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Der 58-Jährige ist der erste Bewerber, der bereits offiziell nominiert ist. In seiner Vorstellungsrede benannte er etliche politische Handlungsfelder.

(zel) Albert Gürtner geht für die Freien Wähler ins Rennen um den Posten des Pfaffenhofener Landrats. Der 58-Jährige wurde am heutigen Abend bei einer Versammlung in der Kreisstadt ohne Gegenstimme offiziell als FW-Bewerber nominiert. Er habe in der Kommunalpolitik bisher viele Erfahrungen gesammelt, sagte er, betonte aber zugleich: "Ich will die Zukunft gestalten und nicht den Status-Quo bewahren." Er wolle Entscheidungen treffen, jedoch nicht stur auf seiner Meinung bestehen.

Gürtner ist damit der erste Kandidat für die Landratswahl im kommenden März, der bislang nominiert worden ist. Der diplomierte Wirtschafts-Ingenieur, bekannt als Vize-Bürgermeister von Pfaffenhofen und Kreisvorsitzender der Freien Wähler, erhielt heute bei der Aufstellungs-Versammlung 42 von 42 Stimmen sowie viel Applaus. 

Für die CSU gilt der Pfaffenhofener Rechtsanwalt Martin Rohrmann als designierter Bewerber, für die neu gegründete Bürgerliste hat der Ernsgadener Bürgermeister Karl Huber seinen Hut in den Ring geworfen. Beide müssen von ihren Leuten allerdings erst noch offiziell aufs Schild gehoben worden.

Es sei eine große Ehre und zugleich eine große Aufgabe, hatte Gürtner am heutigen Abend bereits in seiner Vorstellungsrede betont. Zusammen mit den FW-Bewerbern für den Kreistag werde man ein gemeinsames Programm erarbeiten, kündigte er an. Aktuell bekleiden die Freien Wähler zehn Mandate im Pfaffenhofener Kreis-Gremium. Gürtner verlieh bereits seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich diese Zahl mit der nächsten Wahl erhöhen könnte. "Ich glaube, dass wir die besseren Ideen haben für den Landkreis", verkündete er selbstbewusst.

Ohne in dieser frühen Phase noch zu sehr ins Detail zu gehen, gab Gürtner vor seiner Nominierung einen Überblick über einige der Themen, denen seiner Meinung nach besondere Bedeutung zukommt. Das "Nord-Süd-Denken", das mitunter bei landkreis-politischen Debatten mitschwingt, bezeichnete er als schlecht. "Wir gehören zusammen. Nur gemeinsam können wir was erreichen", mahnte er und warnte zugleich: "Die gute, schöne Zeit" mit jährlichen Steigerungs-Raten bei gewissen Kennzahlen sei wohl vorbei – zudem sei die regionale Wirtschaft sehr automobil-lastig.

Gürtner unterstrich die Notwendigkeit von bezahlbaren Wohnungen und betonte, man müssen Bauwilligen möglichst wenige Vorschriften entgegenhalten, um die Kosten zu senken. Er warb für mehr Beteiligung der Bürger in Landkreis-Angelegenheiten, brachte dazu konkret eine "App" ins Spiel. In Sachen Nachhaltigkeit müsse die öffentliche Hand vorausgehen, forderte er und machte sich dabei auch für eine stärkere Koordination zwischen dem Landkreis und den Gemeinden stark. Ökologische Ausgleichs-Flächen könnten seiner Meinung nach konzentriert werden, ein eigenes Klimaschutz-Konzept würde dem Kreis gut zu Gesicht stehen.

Jede Menge Applaus gab es für Albert Gürtner nach dessen einhelliger Wahl zum Landrats-Kandidaten.

Als großes Ziel für die nächsten fünf bis zehn Jahre bezeichnete Gürtner, dass der Kreis Pfaffenhofen energie-autark werde. Außerdem gelte es, bestehende Arbeitsplätze vor Ort zu bewahren sowie neue zu schaffen, Betriebe zu fördern, die Pendler-Quote zu senken sowie die Kaufkraft vor Ort zu halten. "Ein neues Gewerbe-Gebiet muss nicht per se schlecht sein", sagte er: Man brauche Entwicklungs-Möglichkeiten für heimische Firmen und Handwerker. Zudem schwebt ihm ein eigenes Gründer-Zentrum im Landkreis vor.

Man brauche sowohl die konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft, so Gürtner weiter. Überhaupt dürfe man diesen Berufsstand nicht an den Pranger stellen. Und er betonte: "Wir müssen uns das was kosten lassen, dass wir uns gesund und nachhaltig ernähren, müssen unsere Bauern unterstützen."

Die Freien Wähler wollen die Auslagerung des ohnehin sanierungsbedürftigen Kreisbauhofs – raus aus dem Wohngebiet in Pfaffenhofen. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) müsse man ausbauen, sagte Gürtner und prophezeite: "Wenn das Angebot da ist, dann kommt auch die Nachfrage."

Gürtner warb für ein drittes Gymnasium im Landkreis: Das könnte bekanntlich, in Kooperation mit der Stadt Ingolstadt, in Manching entstehen. Außerdem brauche man dringend Erzieherinnen; diesbezüglich würde der FW-Kandidat möglichst bald eine Schule für Erziehungs-Berufe im Landkreis einrichten. Grundsätzlich gelte es, die berufliche Ausbildung zu stärken. Und, so Gürtner: "Handwerk hat goldenen Boden." Stark machte er sich ferner für den Breitband-Ausbau. Die Ilmtalklinik müsse in kommunaler Hand bleiben, man dürfe sie "nicht totsparen", sondern müsse "vielleicht mehr in Qualität investieren".

Fördern muss man nach den Worten von Gürtner sowohl kulturelle Aktivitäten als auch die Integration. "Es kann nicht sein, dass man nach Jahren in Deutschland noch nicht die deutsche Sprache beherrscht", unterstrich er und forderte: "Wer bei uns integriert werden will, muss auch die Sprache lernen."

Nach der Kommunalwahl im kommenden März werde er sich um eine tragfähige Koalition im Pfaffenhofener Kreistag kümmern, blickte Gürtner optimistisch voraus. "Partnerschaftlich und auf Augenhöhe" müsse das dann laufen – und es solle ein gemeinsames Positions-Papier geben. "Offene und ehrliche Politik" wolle man abliefern.

Albert Gürtner ist 58 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder im Alter von 18 und 28 Jahren. Er arbeitet seit 34 Jahren beim Pfaffenhofener Babynahrungs-Hersteller Hipp, aktuell in der Produktions-Planung für die Standorte. 18 Jahre lang war er Vize-Chef des MTV Pfaffenhofen, danach neun Jahre lang Vorsitzender des Klubs. Seit 2002 sitzt Gürtner im Pfaffenhofener Stadtrat, seit 2008 ist er Zweiter Bürgermeister der Kreisstadt. Im Kreistag sitzt er seit 2014, seit drei Jahren ist er Kreisvorsitzender der Freien Wähler. "Ich kann gut zuhören und andere Meinungen akzeptieren", sagt er über sich selbst.

Weiterer Beitrag zu dieser Veranstaltung:

Vernichtendes Urteil von Finkenzeller (FW) über die CSU im Pfaffenhofener Kreistag

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