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Bischof Bertram Meier blickt dankbar, aber auch nachdenklich auf das zu Ende gehende Jahr. Das Corona-Virus sei nur eine Sorge.

(pba) Bischof Bertram Meier, Oberhaupt der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, hat am heutigen Silvester-Tag dankbar und nachdenklich zugleich auf das zu Ende gehende Jahr zurückgeblickt. Zudem nimmt er drei Vorsätze mit ins neue Jahr und legt diese auch den Gläubigen ans Herz. "Werde nicht abergläubisch! Wahre die Einheit! Sei dankbar!", erklärte der Bischof zur Jahresschluss-Andacht im Hohen Dom.

 

Die vielen persönlichen und beruflichen, aber auch existentiellen und spirituellen Erfahrungen, die den Menschen gegenwärtig beschert würden, ließen ihn an ein Wort des Propheten Jesaja von einer aus den Fugen geratenen Erde denken, so Bischof Meier. "Ist es nicht so, wenn wir auf das vergangene Jahr zurückschauen, dass wir uns vorkommen wie auf einem großen Schiff, das hin und her schwankt und taumelt?"

Dabei sei das Corona-Virus nur die eine Sorge, vieles bewege uns darüber hinaus, betonte der Bischof. "Terror und Gewalt – auch im Namen Gottes –, Unfrieden und Krieg, Ausbeutung der Schöpfung und Naturkatastrophen, Einschränkung der Freiheit, Revolutionen."

Trotz allen Vertrauens in die Politik und Wertschätzung für die Arbeit von Politikerinnen und Politikern schaue er auch mit Unsicherheit und Besorgnis in die Zukunft. "Da genügt ein Blick auf die Zersplitterung unserer Gesellschaft. Dumpfe Töne gegenüber Menschen anderer Kulturen, Religionen und Nationalitäten werden lauter und salonfähiger", so der Bischof.

 

Er forderte deshalb, genau auf diese Entwicklungen zu achten und sich nicht manipulieren zu lassen. "Vor allem prüfen wir selbstkritisch, mit wem wir uns gemeinsam zeigen – politisch und kirchlich, im wirklichen Leben oder digital."

Es reiche auch nicht, beim Politiker-Check nur einige für Katholiken zweifellos wichtige Punkte wie den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens zu prüfen und dann eine Unbedenklichkeits-Erklärung für alles andere daraus abzuleiten, mahnte der Bischof. Er blicke auf ein Jahr zurück, das "unser Leben plötzlich rasant und dramatisch verändert hat", und auf ein Jahr voraus, das trotz der Impfung nicht zum Selbstläufer werde.

"Denn Corona ist auch eine Kultur-Krise", befand er. Hoffnung und Zuversicht an der Schwelle zum neuen Jahr zieht er aber aus der Zusage des Immanuel, des "Gott ist mit uns". Deshalb habe er sich drei Vorsätze für das kommende Jahr gefasst, die er gerne teilen möchte.



"Werde nicht abergläubisch", bestärkte der Bischof den Gottesdienst-Besucher im Dom und vor den Bildschirmen, indem er an einen persönlichen Moment erinnerte, der zum Abergläubisch-Werden hätte verleiten können. Denn es war ein Freitag der 13., als im März nach der Vereidigung beim bayerischen Ministerpräsidenten in München seine Bischofsweihe vorerst abgesagt wurde.

Daher empfiehlt er für solche Situationen: "Realistisch bleiben, den Glauben stärken, einander Mut machen." Die Corona-Maßnahmen, die uns auferlegt würden, seien zwar belastend, aber dienten unserem Schutz, so der Bischof: "In allem, was wir erleben und erleiden, bitte nicht abergläubisch werden, sich nicht verrückt machen lassen und vor allem niemals in die Falle von Verschwörungs-Erzählungen tappen!"

Seinen zweiten Vorsatz fasst er in den Wunsch, die Einheit zu wahren. "Wir müssen zusammenhalten. Es geht um die Gemeinschaft der Kirche." Dies tut Bischof Meier vor allem mit Blick auf die vielen – wie er es nennt – "Baustellen", die es im kirchlichen Bereich momentan gibt: Synodaler Weg, ökumenischer Kirchentag, Missbrauchs-Aufarbeitung, Priester-Ausbildung. Dabei kritisiert er vor allem die Ungeduld und die Erwartungs-Haltung mancher, dass sich Grundsätzliches in der Kirche ändern müsse.

"Die Evangelisierung, die Papst Franziskus als DNA der Kirche bezeichnet, muss unser Kompass sein, wenn wir den synodalen Weg weitergehen wollen." Es sei schade, dass dieser Weg schon vom Ziel her beschrieben werde, noch ehe er richtig begangen habe. "Haben wir das Recht, die Uhrzeit Gottes zu bestimmen?" In der Kirche zerbreche manches, aber ebenso breche auch Neues auf, bedankte sich der Bischof für alles Engagement der jungen und alten Botinnen und Boten des Evangeliums seines Bistums im vergangenen Jahr.

Und er schlägt damit gleich selbst die Brücke zu seinem dritten Vorsatz, auch nach einem solch denkwürdigen Jahr dankbar zu sein und es vor allem auch künftig zu bleiben. Jede und jeder werde eigene Wege suchen und finden, um Gott zu loben und zu preisen. "Dankbarkeit und Gotteslob sind weniger liturgische Rituale, sondern Haltungen des Lebens. Dafür gibt es viele Formen", so der Bischof.

Als bewährte Form gilt das traditionelle "Te Deum", das auch heuer wieder zum Ende des Jahres im Augsburger Dom – wenn auch in schmalerer Besetzung – den Raum füllte. Einziger Unterschied zu den Vorjahren: Es erklang nicht Anton Bruckner, sondern das des niederländischen Komponisten Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621). Unter Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann musizierte das Vokal-Ensemble "AUXantiqua" gemeinsam mit Domorganistin Claudia Waßner.


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