Jetzt ist es offiziell: "Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in der Kommunalpolitik und im Landratsamt bin ich bereit, die Herausforderung anzunehmen."
Von Tobias Zell
Noch ist er Rathaus-Chef von Ernsgaden, außerdem langjähriges Mitglied der CSU. Doch jetzt will Karl Huber für die nicht zuletzt durch sein Engagement aus der Taufe gehobene "Bürgerliste" in den anstehenden Wahlkampf ziehen. Und zwar in vorderster Linie. Er werde sich um den Pfaffenhofener Landrats-Posten bewerben, bestätigte der 62-Jährige am späten Abend gegenüber unserer Zeitung. Für die vergangenen Wochen hatte er sich Bedenkzeit erbeten. Nun ist seine Entscheidung gefallen und kundgetan. Grünes Licht aus der Bürgerliste habe er bereits, sagt Huber, offiziell nominiert werden soll er im November.
Am Ende der heutigen Gemeinderat-Sitzung in Ernsgaden informierte Huber über seine Aufsehen erregenden Entscheidungen. Darüber, dass er zum einen für die Bürgerliste ins Rennen um den Chef-Sessel im Landratsamt gehen möchte. Und darüber, dass er sich – deshalb – nicht um eine weitere Amtszeit als Bürgermeister von Ernsgaden bewerben werde. Huber steht seit bald 24 Jahren an der Spitze der kleinsten Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen; im kommenden Frühjahr endet damit diese Ära. Den Vorsitz des hiesigen CSU-Ortsverbands hatte Huber, nach 20 Jahren, bereits im Februar abgegeben, seine Nachfolgerin ist die Rechtsanwältin Silvia Hartmann.
Einhellig vorgeschlagen
Huber ist nach eigenen Worten vom Vorstands-Gremium der Bürgerliste einstimmig als Landrats-Bewerber vorgeschlagen worden. Eine Antwort auf die Frage nach einem Spitzen-Kandidaten der neuen Gruppierung war bereits mit Spannung erwartet worden. "Ich übe das Bürgermeister-Amt sehr gern und mit großer Leidenschaft aus", sagte Huber unserer Zeitung. "Wir haben im Ernsgadener Gemeinderat miteinander in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel bewegt." Zugleich erklärte er: "Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in der Kommunalpolitik und im Landratsamt bin ich bereit, die Herausforderung der Landrats-Kandidatur anzunehmen." In der Zeit seiner "Entscheidungs-Findung" hätten ihn "der sehr positive Zuspruch, motivierende E-Mails und wertschätzende Gespräche bestärkt, diesen Weg zu gehen".
Die einen kennen ihn als Dauer-Bürgermeister von Ernsgaden, die anderen als langjährigen Büro-Leiter des Pfaffenhofener Landrats und als Pressesprecher am Landratsamt. Vor einigen Wochen endete zumindest seine Tätigkeit bei der Kreisbehörde: Huber trat in die passive Phase seiner Altersteilzeit. Von Ruhestand kann aber wohl, spätestens jetzt, keine Rede mehr sein. Ausgerechnet als CSU-Mitglied sorgt er ja schon seit geraumer Zeit als Frontmann der neuen politischen Gruppierung für Gesprächsstoff, die unter dem Namen "Bürgerliste Landkreis Pfaffenhofen" die Kommunalwahl im anstehenden Frühjahr interessanter machen und, so das konkrete Ziel, auch in den Kreistag einziehen will.
"Vielleicht auch vertraute Ufer..."
Huber wurde von Beginn an als möglicher Landrats-Kandidat dieser neuen "Bürgerliste" gehandelt. Er selbst hielt sich bedeckt, bestätigte das nicht, wies es auch nicht zurück. Ende August hatte er im Interview mit unserer Zeitung erklärt: "Ich werde mich jetzt etwas zurückziehen und mir überlegen, was ich nach einer arbeitsreichen, interessanten und erfüllenden Dienstzeit am Landratsamt mit meiner bevorstehenden Freizeit und Freiheit anstellen werde. Das Weitere wird sich dann ergeben. (...) Ich bin selbst gespannt, an welchen neuen – oder vielleicht auch vertrauten – Ufern ich anlegen werde."
Beim diesjährigen Laurenzi-Markt prostete man sich noch gesellig zu, demnächst macht man gegeneinander Wahlkampf: Bezirksrat Fabian Flössler (CSU, von links), Dritter Landrat Josef Finkenzeller (Freie Wähler), CSU-Kreischef und Landtags-Abgeordneter Karl Straub (CSU), Vize-Landrat Anton Westner (CSU), Karl Huber und im Hintergrund der scheidende Landrat Martin Wolf (CSU).
Übrigens stritt Huber gar nicht ab, dass es von Seiten der Christsozialen um deren Kreisvorsitzenden, den Landtags-Abgeordneten Karl Straub, durchaus konkrete und intensive Versuche gegeben haben soll, ihn nicht an die Bürgerliste zu verlieren. Konnte ihm die CSU am Ende nichts anbieten, was ihn hätte halten können? Im Interview mit unserer Zeitung sagte Huber: "In dem Zeitpunkt, in dem die CSU mit mir gesprochen hat, war bei der Bürgerliste eine dynamische Entwicklung in Gang gesetzt. Der Zug war aufs Gleis gesetzt und hatte den Bahnhof verlassen. Da ist es eine Frage der Haltung und der Verantwortung, dass der Lokführer nicht abspringt." Inzwischen ist der Zug ohnehin, für beide Seiten, abgefahren. Der Rechtsanwalt Martin Rohrmann aus Pfaffenhofen gilt mittlerweile als designierter Landrats-Kandidat der CSU.
"Die CSU wird das aushalten"
Bleibt die Frage, wie die Christsozialen damit umgehen, dass ihnen mit Karl Huber nun ausgerechnet ein langjähriger Parteifreund die Wähler streitig machen will. Wenngleich bei der Kreistagswahl freilich jede Partei und Gruppierung erst einmal für sich antritt, fühlt es sich zumindest so an, als würde die Bürgerliste auch ein bisschen gegen die CSU kandieren. Für Huber ist das kein Problem.
Ende August erklärte er im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er nicht vorhabe, aus der CSU auszutreten: "Die CSU ist eine weltoffene, für alle gesellschaftlichen Veränderungen aufgeschlossene und tolerante Partei", sagte er. "Die politischen Strukturen sind nicht in Stein gemeißelt, da ist immer mal Bewegung drin. Und diese Entwicklung im Landkreis Pfaffenhofen ist ja kein Einzelfall. Die CSU ist eine große und stolze Partei. Sie wird das aushalten."
Mit dem designierten Landrats-Kandidaten Karl Huber und einem mittlerweile aus der Taufe gehobenen Verein als Organisations-Struktur startet die Bürgerliste nun offenbar – entschlossen wirkend und personell nicht gerade unprominent aufgestellt – gleich durch in Richtung der Kommunalwahl im März. Bei der Gründungs-Versammlung, die Ende September in Scheyern stattfand, wählten die 29 anwesenden Mitglieder – wie berichtet – Xaver Dietz zum Vorsitzenden und Michael Franken zum Vize. Dietz aus Vohburg sitzt für die CSU im aktuellen Kreistags-Gremium. Franken, bekannt als Bürgermeister von Reichertshofen, bekleidet im Kreistag ein AUL-Mandat.
Die Funktion der Schriftführerin in dem Bürgerlisten-Verein übernahm Katharina Missbrandt (Baar-Ebenhausen), als Kassier fungiert Norbert Josef Ronawati (Wolnzach). Beisitzer in dem neuen Verein sind der designierte Landrats-Kandidat Karl Huber, Gabi Kaindl (Schweitenkirchen), Erwin Renauer (Reichertshausen), Annette Schütz–Finkenzeller (Gerolsbach) und Nikolaus Schuster (Wolnzach). Als Kassenprüfer stellten sich Armin Geisse und Hans Klinger (beide Münchsmünster) zur Verfügung.
Die erste offizielle Bürgerlisten-Vereins-Versammlung, die übrigens Bernd Huber, der Ehrenvorsitzende des Wirtschaftsbeirats im Landkreis, geleitet hatte, sei "absolut harmonisch" verlaufen, ließ der neue Vorsitzende Dietz kürzlich in einer Pressemitteilung wissen. Ein Ziel war es seinen Worten zufolge, dass sich der gesamte Landkreis in der Vorstandsriege widerspiegelt. Dies sei im Rahmen der Wahl "gut gelungen". Er dankte insbesondere dem bisherigen "Motor" der Bürgerliste, Karl Huber, für dessen "tolle Aufbauarbeit".
"Das Interesse ist ungebrochen"
Huber hatte sich als bisheriger Frontmann "nur" zum Beisitzer wählen lassen – seit heute weiß man wohl auch, warum: Als designierter Landrats-Kandidat steht er fortan ohnehin im Fokus. Aber nach eigenem Bekunden ist die gesamte neue Gruppierung zunehmend ins Blickfeld der politik-interessierten Öffentlichkeit gerückt: "Das Interesse an der Bürgerliste ist nach wie vor ungebrochen, wir bekommen sehr viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung und die Vorbereitung der Kreistags-Liste ist weit fortgeschritten", hatte Dietz dieser Tage wissen lassen. Die Aufstellungs-Versammlung werde voraussichtlich im November stattfinden.
Wie Karl Huber im Nachgang der offiziellen Gründungs-Versammlung erläutert hatte, sei es in den vergangenen Monaten das Ziel gewesen, die Bürgerliste "landkreisweit aufzustellen". Die Entstehung der Bürgerliste bezeichnete er als einen "dynamischen Prozess". Man habe in einer Zukunfts-Werkstatt ein Positions-Papier erarbeitet und daraus Kernaussagen formuliert. Thematisch wie inhaltlich sei man gut aufgestellt. In Arbeitsgruppen habe man sich sowohl mit der Vorbereitung der Kreistagswahl als auch mit vielen relevanten kommunalpolitischen Themen befasst. Somit könne die Bürgerliste als "neue gestaltende Kraft" im Landkreis aktiv werden. Und einen Landrats-Kandidaten hat sie nun anscheinend auch.
Der Vorstand des Vereins "Bürgerliste Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm": Karl Huber (von links), Gabi Kaindl (Schweitenkirchen), Erwin Renauer (Reichertshausen), Xaver Dietz (Vohburg), Klaus Schuster (Wolnzach), Norbert Josef Ronawati (Wolnzach), Michael Franken (Reichertshofen), Armin Geisse (Münchsmünster), Annette Schütz-Finkenzeller (Gerolsbach), Hans Klinger (Münchsmünster), Katharina Missbrandt (Baar-Ebenhausen), Bernd Huber (Ilmmünster).
Bisherige Beiträge zum Thema:
Neue Bürgerliste im Kreis Pfaffenhofen: Xaver Dietz zum Vorsitzenden gewählt
Karl Hubers letzter Tag als Büroleiter: Kehrt er bald als Landrat zurück?
Offizielle Ansage: Neue Bürgerliste meldet sich erstmals zu Wort
Politischer Paukenschlag im Landkreis: "Die Bürgerliste kommt"
Martin Rohrmann soll für die CSU in den Landrats-Wahlkampf ziehen