Umfassende Informationen bei Online-Veranstaltung der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte. Mit Video.
(ty) Die zwölfte Auflage des Land- und Forstwirtschafts-Forums der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte hat vor dem Hintergrund der Corona-Auflagen in digitaler Form stattgefunden. Umso mehr freute sich der Vorstands-Vorsitzende Richard L. Riedmaier nach eigenem Bekunden darüber, dass sich mehr als 300 Teilnehmer zum Thema "Perspektiven in der Land- und Forstwirtschaft" eingeloggt hatten. Hauptthema waren diesmal der Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Landwirtschaft, worüber Gastredner Harald Maier sprach. Wie man mit Innovation und Mut dem Klimawandel begegnen kann, zeigte Thomas Emslander senior unter dem Titel "Erfolgreiche Waldbewirtschaftung trotz Klimaveränderung durch neue Baumarten".
Vorstands-Chef Riedmaier erinnerte daran, dass das 125-jährige Bestehen des Geldinstituts im vergangenen Jahr wegen der Pandemie nicht im geplanten Rahmen gefeiert werden konnte. Die Bank hatte sich daher im Rahmen einer Jubiläumswoche und – wie berichtet – mit einer großen Spenden-Aktion bei seinen Mitgliedern und Kunden bedankt (Insgesamt 125.000 Euro für Vereine und Einrichtungen in der Region).
Wesentlich weitreichender zeigten sich die Auswirkungen der Corona-Krise an den Finanzmärkten. Immerhin seien seit dem März vergangenen Jahres sechs bis sieben Billionen Dollar zusätzlich in die Märkte gepumpt worden, um die Zinsen weiter zu drücken und die Regierungen flüssig zu halten. Damit habe sich Corona als "Turbolader" nicht nur für die Digitalisierung, sondern auch für die Verschuldung der Staaten erwiesen.
In Deutschland, so Riedmaier, zeige die Zins-Struktur-Kurve bei allen Laufzeiten ins Minus. Minuszinsen, wohin man schaue. Mit Blick auf den künftigen Wert des Geldes und die Vermögens-Anlage sprach der Vorstands-Chef klare Empfehlungen aus: Erstens die Streuung des Vermögens auf mehrere Anlage-Klassen, zweitens die Gewichtung auf Sach- und Substanzwerte. Dazu gehörten erstklassige, liquide Sachwerte wie Aktien von sehr guten Unternehmen sowie Gold, Silber und Immobilien. Selbstverständlich seien auch das Risikoprofil, die Risikobereitschaft des Anlegers sowie die persönliche Situation zu berücksichtigen.
Dr. Harald Maier ist Leiter der Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Weihenstephan, er berät die agrarmeteorologische Forschung in Bayern und Baden Württemberg. An der TU München lehrt er zu Klimawandel und Landwirtschaft, führt auch selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb. Er wies auf die Dringlichkeit hin, auf den Klimawandel zu regieren, denn dieser "steht auch in der Pandemie nicht still". Weltweit gebe es eine Zunahme von Waldbränden und Hurrikans, auch im Freistaat seinen die Auswirkungen der Klima-Erwärmung zu spüren.
Seit Mitte der 1980er Jahre lägen die Temperaturen fast ausschließlich im positiven Bereich. Durch die Erwärmung würden extreme Werte häufiger und es entstünden neue Extreme. In einem Szenario zeigte Maier die möglichen Klima-Entwicklungen auf. Sollte sich im Klimaschutz nichts bewegen, würde dies seinen Worten zufolge einen Temperatur-Anstieg von vier Grad und damit eine große Katastrophe für die Land- und Forstwirtschaft bedeuten. Wenn es aber gelinge, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, würde sich ein Temperatur-Anstieg von 1,2 Grad ergeben.
Die Zunahme der Jahresmittel-Temperaturen werde vielfältige Auswirkungen zeigen: etwa auf die Pflanzenarten und für die unterschiedlichen Regionen. Felder könnten früher bestellt, die Strahlungswärme genutzt werden. Negative Effekte ergäben sich hingegen durch erhöhte Spätfrost-Gefahr, erhöhten Wasserverbrauch durch die verlängerte Vegetations-Periode sowie aus zunehmendem Schädlingsbefall durch Trockenstress.
Auch wenn der Klimawandel durch die Umsetzung des Pariser Klimaschutz-Abkommens abgefedert werden könne, führe er zu einem höheren Ertrags- und Qualitäts-Risiko. Damit seien die landwirtschaftlichen Unternehmer neben ihrer pflanzenbaulichen Kompetenz auch in ihrer unternehmerischen Kompetenz gefordert – zum Beispiel, was die Versicherung von Gefahren oder die Absicherung von Waren-Termingeschäften betreffe.
Als indirekter Effekt erweise sich die Etablierung fremder Arten wie Ambrosia, Maiswurzelbohrer oder neuer hitzeresistenter Unkräuter – was für die Züchter eine Herausforderung darstelle. Ausbildung und Fortbildung der Landwirte werde in Zukunft extrem wichtig, um sich auf neue Bedingungen einzustellen und flexibel zu bleiben.
Video-Aufzeichnung vom Land- und Forstwirtschafts-Forum.
Thomas Emslander senior hat seinen seit mehr als 200 Jahre bestehenden landwirtschaftlichen Betrieb komplett neu ausgerichtet. Die Produktion von Weihnachtsbäumen sowie von Forstpflanzen bilden in dem niederbayerischen Forstbetrieb ein wesentliches Standbein. "Um den Herausforderungen des Klimawandels erfolgreich zu begegnen, müssen wir über den Tellerrand schauen und uns mit neuen Bäumen befassen", sagt Emslander. Er beleuchtete die Vorzüge von Küstentannen, Nordmanntannen, Douglasien, Lärchen und auch Mammutbaum. So sei die Küstentanne im Holz zur Fichte gleichwertig und man profitiere zudem von Zweigen, die sehr gut als Schnittgrün zu verwerten seien. Der Mammutbaum überzeuge mit mächtigem Wachstum und Holzqualität.
Man brauche in den nächsten 100 Jahren Baumarten, die relativ schnell Holz produzierten, CO2 bänden und Sauerstoff produzierten. Dabei seien die wirtschaftlichen Baumarten die besten in der CO2-Bindung. Die Douglasie habe sich hierbei in ihren verschiedenen Formen als sehr brauchbar erwiesen. Immerhin schaffe die Grüne Douglasie in 100 Jahren bis zu 1700 Festmeter pro Hektar. Ein Hinderungsgrund für Waldbesitzer zum Umstieg auf neue Baumarten sei oftmals die Förderung durch die Bundesregierung. Aktuell würden Laubwälder verstärkt gefördert. Auch hier sind die Emslanders eigene Wege gegangen: Sie verzichteten auf die Förderung und stellten auf neue Baumarten um.
"Die Wurzeln der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte gründen sich neben den Gewerbekunden sehr stark in der Landwirtschaft", erklärte Helmut Kundinger, Generalbevollmächtigter des Geldinstituts. Die Bank betreut seinen Worten zufolge derzeit im Individualkunden-Markt 400 große Agrarkunden sowie im Regionalmarkt weitere 2000 Agrarkunden, die ihren Betrieb im Haupt- oder Nebenerwerb führen. Die Kunden aus der Land- und Forstwirtschaft erhielten eine individuelle Betreuung durch die Agrar-Spezialisten Robert Högl, Michael Schiegl und Georg Bumes, so Kundinger. Diese drei genannten Spezialisten gaben dann auch noch Hinweise und Tipps zu Investitions-Zuschuss-Programmen und geplanten Veranstaltungen.