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"Kriminalität und Viktimisierung junger Menschen in Bayern": Landeskriminalamt veröffentlicht aktuellen Bericht.

(ty) Die kriminologische Forschungsgruppe (KFG) im bayerischen Landeskriminalamt (LKA) hat den aktuellen Jahresbericht "Kriminalität und Viktimisierung junger Menschen in Bayern 2018" veröffentlicht. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Berichts liegt auf dem Sonderteil "Cyber-Grooming – Die Gefahr aus dem Netz", der aktuelle Erkenntnisse einer Dunkelfeldstudie der Universität Regensburg mit einbezieht. Daneben wird auf Basis der polizeilichen Kriminal-Statistik (PKS) die Entwicklung der Kriminalität und Viktimisierung junger Menschen in Bayern im Zehn-Jahres-Vergleich dargestellt.

Moderne Kommunikations-Medien sind auch aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung des Internets bietet viele Chancen, birgt aber zugleich spezifische Risiken, welche die Entwicklung von jungen Menschen massiv beeinträchtigen können. Eines dieser Risiken stellt laut LKA das Phänomen des so genannten Cyber-Groomings dar, bei dem eine sexuelle Online-Annäherung explizit mit der Intention erfolgt, Kinder sexuell zu missbrauchen.

In Folge bemerkenswerter Zunahmen der Fälle des Cyber-Groomings in den vergangenen Jahren und nicht zuletzt durch die im vergangenen Jahr aufgeklärte Grooming-Serie eines 41-Jährigen, der laut LKA über vier Jahre hinweg in sozialen Netzwerken gezielt Kontakte zu Kindern im gesamten Bundesgebiet gesucht hatte, rückte dieses Thema in den Fokus des medialen und politischen Interesses. Im November vergangenen Jahres kündigte die damalige Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) eine effektivere Verfolgung von Sexualstraftätern im Internet an.

Michael Laumer hat das Phänomen Cyber-Grooming im Sonderteil des Jahresberichts näher untersucht – und stellt fest, dass das Kriminalitäts-Aufkommen von Cyber-Grooming bayernweit, im Vergleich zu der Gesamtzahl der Fälle des sexuellen Kindesmissbrauchs, als gering anzusehen ist. Gleichwohl stiegen die Zahlen in den vergangenen acht Jahren tendenziell an. Im vergangenen Jahr wurde mit 233 Fällen sogar der bisher höchste Stand erreicht – plus 71,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Aus der Regensburger Dunkelfeldstudie geht zudem hervor, dass etwa jeder sechste 14-jährige Jugendliche mindestens eine Form der sexuellen Online-Annäherung innerhalb der vergangenen zwölf Monate erlebt hat. In einigen Fällen dürfte es sich hierbei laut LKA-Einschätzung um Cyber-Grooming handeln; genaue Fallzahlen ließen sich jedoch aufgrund des Forschungs-Designs dieser Dunkelfeldstudie nicht ableiten.

Zur allgemeinen Entwicklung der Kriminalität durch junge Menschen in Bayern lässt sich laut LKA zunächst festhalten, dass im vergangenen Jahr im Freistaat 20,8 Prozent junge Tatverdächtige registriert wurden. Wie in den Jahren zuvor, war damit etwa jeder fünfte Tatverdächtige ein Kind, ein Jugendlicher oder ein Heranwachsender. Die Heranwachsenden (18- bis 20-Jährige) weisen seit 2011 durchgängig höhere Tatverdächtigen-Zahlen auf als die Jugendlichen (14- bis 17-Jährige). Bei den Kindern (Acht- bis 13-Jährige) ist die Tatverdächtigen-Zahl am niedrigsten.

Die Tatverdächtigen-Zahlen der Heranwachsenden (minus 12,6 Prozent) und insbesondere der Jugendlichen (minus 33,6 Prozent) haben von 2009 bis 2018 relativ konstant abgenommen. Bei den Kindern war von 2009 bis 2015 ein deutlicher Rückgang um 49,8 Prozent zu verzeichnen, wobei es in den darauf folgenden drei Jahren zu leichten Zunahmen kam.

Der Anteil junger Menschen an allen Opfern betrug im vergangenen Jahr in Bayern 22,6 Prozent. Damit ist etwa jedes vierte bis fünfte Opfer einer Straftat zwischen sechs und 20 Jahre alt. Zudem zeigt sich im Langzeit-Verlauf, dass junge Menschen im vergangenen Jahr weitaus seltener viktimisiert wurden als 2009. Die Heranwachsenden weisen ein quantitativ höheres Opferrisiko auf als die jüngeren Altersgruppen, jedoch stieg die Zahl der kindlichen Opfer von 2015 bis 2018 um 15,2 Prozent.

Bei der Gewalt-Kriminalität lagen die Tatverdächtigen-Zahlen im vergangenen Jahr weit unter denen des Jahres 2009 (minus 32,3 Prozent). In dieser Delikt-Gruppe erscheint laut LKA-Mitteilung die Zuwanderung als Einflussfaktor: Von 2015 auf 2016 stiegen die Tatverdächtigen-Zahlen kurzfristig um 14,0 Prozent an, bevor sich der Abwärtstrend der zurückliegenden Jahre ab 2017 erneut fortsetzte.

Bei den Kindern, die gegenüber den anderen Altersgruppen stark unterrepräsentiert seien, stiegen die Werte ab dem Jahr 2015 an. Für das vergangene Jahr ließ sich den Angaben zufolge feststellen, dass die Tatverdächtigen-Zahlen der Kinder im Vergleich zum Vorjahr erneut deutlich um 15,6 Prozent gestiegen seien.

Bei der Auswertung der Fallzahlen mit "Tatort Schule" sei festzustellen, dass diese von 2009 bis 2015 um 32,1 Prozent gesunken sind. In den beiden darauffolgenden Jahren stiegen sie zunächst erneut an (plus 16,1 Prozent), wobei von 2017 auf 2018 eine Reduktion der Fallzahlen um 3,4 Prozent sichtbar wurde.


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