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NGG warnt vor Altersarmut. Sie fordert die Politik dazu auf, gegen diesen Trend vorzugehen und rasch eine Grundrente einzuführen.

(ty) "Immer mehr Menschen im Landkreis Pfaffenhofen sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen", warnt die Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten" (NGG) in einer aktuellen Mitteilung. Die Zahl der Empfänger von "Alters-Hartz-IV" sei innerhalb von zehn Jahren um 32 Prozent gestiegen. Habe es im Kreis Pfaffenhofen im Jahre 2008 noch 533 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung gegeben, so seien es im vergangenen Jahr bereits 705 gewesen.

Die NGG beruft sich dabei auf Angaben des statistischen Landesamts. Demnach erhielten in Bayern zuletzt rund 125 000 Rentner Grundsicherung – 43 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Rainer Reißfelder, Geschäftsführer der NGG-Region Oberpfalz, sieht diesen Trend mit Sorge – und fordert eine "rentenpolitische Kurskorrektur". Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern.

"Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs", sagt Reißfelder. "Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück." So seien nach einer Untersuchung des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. "Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunktur-Entwicklung", warnt die Gewerkschaft.

"Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen", so Reißfelder. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet habe, landet seinen Worten zufolge im Alter oft unter der Armutsschwelle. "Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs", erklärt der Gewerkschafter.

Hier setze die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) geplante Grundrente an: Danach sollen die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, um bis zu mehrere hundert Euro im Monat aufgebessert werden.

"Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Renten-System", kommentiert NGG-Funktionär Reißfelder. "Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben." Ausschlag gebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigkeits-Prüfung gebe. "Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeisten Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht", findet er. Und betont: "Eine Bedürftigkeits-Prüfung steht auch dem Renten-Prinzip entgegen, nach dem Beitragszahler einen individuellen Leistungs-Anspruch erwerben." Die NGG fordert die Große Koalition auf, bei dem Thema jetzt "ernst zu machen". 

Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, der habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung, so die Gewerkschaft. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. "Für Tausende Beschäftigte allein im Kreis Pfaffenhofen stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist", warnt Reißfelder. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse jetzt die nötigen Mittel aufbringen, um Altersarmut im großen Stil zu stoppen. Das Bundesarbeitsministerium gehe bei der Grundrente von jährlichen Kosten von etwa fünf Milliarden Euro aus. "Allein die Banken-Rettung im Jahr 2008 hat den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet", so Reißfelder. 


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