10.000 Beschäftigte folgen nach Gewerkschafts-Angaben dem Aufruf. Vorstand: "Wir werden immer Mittel und Wege finden."
(ty) Am heutigen Montag hat sich die IG-Metall Ingolstadt mit einem Warnstreik-Aufruf an die Audi-Kollegen im Home-Office gerichtet. 10 000 Beschäftigte folgten nach Angaben der Gewerkschaft dem Aufruf und beteiligten sich an diesem "Warnstreik dahoam". Karola Frank, ehrenamtliches Vorstands-Mitglied der IG-Metall, proklamierte: "Wir werden immer Mittel und Wege finden, um unseren Forderungen nach sicherem Entgelt und einer sicheren Zukunft Nachdruck zu verleihen – entweder vor den Werkstoren oder eben zuhause vor den Bildschirmen."
Nach Grußworten von Johann Horn, Bezirksleiter der IG-Metall Bayern, und Peter Mosch, Vorsitzender des Gesamt-Betriebsrats bei der Audi-AG, versammelte sich die digitale Runde zu einem "Tarif-Talk". In diesem wandte sich Jörg Schlagbauer, Vorsitzender der IG-Metall bei Audi, an die Belegschaft: "In unserer Forderung geht es auch um Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen. Sie leisten während der Pandemie Außergewöhnliches im Home-Office oder in den Büros und Werkstätten vor Ort unter erschwerten Bedingungen." Ihr Engagement habe die Unternehmen durch diese schwierige Zeit gebracht, sodass einige schon wieder Gewinne schrieben. "Das muss im Tarif-Abschluss Berücksichtigung finden und nicht nur in den Dividenden-Zahlungen", forderte Schlagbauer.
"Das vergangene Jahr war geprägt durch das Corona-Virus, das uns leider immer noch im Griff hat. Es war und ist für uns alle eine große Herausforderung", so Mosch. "Wir haben letztes Jahr in der Tarifrunde gesagt: Jobsicherheit vor Lohnzuwächsen. Damit haben die Beschäftigten die Unternehmen in einer unübersichtlichen und schwierigen Situation stabilisiert." Diese Strategie war nach Dafürhalten des Audi-Betriebsrats-Chefs erfolgreich. "Jetzt müssen aus dem Dank der Arbeitgeber in Sonntagsreden auch Taten folgen", postuliert Mosch: "Am besten durch die von der IG Metall geforderte Tariferhöhung."
Horn schwor die Beschäftigten auf weitere Aktivitäten ein: "Wir waren und sind bereit für Verhandlungen, aber nicht über Angriffe auf unseren Tarif-Vertrag, sondern zu Perspektiven für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber glauben, jetzt alles durchsetzen zu können. Deshalb ist es wichtig, dass alle Metallerinnen und Metaller bei Aktionen und Warnstreiks zeigen, dass wir zusammenhalten. Die neu gewählte Vorsitzende der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung, Stefanie Braun, kündigte für den weiteren Verlauf der Tarif-Bewegung eigene Jugend-Aktionen an. Für die IG-Metall-Jugend stünden vor allem die Sicherung der Ausbildungszahlen, tarif-vertragliche Regelungen für Dual-Studierende sowie die unbefristete Übernahmen im Zentrum der Aktionen.
Mit 10 000 Teilnehmern war der heutige digitale Warnstreik bei Audi nach Gewerkschafts-Angabe die bislang größte Streik-Aktion der IG-Metall Ingolstadt. Seit Ende der Friedenspflicht haben – so hieß es weiter – im Raum Ingolstadt zirka 20 000 Beschäftigte nach Aufruf der IG-Metall die Arbeit niedergelegt. "Wir sind gut gerüstet und bereit für die zweite Runde", kommentierte Bernhard Stiedl, der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall Ingolstadt. "Wir haben gezeigt, dass wir auch zu Pandemie-Zeiten handlungsfähig sind."