884 bestätigte Infektionen, 629 Genesene. Bei einer Pressekonferenz am Landratsamt wurde heute die aktuelle Situation erklärt.
(ty) Die Lage stabilisiere sich. Das ist im Gesundheitsamt, im Klinikum und auch in den Arzt-Praxen im Landkreis Freising zu spüren. "Es ist etwas Ruhe eingekehrt", sagte beispielsweise Mark Bardenheuer, der als Versorgungsarzt im Landkreis tätig ist, heute bei der neunten Presse-Konferenz in Sachen Corona-Virus. Doch alle Beteiligten bereiten sich darauf vor, dass sich die Lockerungen der Ausgangs-Beschränkungen sowie die Öffnung vieler Geschäfte und Schulen auf die Zahl der mit dem neuartigen Virus infizierten Menschen auswirken könnten. Im Kreis Freising sind – Stand heute, 14 Uhr – insgesamt 884 Corona-Virus-Infektionen nachgewiesen, 629 Patienten sind bereits wieder genesen. 38 infizierte Menschen sind gestorben.
Im Klinikum von Freising ist die Anzahl der Corona-Patienten im Vergleich zur Vorwoche etwas gesunken. Aktuell liegen 35 positiv Getestete in dem Krankenhaus, zehn davon auf der Intensiv-Station – davon wiederum müssen sieben beatmet werden, berichtete der ärztliche Direktor Markus Neumaier. In den Arzt-Praxen sei es "ruhig", sagte Georg Miedl vom ärztlichen Kreisverband Freising. Es kämen inzwischen wieder vermehrt Patienten mit anderen Erkrankungen. "Doch wir sind gespannt, wie es weitergeht, und versuchen sehr vorsichtig zu sein."
Versorgungsarzt Bardenheuer fügte hinzu: "Wir sind in Erwartung der zweiten Welle." Die Konzepte seien gut etabliert. Daher sei man im Landkreis Freising gut aufgestellt, um bei einem erneuten Anstieg der Infektionen die ärztliche Versorgung sicherzustellen.
Auch in der so genannten Führungsgruppe Katastrophenschutz sei "der Respekt vor einer neuen Welle groß", sagte deren Leiter Tobias Diepold. Daher wird, so war heute zu erfahren, weiterhin zahlreiches Schutzmaterial beschafft, um die verschiedenen Empfänger verteilen zu können.
Dazu zählen nun auch die Schulen in Trägerschaft des Landkreises Freising. Zum Start des Unterrichts für die Abschluss-Klassen am kommenden Montag wird der Landkreis nach eigenen Angaben einmalig für jeden Schüler und jede Lehrkraft je eine Maske zur Verfügung stellen – quasi ein "Starterset", wie es Florian Plajer nannte, der am Landratsamt für die Schulen zuständig ist. Damit gehe man über die Forderungen der Staatsregierung hinaus, denn das Kultusministerium halte eine Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht bisher für nicht erforderlich. Aber im Bus zur Schule werde sie ab Montag zur Pflicht.
Auch in Sachen Reinigung der genutzten Schulräume sei der Landkreis vorbereitet. Diese werden laut heutiger Erklärung mindestens einmal täglich gereinigt. Kontaktflächen mit Personen – also zum Beispiel Tische, Bänke, Türgriffe, Handläufe – werden demnach zunächst einmal täglich desinfiziert. Ob und in welchem Umfang diese Flächendesinfektion auch bei künftigem Vollbetrieb der Schulen aufrechterhalten werden könne, sei allerdings derzeit noch offen. Für die Handhygiene würden immer ausreichend Flüssigseifen-Spender und Handtuch-Spender vorhanden sein. Die Sekretariate bekämen Trennscheiben, die Mensa und der Pausenverkauf blieben geschlossen.
An der Freisinger Realschule "Gute Änger" werde ab dem morgigen Freitag das so genannte "Contact Tracing Team" (CTT) seine Arbeit aufnehmen. Das sind 20 Mitarbeiter, die von der Regierung von Oberbayern nach Freising abgeordnet wurden, um das Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Kontakt-Personen zu unterstützen. Diese Aufgabe erledigen seit einigen Wochen Bedienstete des Landratsamts, die eigentlich in anderen Bereichen tätig sind. Diese sollen nun nach und nach wieder ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen können. "Damit wir den normalen Betreib des Landratsamts langsam wieder aufnehmen können", so Landrat Josef Hauner. Die Arbeitsplätze des CTT seien in einem eigenen Flügel der Schule untergebracht, der über ein separates Treppenhaus zugänglich sei.
Eine Neuerung gibt es bei der Corona-Teststelle am Landkreis-Bauhof in Zolling. "Seit gestern können Getestete ihr Testergebnis über ihr Handy selbst abfragen", sagte Hubert Böck, Rettungsdienst-Leiter beim BRK-Kreisverband Freising, der dort Abstriche durchführt. Die Leute bekämen ein Kärtchen, könnten den Code scannen und sähen dann ihr Ergebnis. "Grün für negativ, blau für noch in Arbeit, rot für positiv." Das Labor habe zugesagt, dass das Ergebnis innerhalb von 48 Stunden vorliegen sollte. Das Rote Kreuz hat ein Callcenter eingerichtet, in dem täglich drei Mitarbeiter die Termine für die Teststelle koordinieren.
169 Transporte von Corona-Patienten hat der Rettungsdienst des BRK laut heutigen Angaben bereits durchgeführt, 80 davon mit Notarzt. Wichtig war Hubert Böck zu erklären: Wer einen Rettungswagen rufe, solle es dringend bereits gegenüber der Leitstelle erwähnen, falls Symptome wie Husten oder Fieber vorlägen, also der Verdacht einer Corona-Infektion bestehen könnte. "Damit schützen Sie unsere Mitarbeiter!" Wenn es wärmer werde, rechne die Wasserwacht zusätzlich mit vermehrten Einsätzen, "wenn die Menschen am Badesee schwimmen gehen".
Die Corona-Teststelle betreibt das BRK in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe, deren Ehrenamtliche ebenfalls mithelfen, die Krise zu bewältigen. "Wir haben den Auftrag, die Bevölkerung mit allem zu versorgen, was lebensnotwendig ist", sagte deren Vertreter Heinrich Märkl. In den vergangenen drei Wochen habe man speziell die Asylbewerber-Unterkunft in Attenkirchen mit Lebensmitteln versorgt, weil die Bewohner unter Quarantäne standen. Außerdem habe man eine Telefonnummer für die Gemeinden geschaltet, falls dort Menschen Hilfe brauchen. "Unsere knapp 100 Ehrenamtlichen sind voller Tatendrang."