Am 18. Januar tritt das Sebastian-Nay-Trio an der Münchner Straße auf. Der Verein hofft indes auf eine neue Location für die Zukunft.
(ty) Nach dem für alle Jazz-Interessierten bitteren Verlust der Heimat gegenüber dem Pfaffenhofener Bahnhof im Sommer vergangenen Jahres, meldet sich die Künstlerwerkstatt zurück. Am nächsten Samstag, 18. Januar, tritt das Sebastian-Nay-Trio im Friseur-Salon "Stylez" an der Münchener Straße 14 auf. Einlass ist laut Ankündigung ab 20 Uhr, Konzer-Bbeginn um 21 Uhr. Der Eintritt ist wie früher in der Künstlerwerkstatt frei und erfolgt auf Spendenbasis. Weitere ungewöhnliche Gastspiele – so genannte Guerilla-Konzerte – sollen folgen.
Zwar gebe es nach wie vor keine neue feste Spielstätte. Doch unter dem Titel "Heimatlos – Guerilla-Konzerte" startet der "Förderverein Künstlerwerkstatt Pfaffenhofen e. V." nach eigenem Bekunden den Versuch, "in Form einer losen Konzertreihe mit wechselnden und teilweise ungewöhnlichen Spielorten im Frühjahr 2020 einerseits den Jazz wieder nach Pfaffenhofen zu bringen, wo er sich 25 Jahre lang den Widrigkeiten der Kulturbranche widersetzen konnte".
Andererseits solle "die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Schwierigkeit und Dringlichkeit der Suche nach einer neuen festen Spielstätte gelenkt werden, die nötig wäre, um das in der Vergangenheit hart erarbeitete kulturelle Kapital der Künstlerwerkstatt wieder voll ummünzen zu können in Programme mit überregionaler Strahlkraft, von denen letztlich nicht nur alle Jazz-Liebhaber, sondern ganz Pfaffenhofen als Gemeinschaft profitierte".
In einer Zeit, in der der Heimatbegriff "im Spannungsfeld vielfältiger Diskurse über Identität, Politik und Umwelt" eine zentrale Rolle spiele, solle diese Konzertreihe "auch zum Nachdenken darüber anstoßen, dass Heimat auch immer ist, was und wem man als Gesellschaft Raum gibt". Dazu gehöre eben auch eine vielfältige und integrativ wirkende Kulturarbeit, wie sie die Künstlerwerkstatt betreibe.
"Sie lebt von Aktivität und gegenseitiger Unterstützung und stellt nicht nur ein weiteres passiv zu genießendes Konsumgut dar", heißt es in einer Pressemitteilung. Daher wäre es nach Ansicht der Ehrenamtlichen des Vereins "traurig, wenn sich in einem florierenden Ort wie Pfaffenhofen trotz vieler ungenutzter, leerstehender Räumlichkeiten dauerhaft keine Heimat mehr für Jazz und Kunst finden würde".
Das erste "Guerilla-Konzert" bestreiten mit Sebastian Nay (Schlagzeug), Christoph Hörmann (Saxophon) und Ernst Techel (Bass) drei Spitzenmusiker, die schon von den ersten Sessions an in der Künstlerwerkstatt dabei gewesen sind und die den Ort und den Verein über Jahre nachhaltig geprägt haben. Als ungewöhnlichen und spannenden Spielort habe Simon Weidel seinen gewölbe-artig gebauten, schicken kleinen Friseur-Salon an der Münchener Straße 14 zur Verfügung gestellt. Damit kann der Auftakt gemacht werden.
Seit 1995 bot die Künstlerwerkstatt Konzerte in sehr guter Akustik und der einzigartigen Atmosphäre einer Kunstschreinerei. Seit Sommer vergangenen Jahres befindet sich der Verein auf der Suche nach einer neuen dauerhaften Spielstätte. Er arbeitet gemeinnützig und finanziert sich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Der Eintritt ist immer frei. "Wir fördern Konzerte außerhalb der kommerziellen Schiene", heißt es in eigener Sache. "Das Programm spiegelt die gesamte Bandbreite des Jazz."
Die gleiche Philosophie bestimme sinngemäß auch die Ausstellungen bildender Kunst. Es gehe nicht um gewinnorientierten Galeriebetrieb. Vielmehr solle die Künstlerwerkstatt ein Forum für Künstler sein, deren Arbeiten außerhalb ausgetretener ästhetischer Pfade entstanden seien. "Ihre Arbeiten bilden das visuelle Äquivalent zum lebendigen, kreativen Geist des Jazz."
Die Künstlerwerkstatt ist Preisträger des Kultur-Förderpreises der Stadt Pfaffenhofen (2010) sowie des Spielstätten-Programm-Preises 2013 und 2014 des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Im Jahre 2016 erhielt sie den Nachfolgepreis "Applaus"-Award – kurz für "Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten" – für ein "herausragendes Live-Musik-Programm".
Zum Hintergrund:
Legendäre Künstlerwerkstatt in Pfaffenhofen steht vor dem Aus