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Kooperation zwischen Freien Wählern und Christsozialen "hat sich mehr oder weniger aufgelöst", lautet sein ernüchterndes Fazit, "sie ist in sich zusammengefallen."

Von Tobias Zell

Einmal im Jahr, zumeist wenn es langsam auf Weihnachten zugeht, packt Josef Finkenzeller die verbale Keule aus. Der Dritte Landrat knöpft sich dann in der Regel die so genannte Kooperation zwischen seinen Freien Wählern und der CSU im Pfaffenhofener Kreistag vor, die man damals schon ausdrücklich gar nicht Koalition getauft hat. Bislang monierte Finkenzeller sinngemäß immer wieder, dass man von den Christsozialen zu wenig informiert und eingebunden sei. Doch am gestrigen Abend (Gürtner einhellig zum Landrats-Kandidat der Freien Wähler gekürt) erreichten seine Äußerungen eine neue Dimension. Von "Kasperltheater" war da die Rede, und davon, dass die Kooperation mittlerweile "in sich zusammengefallen" sei.

Nun weiß man ja, dass aus dem Finkenzeller-Josef von Geisenfeld-Parleiten mutmaßlich eher keiner mehr wird, der im diplomatischen Dienst höchste Posten bekleiden könnte. Zu sehr trägt er sein Herz auf der Zunge, zu wenig taktiert er herum. Aber er ist ja auch der Dritte Landrat von Pfaffenhofen und nicht der Chef-Unterhändler für eine Lösung im Nordkorea-Konflikt oder für den geregelten EU-Austritt der Briten. Manche mag es irritieren, welche Worte ihm zuweilen aus dem Mund purzeln, andere wiederum würdigen ihn sogar ausdrücklich dafür.

So kam zum Beispiel gestern Max Hechinger, der Vorsitzende der zehnköpfigen FW-Fraktion im Kreistag, zu der Diagnose, dass Finkenzeller nicht polarisiere, sondern die Wahrheit ausspreche. Und dass er, also Finkenzeller, eben deshalb eine hohe Wertschätzung genieße. Daraus wiederum darf oder muss man schließen, dass Finkenzellers vernichtendes Urteil über diese so genannte CSU-FW-Kooperation im Kreistag nicht dessen exklusive Einzelmeinung ist, sondern dass man diese Sichtweise zumindest in den Reihen der Freien Wähler kräftig teilt.

Bekanntlich war das Verhältnis zwischen diesen beiden Kooperations-Partnern von Beginn an mindestens schwierig. Schon im Herbst 2016, als sich Finkenzeller und Hechinger diesbezüglich öffentlich geäußert hatten, konnte man den Eindruck gewinnen: Würde man hier nicht von einer politischen, sondern von einer realen Partnerschaft reden, man riete wenigstens zur Paar-Therapie. Oder gleich zur Trennung. Eines zieht sich wie ein roter Faden durch diese mittlerweile offenbar arg zerrüttete "Der Zweck heiligt die Mittel"-Gemeinschaft: Man mag kaum erkennen, wie und wann die Freien Wähler von dieser Kooperation profitiert haben.

Freilich, Josef Finkenzeller hat diese Kooperation den Posten des Dritten Landrats beschert. Aber das hat ja bei ihm auch nicht zur Zufriedenheit geführt – sonst hätte er sich nicht schon mehrfach darüber beschwert, zu wenig eingebunden zu sein. Stattdessen, so ließ er gestern Abend wissen, ist es angeblich immer schlimmer geworden mit der CSU. Aus Sicht der Freien Wähler war die Kommunikation zwischen den Kooperations-Partnern noch nie toll. Doch Absprachen seien im Laufe der Zeit immer weniger geworden, beklagte Finkenzeller jetzt – seit einem Jahr gäbe es überhaupt keine mehr. "Die Kooperation hat sich mehr oder weniger aufgelöst", lautete gestern sein ernüchterndes Fazit, "sie ist in sich zusammengefallen."

Und die Schuld an dieser verfahrenen Situation, daran lässt Finkenzeller auch keinen Zweifel, die liegt schon bei der CSU. Die vorherrschende Lage bei den Christsozialen beschreibt er wortwörtlich so: "Jeder gegen jeden und alle gegen den Landrat." Das sei zumindest sein Eindruck. Und, in Anlehnung an eine kürzlich getroffene Äußerung seines FW-Kameraden Herbert Nerb, kam Finkenzeller sogar zu dem Schluss, dass das "schön langsam ein Kasperltheater" sei. Die Freien Wähler jedenfalls seien bodenständig und nicht zerstritten, "keine Träumer und keine Spinner" – das mache ihren Erfolg aus. Ende der Durchsage. Anfang des Wahlkampfs.

Weiterer Bericht zur gestrigen FW-Versammlung:

Albert Gürtner einhellig zum Landrats-Kandidat der Freien Wähler gekürt


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