"Wir haben bislang keine Fälle im Landkreis-Gebiet, wollen aber dafür vorbereitet sein", so Landrat Martin Wolf (CSU). Was die Bürger wissen sollten
(ty) Das grassierende Corona-Virus hat auch erste Folgen im Kreis Pfaffenhofen. Das Landratsamt berichtet heute per Pressemitteilung über bereits getroffene Maßnahmen. Außerdem habe man sich "aufgrund zahlreicher Anfragen aus der Bevölkerung" dazu entschlossen, über einzelne Aspekte des Virus zu informieren. Landrat Martin Wolf (CSU) sieht den Kreis für den Fall einer Pandemie sehr gut gerüstet. "Die Information der Bevölkerung und eine strategische Zusammenarbeit beteiligter Akteure sind mir besonders wichtig", erklärt er. Das gelte auch für die überregionale Zusammenarbeit. "Panikmache halte ich für völlig übertrieben", so Wolf: "Wir haben bislang keine Fälle im Landkreis-Gebiet, wollen aber dafür vorbereitet sein." Wir fassen die wichtigsten Infos zusammen.
Übertragungsweg und Symptomatik
"Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfchen-Infektion", erklärt das Gesundheitsamt. "Dies kann direkt von Mensch zu Mensch über die Schleimhäute der Atemwege geschehen oder auch indirekt über Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden."
Wie andere respiratorische Erreger könne eine Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus zu Symptomen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen, einige Betroffene leiden auch an Durchfall. "Bei den bisher berichteten Fällen waren vier von fünf Krankheitsverläufen mild." Bei einem Teil der Patienten könne das Virus zu einem schwereren Verlauf mit Atemproblemen und zu Lungenentzündung führen. "Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten", so die Behörde.
Wie kann man sich vor Ansteckung schützen?
"Wie bei Influenza und anderen akuten Atemwegs-Infektionen schützen Husten- und Nies-Etikette (Husten in Ellenbeuge oder Einweg-Taschentuch), gute Hände-Hygiene sowie Abstand zu Erkrankten (zirka einen bis zwei Meter) auch vor einer Übertragung des neuen Corona-Virus", erklärt die Kreisbehörde. Diese Maßnahmen seien auch in Anbetracht der Grippewelle überall und jederzeit angeraten. "Man sollte sich möglichst wenig ins Gesicht fassen, um etwaige Krankheits-Erreger nicht über die Schleimhäute von Augen, Nase oder Mund aufzunehmen. Generell sollte man bei Erkrankungen nach Möglichkeit zu Hause bleiben."
Auswirkungen?
"Die Auswirkungen für Deutschland lassen sich nicht konkret vorhersagen", erklärt die Kreisbehörde. "Sie könnten mit einer schweren Grippewelle vergleichbar sein." Die Vorbereitungen auf eine weitere Verbreitung des neuartigen Corona-Virus in Deutschland "werden auf allen Ebenen intensiviert".
Was sollten Personen tun, die fürchten, sich mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert zu haben, oder die aus Regionen zurückkehren, in denen es zu Übertragungen kommt?
"Personen, die (unabhängig von einer Reise) einen persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das SARS-CoV-2-Virus im Labor nachgewiesen wurde, sollten sich unabhängig von Symptomen an das Gesundheitsamt wenden", wird dazu erklärt. "Personen, die sich in einem vom Robert-Koch-Institut (siehe jeweils aktuelle Internet-Seiten des RKI) ausgewiesenen Risikogebiet aufgehalten haben, sollten – unabhängig von Symptomen – unnötige Kontakte vermeiden und nach Möglichkeit zu Hause bleiben. Beim Auftreten von akuten respiratorischen Symptomen sollten sie die Husten- und Niesetikette sowie eine gute Hände-Hygiene beachten und, nach telefonischer Voranmeldung mit Hinweis auf die Reise, einen Arzt aufsuchen."
Reisende aus Regionen, in denen COVID-19-Fälle vorkommen, die aber keine Risikogebiete sind, gelte: "Wenn Sie innerhalb von 14 Tagen nach Rückreise Fieber, Husten oder Atemnot entwickeln, sollten Sie – nach telefonischer Anmeldung und mit Hinweis auf die Reise – einen Arzt aufsuchen. Zudem sollten sie unnötige Kontakte vermeiden, nach Möglichkeit zu Hause bleiben, die Husten- und Niesetikette sowie eine gute Hände-Hygiene beachten."
Was nach der Rückkehr aus Italien zu beachten ist
Das Landratsamt erklärt dazu: "Wenn Sie nicht in einem der Risikogebiete waren und keinen Kontakt zu einem am neuartigen Corona-Virus Erkrankten hatten (COVID 19), sind keine speziellen Vorsichts-Maßnahmen nötig." Eine Liste der aktuellen Risikogebiete könne beim Robert-Koch-Institut abgerufen werden. "Falls Sie Erkältungs- oder Grippe-Symptome entwickeln, gehen Sie bitte wie üblich vor. Das heißt: Melden Sie sich bitte frühzeitig krank und schicken Sie Ihr krankes Kind nicht in eine Gemeinschafts-Einrichtung (zum Beispiel Kindergarten, Schule)."
Weiter heißt es: "Waren Sie in einem der Risikogebiete und bekommen Sie innerhalb von 14 Tagen nach Rückkehr von dort Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen, Husten, Schnupfen, Durchfall, so vermeiden Sie alle nicht notwendigen Kontakte, bleiben Sie zu Hause. Setzen Sie sich bitte umgehend telefonisch mit Ihrer Hausarzt-Praxis in Verbindung oder rufen Sie den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 an. Der Hausarzt oder der kassenärztliche Bereitschaftsdienst bespricht mit Ihnen das weitere Vorgehen."
Wenn Sie innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet waren, wird geraten: "Vermeiden Sie – unabhängig von Symptomen – unnötige Kontakte und bleiben Sie nach Möglichkeit zu Hause." Weiter wird betont: "Hatten Sie während Ihrer Italienreise innerhalb der letzten 14 Tage Kontakt zu einem bestätigt an COVID-19 Erkrankten, so kontaktieren Sie bitte umgehend das zuständige Gesundheitsamt. Dies muss in jedem Fall erfolgen – unabhängig vom Auftreten von Symptomen."
Wo gibt es weitere offizielle Informationen?
Das Pfaffenhofener Gesundheitsamt weist vor allem auf folgende Internetseiten hin: Vom Robert-Koch-Institut (RKI) werden unter www.rki.de/covid-19 die für Deutschland gültigen Informationen laufend aktualisiert. Allgemeine Infos für Bürger, darunter Hygiene-Tipps und Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ), stellt auch die BZgA unter www.infektionsschutz.de zur Verfügung. Das bayerische Landesamt für Gesundheit- und Lebensmittel-Sicherheit (LGL) stellt unter diesem Link Informationen zur Verfügung. Auch auf der Homepage des Landkreises Pfaffenhofen sind Informationen eingestellt.
Wohin kann man sich zusätzlich bei allgemeinen Fragen zum neuartigen Corona-Virus wenden?
Zum einen können Sie sich bei Fragen an das LGL unter der Telefonnummer (0 91 31) 68 08 - 51 01 wenden. Zu den allgemeinen Geschäftszeiten können sich die Bürger des Landkreises Pfaffenhofen unter der Telefonnummer (0 84 41) 27 - 14 00 an das Gesundheitsamt in Pfaffenhofen wenden. Zudem bietet das Gesundheitsamt in Pfaffenhofen für die Landkreis-Bevölkerung, insbesondere für Reiserückkehrer aus Risikogebieten, unter der Rufnummer (0 84 41) 27 - 14 00 am morgigen Samstag, 29. Februar, von 12 bis 15 Uhr eine Telefon-Hotline an.
Maßnahmen der Ilmtalklinik
Die Ilmtalklinik in Pfaffenhofen ist nach Mitteilung des Landratsamts auf die aktuelle Situation gut vorbereitet. "Ein eigener Warte- und Untersuchungsbereich wurde im Eingangsbereich der Notaufnahme für Verdachtsfälle mit Symptomen eingerichtet", heißt es dazu. "Um der Gefahr einer Verbreitung in der Klinik vorzubeugen, werden Patienten mit grippaler Symptomatik beim Betreten des Hauses über den Windfang des Notfall-Eingangs geleitet und aufgefordert, sich über das dort befindliche Telefon zu melden und dort zu warten." Um zu verhindern, dass die Patienten direkt in zum Beispiel den Wartebereich der Patientenaufnahme gelangen, sei der weitere Zugang zur Notaufnahme gesperrt und nur noch über den Haupteingang der Klinik möglich.
Patienten und Besucher seien angehalten, die geänderte Wegeführung, welche auch nachts gelte, einzuhalten. "Eine klinikinterne Koordinierungs-Gruppe wurde eingerichtet, um täglich die Situation neu zu bewerten", wurde heute erklärt. "Der Pandemieplan der Klinik ist aktualisiert und könnte bei Bedarf ausgelöst werden." Ingo Goldammer, der Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH, sieht die Klinik gut gerüstet: "Die notwendigen Maßnahmen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt eingeleitet. Wir sind vorbereitet und beobachten die Lage permanent."
Lokale Lenkungsgruppe
Zur künftigen Steuerung und zur Abstimmung von Maßnahmen ist vom Landkreis Pfaffenhofen eine Lenkungsgruppe eingerichtet worden. Diese setzt sich laut Mitteilung der Kreisbehörde zusammen aus Ansprechpartnern des Landratsamts (Gesundheitsamt, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Pressestelle und Beteiligungs-Management), des ärztlichen Kreisverbandes (Vorsitzender Stefan Skoruppa) und der Ilmtalklinik. Mann treffe sich nach Bedarf.
Pandemieplan-Überarbeitung
"Der bayerische Pandemieplan wird derzeit überarbeitet", erklärt das Landratsamt. Grundsätzlich gelte aber auch in der aktuellen Lage der "Nationale Pandemieplan" (NPP) des Bundes. Der Plan diene als Grundlage zur Vorbereitung und als Rahmenplan für die Pandemiepläne der Länder. Grundsätzlich seien in einem Pandemiefall die Aufgaben und Abläufe auf verschiedene Teilbereiche verteilt.
Die im Pandemiefall anstehenden Aufgaben sollen innerhalb bereits bestehender Systeme und vorhandener Strukturen gelöst werden. Sobald der bayerische Pandemieplan als übergeordnetes Instrument überarbeitet worden sei, erfolge eine unverzügliche Anpassung des Pandemieplans des Landkreises Pfaffenhofen. "Dieser regelt jedoch bereits in der jetzigen Form die Abläufe für den Fall einer Pandemie."