Frauen gaben den in Decken gewickelten Kadaver als vermeintliches Präsent ab. Anzeige soll erstattet werden, bislang kein vergleichbarer Fall.
(ty) Dass das Pfaffenhofener Tierheim Geschenke erhält, ist nicht ungewöhnlich. Berichtet wird von sauberen Decken, hochwertigem Tierfutter, Spielzeug, Geld und anderem – sämtlich Dinge jedenfalls, die hochwillkommen sind. Es gebe aber auch Präsente, die – sagen wir mal – etwas unüberlegt bis fragwürdig sind: angepinkelte und stinkende Matratzen zum Beispiel oder Katzenklos, die inklusive Streu und kompletter Hinterlassenschaften der Vorgänger-Mieze überreicht werden. So etwas macht den ehrenamtlichen Helfern freilich weniger Freude. Und schließlich gibt es – gottlob selten – vermeintliche Geschenke, die einfach nur rat- und sprachlos machen. Der aktuelle Fall gehört definitiv in diese Kategorie.
Abgespielt hat es sich wie folgt. Zwei Mitarbeiterinnen der Pfaffenhofener Tierherberge an der Weiberrast waren – so wird heute berichtet – gerade im Außenbereich mit der Vermittlung eines Vierbeiners beschäftigt, drei Interessenten wollten nämlich noch Informationen über die Hündin "Angie" haben. Als sich nun zwei Frauen dem Zaun nähern, es war gerade nicht offiziell geöffnet, winken diese angeblich gleich selbst ab. Die beiden sollen dann erklärt haben: "Wir wollen Euch gar nicht aufhalten, sondern nur ein Geschenk für Euch vorbeibringen." Bei sich, so heißt es weiter, hatten sie einen Katzenkorb. Und darin lagen, ordentlich gefaltet, einige Decken.
Angelika, eine langjährige Tierheim-Mitarbeiterin, die alle hier "Hilly" nennen, habe kurz das Tor geöffnet und den Korb samt Inhalt übernommen. Ganz schön schwer sei das Präsent gewesen. Die beiden Frauen, so heißt es weiter, verabschiedeten sich noch über den Zaun. Angeblich sollen sie gesagt haben: "Übrigens haben wir noch mehr Decken, die bringen wir Euch in den kommenden Tagen." Hilly stellte den Korb kurz beiseite und ging zurück zu dem besagten Hund sowie dessen Besitzern in spe. Ein paar Minuten später, gleich nach dem Gespräch, nahm sie den Korb und trug ihn in die Herberge. Um ihn, wie üblich, zu begutachten und auszuräumen. Sie nahm die ersten beiden Decken heraus – und schrie auf.
"Da liegt eine Katze drin!" Tatsächlich, berichtet der Tierschutzverein in einer heutigen Pressemitteilung: Da habe eine leblose, weiß-beige Perserkatze gelegen. Sie musste bereits länger tot sein, der Körper sei kalt und bereits völlig steif gewesen. Es habe keine Anzeichen für äußere Verletzungen gegeben. Obligatorisch sei der tote Körper nach einem Registrierungs-Chip abgesucht worden. Die Katze hatte den Angaben der Tierherberge zufolge in der Tat einen Chip – und der sei sogar registriert gewesen, wie ein Anruf bei einem Tierregister ergeben habe. Die tote Katze hieß demnach "Lilli" und wurde 14 Jahre alt. Zuletzt seien Lilli und ihre Besitzer in Pfaffenhofen gemeldet gewesen. Der letzte Eintrag von Lilli habe gelautet: "unbekannt verzogen.
"Die Frauen wirkten völlig normal und entspannt", erzählt Tierheim-Mitarbeiterin Angelika. Nach eigenen Worten würde sie die beiden "sofort wieder erkennen, wenn sie mir auf der Straße begegneten". Der Fall ist laut Mitteilung der Pfaffenhofener Tierherberge so ungewöhnlich, dass sowohl der deutsche Tierschutzbund in Bonn als auch das Tierregister, bei dem Lilli gemeldet war, nie zuvor Vergleichbares erlebt haben. "Unter anderen Umständen wäre es sofort aufgefallen, weil Geschenke üblicherweise kurz angeschaut werden." In diesem Fall sei das lediglich deshalb nicht passiert, weil man durch die Vermittlung des Hundes abgelenkt gewesen sei. Natürlich werde man Anzeige erstatten.
Ungeachtet dessen: "Wir verstehen bis jetzt nicht, was jemanden bewegt, eine – sehr wahrscheinlich die eigene – tote Katze in einem Tierheim abzugeben. Noch dazu, sie uns quasi unterzuschieben", sagt die Vereins-Vorsitzende Manuela Braunmüller. Sie schüttelt den Kopf und kann nur rätseln: "Wollte man uns damit ärgern? Sich über uns lustig machen? Sich einen sehr fragwürdigen Spaß erlauben mit uns und dem eigenen Haustier? Entsorgungs-Kosten sparen oder Geld für den Tierarzt?" Was immer auch dahinterstecken möge: "Wir alle in der Tierherberge empfinden es unglaublich respekt- und pietätlos. Dem eigenen Haustier, aber auch uns gegenüber."