Bertram Meier traf zwei Grundsatz-Aussagen. Erstens: "Zeit ist mehr wert als der Raum." Zweitens: "Das Wort kommt vor dem Sakrament."
(pba) "Zeit ist mehr wert als der Raum." Und: "Das Wort kommt vor dem Sakrament." Mit diesen beiden Grundsatz-Aussagen hat Bischof Bertram Meier zwei Akzente der zukünftigen seelsorglichen Arbeit benannt. Er setzte mit diesen beiden Grundsätzen einen Impuls für das Weiterdenken und die Beratung in den diözesanen Gremien. Zugleich ließ er keinen Zweifel daran, dass es erforderlich ist, die Entwicklungen der vergangenen Jahre und insbesondere die Erfahrungen im Zuge der Corona-Pandemie ernst zu nehmen. Meier ist Oberhirte der Diözese Augsburg, die auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen umfasst.
Er predigte im Rahmen der Chrisam-Messe im Augsburger Dom, die normalerweise in der Woche vor Ostern gefeiert wird – was in diesem Jahr jedoch nicht möglich war. Der Name der Chrisam-Messe nimmt Bezug auf die heiligen Öle, die bei der Taufe, Firmung, Weihe und Kranken-Salbung zum Einsatz kommen und die in dieser heiligen Messe für das ganze Bistum Augsburg geweiht werden. Zudem erneuern die anwesenden Priester gegenüber dem Bischof ihr Weihe-Versprechen. So waren unter den rund 250 Teilnehmern im Dom überwiegend Priester und Diakone aus allen Dekanaten der Diözese, zudem einige pastorale Mitarbeiter.
Die Mitfeier vieler Priester und Diakone nutzte der Bischof dann auch in seiner Predigt für einige grundlegende Aussagen, welche Aspekte ihm für die zukünftige Ausrichtung der Seelsorge wichtig sind. Mit dem ersten Grundsatz unterstrich er, dass Räume – so wertvoll und wichtig sie auch seien – leer und damit sinnlos blieben, wenn sie nicht mit Leben, mit der Lebenszeit konkreter Menschen gefüllt würden. "Macht eure Räume auf mit Zeit für die Menschen!", rief er seinen Mitbrüdern und Mitarbeitern zu.
Die Bedeutung von konkreten Räumen könne sich wandeln oder ganz verloren gehen. Wichtig, so der Bischof, sei das Geschenk der Zeit, der Zuwendung zu den Menschen, Verbindlichkeit und Bindungen, auch und gerade in Zeiten von Corona.
Mit dem zweiten Grundsatz legte der Bischof den Fokus auf das Wort Gottes, das Jesus Christus selber sei. So wichtig die Sakramente, nicht zuletzt die Eucharistie, für das Leben der katholischen Kirche auch seien, "die Evangelisierung geht der Sakramentalisierung voraus", so Meier. In der Feier des Wortes Gottes begegneten die Gläubigen Jesus Christus selbst, dem Wort, das keine Sache, sondern Person sei.
Dies komme auch darin zum Ausdruck, dass einzig "Verbi", "Wort", im bischöflichen Wahlspruch großgeschrieben sei. Das Lob Jesu Christi und die Feier des Wortes Gottes sollten nicht verstummen, nicht in entlegenen und kleinen Gemeinden, auch nicht angesichts des Priester-Mangels. Vor diesem Hintergrund regte der Bischof eine Umsetzung der Beschlüsse der Diözesan-Synode von 1990 zur Wortgottesfeier, auch an Sonntagvormittagen, an.
Zum Abschluss ermutigte der Bischof die Priester und Diakone, letztlich aber alle Gläubigen, zum Weiterdenken: "Unsere Überlegungen, vom Heiligen Geist geleitet und freimütig geäußert, werden uns auf dem gemeinsamen Weg begleiten – im Gepäck Gottes Wort, Jesus Christus höchstpersönlich. So sind wir unterwegs als synodale Kirche."