Anton Losinger warb zum heutigen Karfreitag auch für Kruzifixe in Pflegeheimen und Krankenzimmern sowie daheim.
(ty) In seiner Ansprache zum heutigen Karfreitag hat Weihbischof Anton Losinger für Kruzifixe in Pflegeheimen, Krankenzimmern und zuhause geworben. Denn in ihren Nöten, Ängsten und Sorgen bräuchten Menschen den heilenden Blick des Erlösers in ihrer Nähe, betonte er in der Karfreitags-Liturgie mit Bischof Bertram Meier im Augsburger Dom. Zudem bezeichnete der Weihbischof gute Pflege, professionelle Palliativ-Versorgung und Ausbau der Hospiz-Idee als die passenden Instrumente der Sterbebegleitung. "Unsere Aufgabe ist Hilfe zum Leben, nicht Sterbehilfe!"
Gerade unter dem Eindruck der vergangenen Monate der Distanz und Unsicherheit, in denen viele Menschen ihre persönliche Corona-Passion erleiden und erleben mussten, rückte Losinger den leidenden Herrn, den "echten Jesus", wie ihn die Liturgie des heutigen Tages zeige, in das Zentrum seiner Ansprache. Erlösung durch das Kreuz sei kein perfekter heller Raum, wie es die Esoterik gerne zeichne. Im Gegenteil: Erlösung durch das Kreuz sei die Rettung aus dem wirklichen Dunkel, aus allem Schmerzenden, Belastenden und Bedrückenden des Lebens. Daher empfahl er den Gläubigen: "Sie brauchen das Kreuz Jesu im Meditationsraum ihres Lebens, weil sie darin mit ihrem Lebens-Kreuz am besten aufgehoben und geborgen sind. Das ist die Botschaft des Karfreitags, die unser Leben letztlich hell macht. Der liebende Blick des Erlösers, der tröstet und befreit."
Mit Blick auf die Sterbehilfe-Debatte blickte Losinger sorgenvoll in die Zukunft. Trotz der fantastischen Möglichkeiten und Aussichten, die uns die moderne Medizin verheiße, sei uns doch vieles eher fraglich geworden. Vieles zeige die Kehrseite der wissenschaftlichen Entwicklung, die wachsende Ängste in den Menschen entstehen lasse, so der Weihbischof. "Darum stemmen wir uns vehement gegen Tötung auf Verlangen und organisierte Sterbehilfe. Weil um Jesu Willen kein Mensch durch die Hand eines anderen aktiv getötet oder auch nur durch sublimes Drängen seiner Umgebung in den Tod gedrängt werden soll." Denn hinter der Theorie vom freiverantwortlichen Suizid stünde meistens nicht autonome Freiheit, sondern ein Hilferuf an die Gesellschaft.
Im deutschen Bundestag werde uns die Frage nach assistiertem Suizid mit Wucht begegnen, "wenn nach dem ominösen Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 die Gesetzesvorlage zur geschäftsmäßigen Sterbehilfe zur Debatte kommt". Hier gehe es um nicht mehr und nicht weniger als um den Wasserstand einer Kultur des Lebens in unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft, die sich doch das Lebensrecht und die Unantastbarkeit der Würde in das Grundgesetz geschrieben habe, mahnte er.
Nach den großen Fürbitten sowie der Verehrung des Kreuzes wurde das Allerheiligste zum Ende der Liturgie in einer Prozession begleitet vom Gesang der Domsingknaben zum Heiligen Grab gebracht, das heuer nicht – wie gewohnt – in der Marien-Kapelle aufgebaut ist, sondern vor dem Sakraments-Altar. Vor dem Grab ist es bis 17 Uhr am Karsamstag zur Anbetung ausgesetzt.