Als Hintergrund gelten verbesserte Marktpreis-Entwicklungen. Zuletzt waren die modernen Anlagen nur "Netzreserve".
(ty) Die Eigentümer der Gaskraftwerke Irsching 4 und 5 bei Vohburg sind heute zusammengekommen, um die bevorstehende Rückkehr der beiden Anlagen in den Strommarkt mit einer Veranstaltung am Kraftwerk zu begehen. Als Ehrengäste drückten der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) und der Vohburger Bürgermeister Martin Schmid (SPD) den symbolischen Knopf. Nach sieben Jahren in der so genannten Netzreserve kehren damit in der Nacht zum 1. Oktober zwei der – so betonen die Verantwortlichen – "modernsten, effizientesten und saubersten Gaskraftwerke der Welt" zurück in den Markt.
Uniper ist alleinige Eigentümerin des Gaskraftwerks Irsching 4, an Irsching 4 sind neben Uniper auch N-Ergie, Mainova und Entega beteiligt. Als Hintergrund für die Rückkehr an den Strommarkt werden die verbesserten Marktpreis-Entwicklungen – insbesondere die gesunkenen Gaspreise – genannt, die aus Sicht der Eigentümer "einen wirtschaftlicheren Betrieb der hoch effizienten Gaskraftwerke als in der Netzreserve möglich erscheinen lassen". Die Eigentümer hatten bereits angekündigt, die Situation von Jahr zu Jahr neu zu bewerten sowie die Entscheidung bei verschlechterten Marktkonditionen zu revidieren.
"Ich begrüße es sehr, dass die hoch effizienten und modernen Gaskraftwerks-Blöcke Irsching 4 und 5 zukünftig wieder mehr genutzt werden, insbesondere in Zeiten geringer Einspeisung aus regenerativen Erzeugungs-Anlagen, erklärte Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident von Bayern sowie Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Die Rückkehr der beiden Gaskraftwerke auf den regulären Strommarkt entlastet seinen Worten zufolge auch die Verbraucher, "die bisher die Kosten der so genannten Netzreserve – in der sich die Kraftwerks-Blöcke seit Jahren befanden – über die Netzentgelte zu tragen haben".
"Trotz Kernenergie- und Kohle-Ausstieg muss auch zukünftig ausreichend gesicherte Erzeugungs-Leistung zur Verfügung stehen", so Aiwanger. Daher fordere er vom Bund die Schaffung eines systematischen Investitionsrahmens für solche Kraftwerke. "Gaskraftwerke sind bei uns aktuell der richtige Weg, um im Energiemix die Energie-Versorgung sicherzustellen."
David Bryson, Vorstands-Mitglied und Chef des operativen Geschäfts von Uniper sagte: "Heute ist ein guter Tag für den Klimaschutz in Europa. Wenn Deutschland und Europa den Klimaschutz vor Jahren bereits so ernst genommen hätten wie heute, wäre das Kraftwerk wahrscheinlich nicht abgeschaltet worden." Aber erst in den vergangenen ein bis zwei Jahren habe sich der CO2-Preis zu einem Faktor entwickelt, der den Wechsel von Kohle zu Gas bewirke. "Glücklicherweise deuten alle Signale aus der Politik darauf hin, dass diese Stärkung des Emissions-Handels weiterhin gewollt und unterstützt wird", so Bryson. "Das macht uns zuversichtlicher für die absehbare Zeit."
Josef Hasler, Vorstands-Chef von N-Ergie erklärte: "Mit dem heutigen offiziellen Startschuss zurück in den Strommarkt wird endlich eine jahrelange politische Fehlentwicklung korrigiert. Schließlich benötigen wir als Übergangs-Technologie auch weiterhin für wind- und sonnenarme Phasen hocheffiziente und flexibel einsetzbare Kraftwerke, wie Irsching 5." Gelingt es, Erdgas zum Beispiel über Power-to-Gas zunehmend zu "vergrünen", werde das Kraftwerk auch in Zukunft Bestandteil einer erfolgreichen Energiewende bleiben. "Derzeit ist es zwar leider immer noch nicht rentabel, das Kraftwerk zu betreiben, aber wir verringern unsere Verluste gegenüber dem Netzregime unter den Auflagen der Bundesnetzagentur."
Mainova-Vorstands-Mitglied Norbert Breidenbach sagte: "Wir haben immer an die Marktchancen von Irsching 5 geglaubt." Denn klimafreundlichen Gaskraftwerken mit hoher Primärenergie-Ausnutzung komme im Zuge der voranschreitenden Energiewende eine besondere Rolle zu. "Sie sind der natürliche Partner der erneuerbaren Energien und werden in der Energiewelt von morgen maßgeblich zur Versorgungs-Sicherheit beitragen."
Marie-Luise Wolff, Vorstands-Chefin von Entega, befand: "Es ist ein wichtiger Schritt, dass unser hochmodernes Kraftwerk jetzt schon vor dem regulierten Kohle-Ausstieg mit den wesentlich ineffizienteren und klimaschädlichen Kohlekraftwerken in Konkurrenz tritt." Vorrang für Klimaschutz muss ihren Worten zufolge "Vorrang für Gaskraftwerke als Brücken-Technologie" bedeuten.
Die beiden Kraftwerksblöcke Irsching 4 und 5 fielen bislang unter die so genannte Netzreserve-Verordnung. Das bedeutet, dass sie ausschließlich dann zum Einsatz kamen, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht wurde.
Das war dann der Fall, wenn das Netz in Süddeutschland wegen temporärer Engpässe gestützt werden musste. Zuletzt hatten die Eigentümer von Irsching 4 und 5 im September vergangenen Jahres die vorläufige Stilllegung der Blöcke von Oktober 2020 bis Ende September 2021 angezeigt – diese Anzeige haben die Eigentümer nun zurückgenommen.
Irsching 5 hat den Angaben zufolge eine Leistung von 846 Megawatt und ging im Jahr 2010 in Betrieb. Mit einem Wirkungsgrad von 59,7 Prozent gehöre es zu den modernsten Gaskraftwerken Europas. Es wird im Auftrag der Eigentümer-Gesellschaften von der Uniper-Kraftwerke-GmbH betrieben.
Uniper hält 50,2 Prozent der Anteile an Irsching 5, N-Ergie 25,2 Prozent, Mainova 15,6 Prozent und Entega neun Prozent. Das Gaskraftwerk Irsching 4 mit 561 Megawatt Leistung ging im Jahre 2011 in Betrieb und ist mit einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent ebenfalls eines der effizientesten Gaskraftwerke weltweit, heißt es von Uniper.