Im Rahmen des EADS-Konzernumbaus sollen in Manching gut 1000 gestrichen werden. Wie tief der Schock bei Belegschaft und Betriebsrat sitzt, wurde heute auf einer Betriebsversammlung deutlich. Die Forderung ist klar: Keine betriebsbedingten Kündigungen – doch im Moment sieht es düster aus.
(ty) Der Schock sitzt tief in Manching. Am ehemaligen Cassidian-Standort sollen im Zuge der Neustrukturierung des EADS-Konzerns gut 1000 Arbeitsplätze wegfallen. Dass der Konzern-Umbau wohl auch handfeste unerfreuliche Konsequenzen für Manching haben werde, das stand zu befürchten, seit Ende vergangenen Jahres erste Zahlen an die Öffentlichkeit gedrungen waren – doch seit gestern nun ist es offiziell: In Manching, dem bislang weltgrößten Cassidian-Standort, soll fast jeder vierte der rund 4400 Arbeitsplätze gestrichen werden. Umgesetzt werden soll dieser massive Einschnitt, wie berichtet, bis 2017. Bei einer Betriebsversammlung in Manching heute wurde deutlich, wie tief der Schock bei der Belegschaft und beim Betriebsrat sitzt.
Bei einer Betriebsversammlung erläuterte der neue Divisionschef Bernhard Gerwert heute in Manching den Stellenabbau. Von Seiten des Betriebsrats und der IG Metall hagelte es logischerweise harsche Kritik und obendrein gab es eine unmissverständliche Ankündigung: „Sollte das Management nicht auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, werden wir die Beschäftigten auffordern, mit betrieblichen Aktionen das Management von diesem Vorhaben abzubringen."
Am Standort Manching der im Zuge der groß angelegten Konzern-Umstrukturierungen bei EADS entstandenen Division „Airbus Defence & Space“ sollen 1010 Arbeitsplätze abgebaut werden. Diese Hiobsbotschaft teilte das Management im französischen Toulouse gestern den europäischen Arbeitnehmervertretern mit. Bereits im Dezember verkündete das Unternehmen, in den nächsten drei Jahren 5800 Arbeitsplätze, davon allein in Deutschland rund 2500 Stellen, abbauen zu wollen. An welchen Standorten die Jobs aber wegfallen sollen, war bislang unklar. Es herrschte Verunsicherung und Angst. Jetzt zeigt sich: Die Sorgen in Manching waren berechtigt. Denn mit über 1000 abzubauenden Stellen trifft es den Standort vor den Toren Ingolstadts am härtesten.
Betriebsratschef Thomas Pretzl (am Rednerpult) fand ebenso deutliche Worte wie IG-Metall-Vertreter Bernhard Stiedl (links).
Auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Manching, die mit über 2700 Teilnehmern die größte Betriebsversammlung am Standort überhaupt war, stellte heute Bernhard Gerwert, der Chef der neuen Division „Airbus Defense & Space“, den Beschäftigten die Zahlen persönlich vor. Gerwert hat nach Angaben des Betriebsrats dabei auch konstatiert, dass die Manchinger Belegschaft maßgeblich zum unternehmerischen Erfolg der vergangenen Jahre beigetragen habe – aber das helfe nichts für die Zukunft. Und auch wenn er betriebsbedingte Kündigungen vermeiden wolle, so könne Gerwert sie nicht ausschließen.
Wie bereits gestern berichtet, soll zunächst versucht werden, den Stellenabbau über freiwillige Maßnahmen wie Frühverrentungen oder Abfindungen zu realisieren. Wenn dies aber nicht gelingen sollte – und davon muss man wohl stark ausgehen –, dann wird es betriebsbedingte Kündigungen geben und ehemalige Cassidian-Mitarbeiter werden in die Arbeitslosigkeit geschickt.
„Der Betriebsrat und die Belegschaft sind über diesen geplanten massiven Stellenabbau am Standort schockiert“, heißt es in einer soeben veröffentlichten Pressemitteilung des Betriebsrats in Manching. In der heutigen Betriebsversammlung sei die Verunsicherung groß gewesen „und die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes stand in den Gesichtern vieler Mitarbeiter“.
Thomas Pretzl, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der EADS Deutschland GmbH („Airbus Defence and Space“) und zugleich Betriebsratschef am Standort Manching, stellte in seiner Rede verbittert fest: "Wir haben 2013 ein hervorragendes Ergebnis erbracht und als Dank dafür will das Management ein Viertel der Belegschaft loswerden." Immer nur auf mehr Wettbewerbsfähigkeit zu verweisen und als Lösung Stellenabbau vorzuschlagen, das reiche nicht aus, kritisierte Pretzl. Er forderte stattdessen eine Perspektive für den Standort Manching.
Bernhard Stiedl, der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt und Unternehmensbeauftragte der IG Metall für die EADS Deutschland GmbH, kommentierte auf der Versammlung die massiven Stellenabbaupläne in Manching: „Die schlimmsten Befürchtungen der Beschäftigten haben sich leider bewahrheitet. Dieser Arbeitsplatzabbau in diesem Umfang geht an die Substanz des Standortes. Reagiert die Politik jetzt nicht und schafft einen Rettungsschirm, wie in der Krise 2008/09 für die Beschäftigten der Automobilindustrie mit der Abwrackprämie, werden die Betroffenen direkt in die Arbeitslosigkeit entlassen."
Auf völliges Unverständnis stößt bei Stiedl und Pretzl das Vorhaben des Managements, den Arbeitsplatzabbau auch mit betriebsbedingten Kündigungen umsetzen zu wollen. „Das Management sucht offensichtlich die Konfrontation“, sagte Stiedl und kündigte zugleich unmissverständlich an: „Sollte das Management nicht auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, werden wir die Beschäftigten auffordern, mit betrieblichen Aktionen das Management von diesem Vorhaben abzubringen."
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