Genossenschaft kann nach vier Jahren Vorlauf von der erhaltenen Genehmigung berichten. Drei Anlagen mit je 4,2 Megawatt Leistung geplant.
(ty) "Mancher Beobachter hatte schon nicht mehr daran geglaubt", räumt die hiesige Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) selbst ein. Doch nach eigenen Angaben hat sie jetzt, nach rund vierjährigem behördlichem Vorlauf, vom Pfaffenhofener Landratsamt die Genehmigung nach dem Bundes-Immissions-Schutz-Gesetz für die Errichtung von drei Windkraft-Anlagen im Förnbacher Forst im Stadtgebiet von Pfaffenhofen erhalten. Genehmigt worden seien drei so genannte Onshore-Anlagen vom Typ "Enercon E-138" mit einer Nennleistung von jeweils 4,2 Megawatt (MW), einer Gesamthöhe von 229 Metern und einem Rotor-Durchmesser von 138 Metern.
"Auch für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energie im Stadtgebiet Pfaffenhofen ist damit ein wichtiger Meilenstein geschafft", sagt BEG-Chef Andreas Herschmann, der für die SPD auch im Stadtrat und im Kreistag sitzt. Nach der Inbetriebnahme der drei geplanten Anlagen wird Pfaffenhofen seinen Worten zufolge "100 Prozent lokale Stromversorgung" planmäßig erreichen. Er spricht deshalb von einem großen Fortschritt. Mit einer Gesamtleistung von 12,6 Megawatt handelt es sich bei dem anvisierten Bürgerwindpark nach BEG-Bekunden um den bislang leistungsstärksten in der Region.
Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler), der sich vor seiner Wahl zum Landrat in seiner damaligen Funktion als Vize-Bürgermeister von Pfaffenhofen für den Windpark stark gemacht hatte, zeigt sich zufrieden: "Bei der Energiewende und dem Ausbau der Windkraft ist die Beteiligung der Bürger entscheidend", sagt er. "Die Akzeptanz in der Bevölkerung für dieses Projekt war von Anfang an sehr hoch." Man könne sich schließlich sogar direkt an den Anlagen beteiligen. Das bunte Kreistags-Bündnis (Freie Wähler, SPD, Grüne, Bürgerliste und ÖDP) und er selbst hätten sich bis zum Jahre 2030 "hundert Prozent erneuerbare Stromversorgung im Landkreis" vorgenommen, so Gürtner. "Der BEG-Bürgerwindpark wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten."
BEG-Chef Herschmann, der sich für die Sozialdemokraten auch selbst um den Landrats-Posten beworben hatte, zeigt sich erleichtert und fühlt sich bestätigt: "Nachdem sich von Anfang an ein breites bürgerschaftliches Bündnis hinter unser Projekt gestellt hatte, war das natürlich ein unglaublicher Ansporn, weiterzumachen." Seither sei auch die Genossenschaft stark gewachsen.
"Alle unsere – Stand heute – 770 Mitglieder können stolz darauf sein", betont er. "Es hat sich gelohnt, dass wir nie aufgeben haben." Allerdings waren Geduld und langer Atem gefragt. Bereits im April 2016 hatte die BEG das Projekt erstmals vorgestellt. Damals waren alle möglichen sieben Standorte für Windkraft-Anlagen im Förnbacher Forst aufgezeigt worden.
Sie waren zwar Konkurrenten um den Landrats-Posten, machen sich aber gemeinsam für Windkraft stark: Andreas Herschmann (links) und Albert Gürtner.
Die BEG blickt in einer aktuellen Pressemiteilung zurück: Nach einer Info-Veranstaltung der Kreisstadt und weiteren Detailplanungen sei im August 2016 der Bauantrag für drei Anlagen beim Landratsamt eingereicht worden. Zugleich habe der Stadtrat den Beschluss zur Aufstellung des städtischen Bebauungsplans "Sondergebiet Bürgerwindpark Pfaffenhofen" gefasst und mit dem Ratsbegehren den Bürgerentscheid "Saubere Energie aus Windkraft" initiiert. Die Pfaffenhofener entschieden sich daraufhin am 23. Oktober 2016 mit knapp 57 Prozent für die Fortführung des Bebauungsplans sowie damit auch für die Realisierung des Vorhabens.
"Seither ist viel passiert", fasst die Genossenschaft zusammen. Auf Anregung von Landratsamt und Bundeswehr seien zwei Standorte leicht verändert sowie die Anlagen um rund 50 Meter verschoben worden. Die Windräder seien auf einen noch effizienteren Anlagentyp angepasst worden. Für verschiedene Tierarten seien Konzepte zum Schutz bei Bau und Betrieb der Anlagen erarbeitet worden. Dabei seien auch das bayerische Umweltministerium und Umweltminister Thorsten Glauber beteiligt worden. Der letzte Stand sei im Juli vergangenen Jahres mit den geänderten Antrags- und Planunterlagen nach Bundes-Immissions-Schutz-Gesetz beim Landratsamt eingereicht worden.
Letztlich erst im März dieses Jahres, so die BEG weiter, hätten seitens des bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) auch aktuelle, bundesweite Forschungs-Ergebnisse zum Uhu-Flugverhalten ihre Anerkennung gefunden. Das Fazit der obersten Umweltschützer im Freistaat fasst die Genossenschaft knapp so zusammen: "Der Uhu fliegt gar nicht so hoch und damit nicht in den Gefahren-Bereich. Der Vogel ist somit durch die Windräder auch nicht gefährdet."
Die obere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Oberbayern habe der Pfaffenhofener Bürgerenergie-Genossenschaft überdies bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein und im öffentlichen Interesse zu handeln. In einer Stellungnahme sei attestiert worden, zitiert die BEG: "Die Errichtung von WEA (Windenergie-Anlagen) liegt im öffentlichen Interesse, da dem Aufbau einer nachhaltigen Energie-Versorgung insbesondere durch zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien besondere Bedeutung zukommt."
Heute nun, am 5. August 2020, habe Landrat Albert Gürtner schließlich grünes Licht geben können. Unter Berufung auf Fachleute lässt die BEG in diesem Zusammenhang wissen, dass es sich um die bisher einzigen Windkraft-Anlagen handle, die bislang heuer im Freistaat genehmigt worden seien. Die Genehmigung umfasse allerdings auch viele Verpflichtungen für Artenschutz-Maßnahmen, erläutert die Genossenschaft
"Vorsorglich für den Fall eines möglichen Aufenthalts eines Wespenbussards werden die Windräder in den ersten drei Jahren von Mitte Mai bis Ende August nur nachts betrieben." Die Maßnahmen seien in den Ertrags-Berechnungen berücksichtigt und fielen aufgrund der windschwachen Monate im Sommer nicht ins Gewicht. Zudem sei die BEG verpflichtet, ein digitales Fledermaus-Monitoring mit Abschalt-Automatik sowie aktive Maßnahmen am Boden zum Schutz von Zauneidechse und Haselmaus durchzuführen.
BEG-Frontmann Herschmann nahm die Entscheidung nach eigenem Bekunden erleichtert zur Kenntnis: "Klimaschutz und Artenschutz sind zwei Seiten der gleichen Medaille und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", sagt er. "Wir waren immer sicher, dass wir eine gute Lösung für alle Artenschutz-Fragen erarbeitet haben. Die Genehmigungs-Behörde hat uns das nun bestätigt." Das freut ihn, "aber lieber wäre mir gewesen, wir hätten nicht so viel Zeit für den Klimaschutz verloren".
Mit der Genehmigung sind nach Mitteilung der BEG nun alle Voraussetzungen für eine Beteiligung an einer der kommenden Windkraft-Ausschreibungen der Bundesnetzagentur erfüllt. Als reine Formalität gilt aus Sicht der Genossenschaft der noch ausstehende Satzungsbeschluss der Stadt Pfaffenhofen zur endgültigen Wirksamkeit des Bebauungsplans. Mit den ersten Arbeiten könnte aus Sicht der BEG dann bereits im anstehenden Winter begonnen werden. Auf www.buergerenergie-pfaffenhofen.de könnten sich Bürger unverbindlich Anteile an dem Projekt reservieren.