Heute wurde an der A9 bei Rohrbach ein neues System demonstriert, das den Verkehrsfluss verbessern und Staus reduzieren soll.
Von Alfred Raths
Deutschland-Premiere im Kreis Pfaffenhofen: Im Zuge eines Pilotversuchs soll die so genannte Road-Zipper-Maschine ab November lästige Staus auf der A9 minimieren. Zwischen Langenbruck und dem Autobahn-Dreieck Holledau wird die Fahrbahn erneuert. Die Staatsbauverwaltung testet in diesem Zusammenhang das rund 13 Meter lange und etwa 22 Tonnen schwere System – auf einer der meist befahrenen Routen in der Bundesrepublik. Die Verkehrsbelastung ist hier mit bis zu 84 000 Fahrzeugen pro Tag fast doppelt so hoch wie im bayerischen Durchschnitt, entsprechend anspruchsvoll ist das Baustellen-Management.
Der gesamte Verkehr muss während der Bauarbeiten in beiden Richtungen auf den verbliebenen Spuren abgewickelt werden. Um den Stau so gering wie möglich zu halten, gibt es je nach Tageszeit einen Wechsel bei der Verkehrsführung. Um die Fahrbahn erneuern zu können, wird jeweils eine Fahrbahnrichtung komplett gesperrt. Wenn morgens viele Pendler nördlich des Autobahn-Dreiecks Holledau nach Ingolstadt beziehungsweise in Richtung Nürnberg fahren, werden drei Fahrstreifen in Richtung Norden zur Verfügung gestellt. Mittags wird umgesetzt, wodurch sich nachmittags drei Fahrstreifen in Richtung München ergeben.
Abends beziehungsweise nachts wird dann wieder zurückgesetzt. Diese Wechsel werden dann mit der Road-Zipper-Maschine – an jeder Frontseite mit einem Fahrer besetzt – abgewickelt. Mit diesem Monstrum verschiebt man im fließenden Verkehr jeweils einen Meter lange, miteinander verbundene Betonschutzwand-Elemente. Das geschieht bei einer Fahr-Geschwindigkeit der Maschine von acht Kilometer pro Stunde. Die Fahrspuren können somit je nach Verkehrslage zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen die Bauarbeiter vor der gefährlichen Sogwirkung der vorbeifahrenden Fahrzeuge geschützt werden.
Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU), der sich heute persönlich auf dem Autobahn-Parkplatz Rohrbach-Ottersried ein Bild vom praktischen Betrieb der Road-Zipper-Maschine machte, unterstrich: "Das Super-System ist in den USA bereits im Normalbetrieb. Jetzt soll es auch in Deutschland eingesetzt werden." Bayern startet eben hier auf der A9 im Landkreis Pfaffenhofen einen Pilotversuch. Erste Ergebnisse der bevorstehenden Testphase erwartet sich der Minister nach Abschluss der Arbeiten, Ende des Jahres 2021.
"Wenn sich das System bei dieser Baumaßnahme bewährt, werden wir es auch in Zukunft anwenden", sagt Reichhart. Der Ressortchef erhoffe sich, dass die Stau-Situation an Autobahn-Baustellen künftig gemildert werde – allerdings ließen sich Staus niemals gänzlich vermeiden. Der Einsatz der neuen Maschine sei einfach und im Vergleich zum händischen Aufstellen der Beton-Elemente relativ ungefährlich. "Es schützt unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahn-Meistereien", so der CSU-Politiker.
Der Verkehrsminister appelliert aber auch an die Autofahrer, die Geschwindigkeits-Begrenzungen bei Baustellen einzuhalten: "Bitte fahren Sie langsam an den Baustellen vorbei. Es geht nicht nur um die Sicherheit der Autofahrer, sondern auch um die Sicherheit von unseren Frauen und Männern in Orange, die auf der Baustelle stehen, um Ihre Straße wieder befahrbar zu machen."
Die Road-Zipper haben sich bereits in Österreich und den Niederlanden im Einsatz bewährt, wie zu erfahren war. Heute gab es auf dem A9-Parkplatz sozusagen die Deutschland-Premiere, demnächst ist das System dann im Realbetrieb auf der Autobahn gefordert.