer Mitteilung aus dem Rathaus unterstrichen. "So wurden zahlreiche Aktivitäten in Sachen Klimaschutz in Gang gesetzt und auch der kostenlose Stadtbus ist ein starkes Argument." Außerdem sei für die neuerliche Nominierung mit ausschlaggebend gewesen, dass Pfaffenhofen sich im Jahre 2017 zu den 17 Nachhaltigkeits-Zielen der "Agenda 2030" auf kommunaler Ebene bekannt habe.

Getreu dem Motto "Guter Boden für große Vorhaben" werde mit der "Boden-Allianz" nachhaltige und pestizid-freie Landwirtschaft gefördert, betont die Stadtverwaltung. Ziel ist demnach eine Verdreifachung der ökologisch und naturnah bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen. Außerdem hat sich die Kreisstadt bekanntlich gemeinsam mit den Nachbar-Gemeinden Scheyern, Hettenshausen und Ilmmünster im April dieses Jahres zur Öko-Modellregion "Pfaffenhofener Land" zusammengeschlossen. "Hier gehen wir schon über die Stadtgrenzen hinaus und werden auch in Zukunft unsere Maßnahmen beim Thema Nachhaltigkeit weiter ausbauen", erklärte Bürgermeister Thomas Herker (SPD).


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