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Die beteiligten 141 Arbeiter haben anno 1768 gesoffen ohne Ende. Danach stritt man sechs Jahre lang, wer die Rechnung bezahlt.

(ty) Als im Jahre 1768 in Pfaffenhofen die Hinrichtung durch den Strang für zwei ertappte Diebe bevorstand, stellten die Verantwortlichen fest, dass am hiesigen Galgen "eine Execution ohne Befürchtung größter Gefahr nicht vollbracht werden konnte". So ist es überliefert. Folglich musste die marode Tötungs-Vorrichtung umgehend neu gebaut werden. Die Arbeiten hatten, einem alten Brauch folgend, alle Maurer und Zimmerleute der Stadt und des Landgerichts gemeinsam zu bewerkstelligen – und die haben seinerzeit gesoffen wie die Löcher.

Insgesamt 141 Personen arbeiteten damals dann angeblich an der Richtstätte außerhalb der Stadt – der heutigen Georgshöhe südöstlich des Bahnhofs – und wurden auch täglich mit "Essen und Trunk" beim Kramerbräu versorgt. Innerhalb von zwei Tagen wurden auf diese Weise unterm Strich 1300 Maß Bier ausgeschenkt – das waren sage und schreibe rund fünf Liter Gestensaft pro Mann und Tag.

Die Rechnung für dieses Gelage blieb dann allerdings sechs Jahre lang offen. Während dieser Zeit stritten sich die Stadt und die kurfürstliche Hofkammer in München darum, wer denn nun für die entstandenen Kosten verantwortlich sei beziehungsweise wer sie zu begleichen habe. Übrigens hatte man die Hinrichtung der beiden Langfinger nach der zügigen Arbeit der trinkfreudigen Handwerker noch termingerecht vollziehen können.

Diese Geschichte vom neuen Galgen ist übrigens nur eine von vielen ungewöhnlichen, grausigen oder skurrilen Episoden aus der Historie Pfaffenhofens, die die Teilnehmer bei der rund 90 Minuten dauernden "Kuriositäten-Tour" aufgetischt bekommen. Diese besondere Stadtführung wird immer am ersten Samstag im Monat angeboten – also auch am 7. Dezember wieder. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr vor dem Rathaus. Die Teilnahme kostet für Erwachsene drei Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren dürfen gratis mit.

In den teils heiteren, teils gruseligen Geschichten erfahren die Teilnehmer so einiges über Pfaffenhofen, seine Geschichte und Plätze: vom großen Stadtbrand im Jahr 1388 über den "Aufruhr der Weiber" anno 1798 und die letzte Hinrichtung im Jahr 1811 bis zum letzten Ferkelmarkt auf dem Hauptplatz 1968. "Keine der skurrilen und kuriosen Geschichten aus der Historie Pfaffenhofens bleibt unerwähnt", verspricht die städtische Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP), die die Stadtführungen anbietet. Thematisiert wird auch, wie damals das Ungeheuerliche geschah – und in Pfaffenhofen das Bier ausging. Weitere Infos gibt es unter www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de


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