In Reichertshausen ist heute der rund eine Million Euro Erweiterungsbau der gemeindlichen Kinderkrippe eingeweiht worden – jetzt fehlt nur noch das Trampolin
Von Tobias Zell
Die Schneckengruppe hat ihre neuen Räume schon bezogen und für eine potenzielle Raupengruppe stehen die Kapazitäten bereit – sie kann jederzeit eingerichtet werden, wenn der Bedarf gegeben ist. 41 Buben und Mädchen in vier Gruppen besuchen derzeit die gemeindliche Kinderkrippe von Reichertshausen. Heute wurde der fast eine Million Euro teure Erweiterungsbau eingeweiht – und alle freuten sich.
Warten auf den Auftritt: Die Kindergartenkinder umrahmten heute mit Liedern die Einweihungsfeier.
Im Sommer 2012 sei klar geworden, dass die geschaffenen drei Krippen-Gruppen nicht ausreichen, erinnerte Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) in seiner Rede, der unter anderem Landrat Martin Wolf (CSU) und der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) lauschten. Im Oktober selben Jahres beschloss deshalb der Gemeinderat einstimmig, den Anbau in Angriff zu nehmen, der nun heute offiziell eingeweiht worden ist. Gewandt hat sich die Kommune diesbezüglich an das Architekturbüro von Rita Obereisenbuchner – sie hatte bereits den Bau und die Einrichtung der multifunktional nutzbaren Mensa im Unterschoss der Gemeindebücherei „zu unserer vollsten Zufriedenheit abgewickelt“, wie der Rathauschef lobte.
Gut gelaunt wegen der feierlichen Stimmung und angetan von den dargebotenen Gesangseinlagen: Bürgermeister Reinhard Heinrich.
Und Heinrich konnte auch berichten, dass der Freistaat Bayern den Erweiterungsbau maßgeblich finanziell gefördert hat. Von den Baukosten in Höhe von 950 000 Euro habe man 70 Prozent Zuschuss bekommen. Berücksichtige man die im Zuge des Anbaus notwendigen Anpassungsarbeiten im bestehenden Gebäudeteil, so betrage die Förderquote immer noch stattliche 60 Prozent der Gesamtkosten.
Der nun eingeweihte Erweiterungsbau umfasst rund 320 Quadratmeter auf zwei Geschossen. Entstanden sind zwei Gruppenräume, zwei Schlafräume und zwei Kindersanitärbereiche sowie ein Personalraum. Die Kostenrechnung für diese Erweiterung alleine lautet auf 790 000 Euro. Allerdings kam, wie gesagt, im Bestandsgebäude sowie bei den Außenanlagen noch einiges dazu. So wurde unter anderem die Trinkwasser-Installation den aktuellen Hygienevorschriften angepasst und auch die Heizung und die Telefonanlage wurden angepasst. Draußen sind unter anderem neue Wegeverbindungen zum Personalparkplatz geschaffen und eine neue Außenbeleuchtung installiert worden.
Hoher Besuch: Der Landtagsabgeordnete Karl Straub (links) und Landrat Martin Wolf; rechts der Jetzendorfer Bürgermeister Richard Schnell (alle CSU), der neben weiteren Rathauschefs seine Aufwartung machte.
Das Grundstück der Kinderkrippe mit dem großzügigen Garten neigt sich leicht in Richtung Ilmtal. Durch die Hanglage war es gut möglich, unterhalb der ursprünglich geforderten erdgeschossigen Erweiterung ein Hanggeschoss einzufügen, in dem sich nun eben Platz für eine mögliche fünfte Gruppe bietet. Die Verbindung zwischen Altbau und Erweiterung bildet ein zweigeschossiger Lichthof. Der Innenhof soll im Sommer als Freiluft-Atelier genutzt werden und bekommt nach Fertigstellung der Außenarbeiten noch ein Sonnensegel.
Der Raum der Schneckengruppe im neuen Anbau.
Rita Obereisenbuchner aus Pfaffenhofen, für die diese Erweiterung der erste Generalauftrag war, bekam viel Lob für ihre Arbeit. Nicht nur vom Bürgermeister und der Elternbeiratsvorsitzenden Christina Pinkwart („gelungene Räumlichkeiten“) sondern auch von Landrat Martin Wolf, der das Prädikat „architektonisch sehr gelungen“ vergab und zugleich der Gemeinde Reichertshofen eine „zukunftsweisende Entscheidung“ attestierte – wegen der vorausschauenden Schaffung von Räumlichkeiten für eine fünfte Gruppe. Das Konzept der Gemeinde passe wunderbar in das des Landkreises, so Wolf. Zugleich stellte er heraus, dass es bei der Betreuung von Kleinkindern drei Wege gebe, die seiner Meinung nach gleichberechtigt zu sehen sind: Kinderkrippe, Tagespflege oder Betreuung zu Hause.
Das Kinderkrippen-Team überraschte mit einem eigenen Text zu "Applaus" von Sportfreunde Stiller.
Silvia Rieß, die Leiterin der Kinderkrippe, lobte das Ergebnis der Baumaßnahmen als „wunderwunderschön“ und betonte: „Wir waren von Anfang an in die Planungen einbezogen.“ Außerdem seien pädagogische Aspekte so weit wie möglich berücksichtigt worden. Nun hoffe man noch auf ein großes, im Boden eingebautes Trampolin und sammle dafür Geld. Ziel sei es, dieses Spielgerät dann auch im Zuge des Gartenausbaus installieren zu können.
Die Umrahmung der heutigen Einweihungsfeier hatten die Kindergarten-Kinder übernommen, die einige Lieder vortrugen. Den kirchliche Segnung der neuen Räumlichkeiten übernahmen auf katholischer Seite Pfarrer Pater Jan und Dekan Konrad Eder sowie auf der evangelischen Seite Pfarrerin Doris Arlt.
Dreifacher kirchlicher Segen für die neuen Räume.
Vier Gruppen gibt es aktuell in der gemeindlichen Kinderkrippe von Reichertshausen. Zwei davon sind mit jeweils zwölf Kindern bereits voll belegt; die dritte ist ab Mai voll, wenn noch drei Sprösslinge zu den bislang neun hinzukommen. In der vierten Gruppe sind derzeit acht Kinder; hier können es noch drei mehr werden, wie die stellvertretende Leiterin Melanie Lipke erklärt. Denn in dieser Gruppe ist ein Kind mit Integrationsbedarf, weshalb die maximale Kinderzahl sich um eins reduziert. 41 Kinder besuchen also derzeit insgesamt die Kinderkrippe – ihr Alter liegt zwischen sechs Monaten und 3,5 Jahren. Betreut werden sie von einem neunköpfigen Stammteam plus derzeit einem Praktikanten.