Viktor Josef Dammertz, früherer Bischof von Augsburg, hat heute in der Krypta seine letzte Ruhe gefunden.
(pba) Der frühere Bischof Viktor Josef Dammertz hat heute in der Krypta seiner früheren Kathedrale in Augsburg seine letzte Ruhe gefunden. Unzählige Priester und Gläubige erwiesen ihm dabei im Hohen Dom ihre letzte Ehre. Zelebriert wurde das Pontifikal-Requiem von Reinhard Kardinal Marx, Metropolit der Kirchenprovinz München und Freising und Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. Dammertz, promovierter Kirchenrechtler, hatte die Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, von 1993 bis 2004 geführt. Er war in St. Ottilien im Alter von 90 Jahren gestorben.
In einer kurzen Ansprache rief Kardinal Marx noch einmal den Wahlspruch des Verstorbenen in Erinnerung: "Für euch – mit euch": Er sei für die Menschen Bischof gewesen und mit ihnen Christ. "Wir dürfen dankbar sein für dieses Lebenszeugnis", sagte der Kardinal und wünschte sich, "dass wir wie Bischof Dammertz gemeinsam unterwegs auf dem Weg bleiben, so wie Gott es uns vorgegeben hat". Ihm zur Seite standen bei der Konzelebration der designierte künftige Bischof von Augsburg, Bertram Meier, und zehn Diözesan- und Weihbischöfe sowie emeritierte Oberhirten und Wegbegleiter des Verstorbenen.
Dompropst Anton Losinger vertrat dabei das Domkapitel und feierte gemeinsam mit den emeritierten Augsburger Bischöfen Walter Mixa und Konrad Zdarsa sowie den Weihbischöfen Florian Wörner und Josef Grünwald die Messe. Aus den Nachbar-Diözesen waren neben dem Hauptzelebranten unter anderem Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg und Bischof Gregor Maria Hanke aus Eichstätt anwesend. Für den Benediktiner-Orden feierten zahlreiche Äbte mit, darunter auch Erzabt Wolfang Öxler von St. Ottilien.
Neben sehr vielen Gläubigen waren auch zahlreiche Ordensangehörige von Frauen- und Männergemeinschaften anwesend und beteten für den Verstorbenen. Auch Fahnenabordnungen und Vertreter der verschiedenen kirchlichen Verbände erwiesen Dammertz die letzte Ehre. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Schola der Erzabtei St. Ottilien und den Männerstimmen der Augsburger Domsingknaben, die nach der Predigt "Wer nur den lieben Gott lässt walten" von Johann Sebastian Bach anstimmten. Domorganistin Claudia Waßner füllte den Dom mit ruhigen Klängen und begleitete den Gemeindegesang mit.
Die Schola der Erzabtei St. Ottilien vor dem Sarg.
In seiner Predigt blickte Diözesan-Administrator Prälat Bertram Meier auf das Leben des Verstorbenen früheren Bischofs von Augsburg zurück. Er orientierte sich dabei an dem Dreiklang "Höre, nimm an, erfülle!" aus der Regel des Heiligen Benedikt. Dieser Dreiklang sei eine Melodie für alle, die ein geistliches Leben führen wollen, so Meier. "So dürfen wir an diesem Tag des Abschieds das Leben von Bischof Viktor Josef Dammertz in diesem Dreiklang noch einmal zum Strahlen bringen, verbunden mit der Frage: Was würde uns Viktor Josef jetzt predigen, wenn er an meiner Stelle hier stehen und noch einmal das Wort an uns richten könnte?"
Dammertz sei ein hörender Mensch gewesen, er habe hingehört und nicht nur die Ohren gespitzt, unterstrich der Diözesan-Administrator. Er habe ein Leben lang die Akustik seines Herzens geprüft. "Er hörte zu, um zu verstehen, und nicht vorrangig, um zu antworten", was eine heute selten gewordene Tugend sei. Im vertrauten Gespräch mit ihm sei zu spüren gewesen, dass er um die Anwesenheit eines Dritten wusste: Christus.
Deshalb sei Viktor Josef Dammertz auch das Annehmen wichtig gewesen. Ein Leben mit Christus, wenn es ernst gemeint sei, habe sich für ihn in Verfügbarkeit und Veränderungsbereitschaft zeigen und bewähren müssen. "Diese Tugenden brauchen wir in der Kirche heute mehr denn je", hob Meier hervor. "Sonst bleiben wir stehen, im Guten verhärtet."
Schließlich habe der Verstorbene auch das "Erfülle!" aus der Mönchsregel des Heiligen Benedikt ernst genommen. Meier bezog sich dabei auf einen Vortrag von Dammertz, den er vor fast 25 Jahren anlässlich einer Geburtstagsfeier für den Benediktinerabt Georg Holzherr in Maria Einsiedeln gehalten habe. Wie für einen Abt sei es eine der wichtigsten Aufgaben des Diözesanbischofs, trotz aller Gegensätze die Einheit der Kommunität zu wahren, zu fördern und immer neu zu schaffen.
"Eine dornenvolle Aufgabe, die ihn stets der Gefahr von Missverständnissen aussetzt, wenn er nicht einer der Seiten voll recht gibt. Der Bischof wird sich nicht dem Kreuz entziehen können, in sich selbst die Spannungen und die Gegensätze zu leben", zitierte Meier aus diesem Vortrag. Er fügte hinzu: "Wie wahr doch diese Worte sind. Und wie richtungsweisend sie doch sind – für mich als angehenden Bischof und für uns alle in der Kirche und im Kloster!"
Papst Franziskus habe um die Größe von Dammertz als Christ, als Mönch, als Priester und Bischof gewusst. In einem Beleids-Telegramm, das die Unterschrift von Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin trage, habe er geschrieben: "Der Heilige Vater verbindet sich mit den Gläubigen der Diözese Augsburg im Gebet für den Verstorbenen. Gemäß seinem Wahlspruch 'Für Euch – Mit Euch' war Bischof Viktor Josef als Hirte den Menschen in ihren Freuden und Sorgen stets nahe."
Am Ende seiner Predigt wurde Meier sehr persönlich. Er bezog sich auf seine am 21. März bevorstehende Bischofsweihe. Bischof Viktor Josef habe sich herzlich mitgefreut und ihm wiederholt gesagt, zur Weihe nach Augsburg kommen zu müssen, "um dem Bertram die Hände aufzulegen". Das sei nun anders gekommen. "Ich hoffe fest, dass Viktor Josef sich weiter mitfreut", von anderer Warte aus. Er habe nur die Seiten gewechselt und sei schon weiter als wir.
Deshalb bat er den Verstorbenen: "Viktor Josef, lege mir die Hände auf und nimm mich an! Viktor Josef, breite deine Hände aus und segne das Bistum Augsburg, das du elf Jahre lang als Bischof geleitet hast. Viktor Josef, nimm uns an die Hand und begleite uns in eine gute Zukunft – miteinander und füreinander. Amen."
Am Ende des Requiems versammelten sich die priesterlichen Mitbrüder ein letztes Mal um den blumengeschmückten Sarg. Unter dem Läuten der Totenglocke wurden die sterblichen Überreste von Bischof Viktor Josef dann zur letzten Ruhe in die Krypta des Hohen Doms gebracht. Der Sarg wurde unter den Gesängen der Schola seiner Mitbrüder aus St. Ottilien sowie den Sterbegebeten von Dompropst Losinger in den Boden hinabgelassen. Dort ruht Dammertz jetzt neben seinem Vorgänger im Bischofsamt, Josef Stimpfle.
Dompropst Anton Losinger segnet den Sarg mit Weihwasser.